Sicherlich hat der Mythos Leica seine Strahlkraft, aber den muß man auch teuer bezahlen. Und wenn ich z.b. die perfekt belichteten Dias aus meiner Nikon F301 anschaue, die mich 30€ samt Objektiv gekostet hat, wird es schon verdammt schwer, noch irgendwelche Vorteile in der Bildqualität zu finden, die den heftigen Aufpreis rechtfertigen.
Das liegt aber nicht daran, dass die F301, bzw. die Linse davor, so super ist, sondern das prekäre Aufnahmeformat so mies, dass man die Leica-Linse nicht erkennt. Darin liegt meiner Meinung nach das Problem der analogen M - im Vergleich zur digitalen. Ich schraub da eine 2k-Linse vor und seh nicht den Unterschied zu einem 50-Euro Zuiko. Zumindest nicht dann, wenn ich die M gebrauche, wofür sie mal gedacht war: Als Reportagekamera. Die unglaubliche Schärfe, der Schmelz, der Schärfeverlauf, die Kontraste, alles wech, wenn ich einen 400 oder 800 Asa Film dahinter knalle. Oder ich bleib niedrig, dann habe ich Zeiten ohne Ende und Bewegungsunschärfen. Will man ja auch nicht immer.
Keine Frage, ich mag den Trash-Look auch von gepushten SW-Filmen bei Reportagen. Das hat was, das grobe Korn, kommt ganz anders als Digital. Aber ehrlich, dafür dann eine Edellinse für viele Tausend Euro? Mir fällt das geflügelte Wort "Perlen vor die Säue" ein.
Es ist ja, habe ich schon ein paar mal hier geschrieben, ein Treppenwitz der Geschichte, dass die Typen in Solms Linsen geschliffen haben wie Irren für einen Bedarf, den es gar nicht mehr gab. Wer das begrenzende KB-Format genutzt hat, wegen seiner Vorteile (lange Tüten, kurze Tüten, viele Aufnahmen im Gebinde, schneller Durchsatz...) hat sich mit der mittelmäßigen BQ von Objektive der Japaner arrangiert. Hat einfach gereicht. Das Quäntchen mehr aus dem Hause Leitz hat man nicht richtig gesehen. Und wer BQ wollte, der hat zum Mittelformat gegriffen. Vergleicht mal eine analoge M mit einer Hasselblad! Da bleiben nicht viele Vorteile für die M. Die meisten Nachteile gegenüber der KB-SLR-Konkurrenz teilen sie sich. Darum hat die Teile ja kaum noch einer gekauft. Wozu? Wenn die Praktika zu 200 DM oder der Plasteklopper Nikon F-Dreihundertwasweißich (fast) den gleichen Output liefert?
Tja, und dann kam die digitale M. Die erste hat sich ein verschluckt, zeigte aber, wohin die Reise geht. Danach die M9. Ein Knaller. Die zeigt, wo der Hammer hängt, was an Linsenschliff machbar war und ist. Eine KB-Kamera auf Augenhöhe einer analogen Hasselblad, was BQ betrifft. Sie in vielerlei Hinsicht hinter sich lässt. Und das war halt erst der Anfang. Monochrome, die 240er, ...
Man muss sich halt klar machen, dass sich im Zuge der Digitalisierung alles eine Nummer verkleinert hat. Das liegt sicherlich auch daran, dass der Film seit bestimmt 20 Jahren nicht mehr wirklich weiterentwickelt wurde. Sie produzieren einfach Technik stand vor zwei Jahrzehnten. Wenn man Glück hat.
Die digitalen M arbeiten halt heute auf dem Niveau von MF aus Filmzeiten. Und da zeigen die Leica-Linsen erst richtig, was in ihnen steckt.
Das Problem, was ich habe mit der analogen M: Die Digitale ist um Klassen besser in der BQ. Die Analoge liefert Ergebnisse nahe Knipsen aus der Grabbelkiste. Dafür ein paar Tausis abdrücken.
OK, Mythos Leica, ein Kunstwerk der Optomechanik, Messsucher, klar. Der Film als Medium mit all seinen Reizen. Auch klar. Aber warum dann nicht State of the Art, was Film betrifft? Mittelformat, Hasselblad... Man arbeitet damit übrigens wieder auf Augenhöhe der digitalen M, was BQ betrifft. Wenn man es nicht mit den Din-Zahlen übertreibt.