Falls du es noch nicht bemerkt hast: Der entscheidende Unterschied zwischen deiner M (Typ 246) ist und der M10-R ist nicht die Auflösung – die ist ungefähr gleich –, sondern daß erstere eine Schwarzweiß-Kamera ist. Farbverschiebungen sind an dieser also nicht zu bemerken, im Gegensatz zur M10-R. Mit der Auflösung hat das genau gar nichts zu tun.
Das ist anscheinend ein weit verbreiteter Irrglaube, daß Farbverschiebungen sich bei einer Schwarzweiß-Kamera nicht bemerkbar machen würden. Natürlich sieht man im Schwarzweiß-Bild keine Farbsäume in Farbe – wie auch. Aber die Farbsäume, welche der Sensor als Helligkeitswerte interpretiert, machen das Schwarzweiß-Bild unschärfer. Eine Struktur, die ohne Farbverschiebungen auf dem Sensor zwei Pixel breit wäre, wird dann auf dem Sensor durch ein nicht perfekt korrigiertes Objektiv z. B. vier Pixel breit, um ein fiktives Beispiel zu nennen. [...]
Au weia. Du bringst hier gleich mehrere Dinge durcheinander. Wo soll man da nur anfangen ...?
Also – Farbverschiebungen (von denen hier die Rede war) und Farbsäume (von denen anderswo die Rede war) sind zwei grundverschiedene Dinge. Was Farbsäume angeht, hast du recht – sie fallen in einem Schwarzweiß-Bild zwar nicht so arg störend ins Auge, beeinträchtigen aber dennoch die Bildschärfe. Das hat hier auch nie irgendwer bestritten; du rennst an dieser Stelle also offene Türen ein. Großflächige Farbverschiebungen ("Italien-Syndrom") hingegen beruhen auf einer unerwünschten Wechselwirkung von Sensordeckglas und Bayer-Farbfilter in Tateinheit mit kurzen Austrittspupillenabständen. Diese auf elektronischem Wege zu unterdrücken war der Hauptgrund für die Einführung der 6-bit-Codierung bei Leica-M-Objektiven. An M-Monochrom-Kameras können solche aber naturgemäß nicht auftreten.
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Eine M (Typ 246) hat übrigens einen Pixelabstand von 6 µm gegenüber nur 4,6 µm bei der M10-R.
Richtig.
Dafür hat die M10-R aber auch ein Bayer-Farbfilter und die M (Typ 246) nicht. Die Bayer-Farbinterpolation verrechnet die Werte mehrerer Roh-Pixel miteinander, um für jedes Pixel die RGB-Farbwerte zu rekonstruieren. Daher sind nahe beieinanderliegende RGB-Pixel nicht gänzlich unabhängig voneinander. Das Bayer-Farbinterpolationsverfahren tauscht also räumliche Auflösung gegen Farbe – was die effektive Auflösung reduziert.
Aus diesem Grunde sind die Bilder von Foveon-Sensoren und von Monochrom-Sensoren bei gleicher Pixelzahl deutlich schärfer als die von Bayer-Sensoren. Für gleiche Bildschärfe braucht ein Bayer-Sensor bei gleicher Sensorfläche annähernd doppelt so viele Pixel wie Foveon oder Monochrom. Daher kommen Leica M (Typ 246) und Leica M10-R unterm Strich auf etwa gleiche Auflösung.
Das ist einer der Gründe (neben einigen anderen), warum man überhaupt eine Monochrom-Kamera kauft, statt einfach digitale Farbaufnahmen in der Nachbearbeitung in Schwarzweiß umzuwandeln.
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Das vor ein paar Tagen von mir genannte Voigtländer 1:4/21 mm kann man an der M10-R wie folgt kodieren, um die geringe Farbverschiebung in den Ecken zu reduzieren:
Elmarit-M 1:2,8/21 mm Asph. | 011000 |
Generell gibt's fünf Optionen, ein 21-mm-Fremdobjektiv zu kodieren. Sie unterscheiden sich in Art und Stärke der Farbverschiebungs- und Vignettierungskorrektur. Welches die jeweils geeignetste ist, müßte man für jedes Fremdobjektiv ausprobieren:
Tri-Elmar-M 1:4/16-18-21 mm Asph — (geringe Korrekturstärke, für vergleichsweise großen Austrittspupillenabstand)
Super-Elmar-M 1:3,4/21 mm Asph — (mittlere Korrekturstärke)
Summilux-M 1:1,4/21 mm Asph — (hohe Korrekturstärke, v. a. Vignettierung bei großer Blende)
Elmarit-M 1:2,8/21 mm Asph — (hohe Korrekturstärke)
Elmarit-M 1:2,8/21 mm — (sehr hohe Korrekturstärke)
Manuell lassen sich nur die beiden Elmarite und das Tri-Elmar auswählen. Das Super-Elmar und das Summilux erscheinen nicht in der Liste der auswählbaren M-Objektive, weil diese beiden niemals uncodiert verkauft wurden. Übrigens ist es beim Tri-Elmar egal, welche der drei Brennweiten man auswählt, die Korrektur fällt für alle drei exakt gleich aus. Einen Unterschied macht's nur für den Eintrag der Brennweite in den EXIF-Daten.