Hallo OhWeh,
Michael, bei einem abgedruckten Bild hat der Abbildungsmaßstab nichts mit dem der Aufnahme zu tun, sondern sagt nur aus, ob das Bild so wie abgedruckt, größer/kleiner/gleich der Originalgröße ist.
Deshalb verwendet man im Buchdruck zusätzlich die Angabe der Endvergrößerung (z.B. als "Vergrößerung 12x"), das ist die resultierende Größenangabe, die nachfolgende Vergrößerung im Druck oder auch am Beamer miteinbezieht. Streng genommen hat die alleinige Angabe "Abbildungsmaßstab" beim gedruckten Bild nichts mehr zu suchen.
Leider werden Vergrößerungsfaktor und Abbildungsmaßstab gerne durcheinander geworfen.
Der Abbildungsmaßstab ist das Verhältnis von Bildgröße zu Objektgröße. Aber nicht im ausgedruckten Bild, sondern gerechnet auf das Aufnahmemedium (historisch kommt das daher, weil Makrofotografen wegen der späteren Projektion besonders mit Diamaterial gearbeitet haben, und da in der Masse eben auf KB).
Beispiel: AM 1:2 heißt, dass das Bild auf dem Sensor oder Film halb so groß ist wie das Objekt in natura.
Damit ist der Abbildungsmaßstab, wie er historisch aus der Karthographie kommt, nicht mehr dasselbe wie der AM in der Fotografie:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Abbildungsmaßstab&printable=yes
Bei Punkt 1 sind wir uns eigentlich einig, aber eben nur, wenn man ausschließlich von KB kommt. Bei Leuten die neben KB auch MF und GF verwendet haben (ich z.B. alles von 18 x 24 cm über 9 x 12 cm und 6 x 6 cn, bis hin zu KB) ist der Abbildungsmaßstab genauso konstant wie die Brennweite, die Bildwirkung beider Werte aber eben abhängig vom Format.
Nun, ich verstehe, dass es unbefriedigend ist, dass sich damals i.Gs. zum bildtechnisch besseren Mittelformat das KB am Markt als quasi-"Srandard" durchgesetzt hatte.
Tatsache ist aber, dass man sich bei vielen Fotozeitschriften nun mal darauf stillschweigend geeinigt hat, bei Bildangaben immer die KB-Umrechnung als Grundlage zu nehmen (evt. ergänzt durch die Formatangabe in Form des Kameramodells); das gilt auch für die Brennweite, wenn diese allein ohne weitere Angaben zum Objektiv genannt wird.
Wo wir uns sicher einig sind:
Natürlich ist der Abbildungsmaßstab (AM) nur als abstrakter Zahlenwert konstant, aber dennoch immer vom "Kamera-Format" abhängig.
Nichts anderes meinte ich.
Betrachten wir das einmal mit dem AM 1:1 (also der formatfüllenden Aufnahme):
- geht man vom Wort "formatfüllend" aus,
so füllt bei einem AM von 1:1 ein Motiv der Grösse 24x36mm bei Kleinbild das analoge Film- oder digitale Sensorformat völlig aus. Im FT-System reicht für die formatfüllende Aufnahme desselben Objektes nur ein AM von 1:2. Druckt man nun beide Fotos auf z.B. 10x15-Papier aus, so erscheint das Motiv aber in beiden Fällen in der Tat gleich gross. Relativ zur verwendeten Kamera ist der AM aber im einen Fall 1:1, im anderen 1:2.
Man erreicht also denselben Bildeindruck mit viel weniger Aufwand und Problemen (Lichtverlust, Anfälligkeit für Verwackelung oder Windeinfluß). Das ist evt. wichtig zu wissen, wenn man das Bild eines Fotografen betrachtet.
- nimmt man dagegen für zwei Kameras mit unterschiedlichen Aufnahmeformaten denselben AM (hier 1:1), bekommt man logischerweise ganz unterschiedliche Bilder - was Du das ja mit der "Bildwirkung" richtig umschrieben hast (FT würde hier nur ein Viertel des Objekts zeigen).
Ich finde die Angabe des AMs (evt. ergänzt durch die Endvergrößerung) auch im digitalen Zeitalter nicht überflüssig und ich finde nicht, dass der Spezialfall 1:1 nur für das KB-Format sinnvoll ist. Die Angabe "formatfüllend" gilt für jede Kamera/Sensortechnik, aber mit anderen aufnahmetechnischen Folgen.
Korrekt angegebene Bilddaten (AM, Ausschnittvergrößerung, Endvergrößerung) erlauben auch Rückschlüsse auf die Aufnahmetechnik. Das kann z.B. helfen, wenn man eine Aufnahme "nachmachen" möchte.
Und nur so erkennt man, ob z.B. eine Unschärfe erst deshalb entstanden ist, weil der Fotograf die Grenzen seines optischen Systems überschritten hat. Wurde die Aufnahme z.B. mit einem AM von 5:1 auf FT bezogen gemacht, sagt mir mein Gefühl (und die Umrechnung auf KB 10:1), dass man die Aufnahme doch besser am Stereomikroskop gemacht hätte (außer, man hat die Klasse von Nuridsany/Perennou) - zumal, wenn die Nachvergrößerung im Druck noch hinzukommt. Im Internet mag das noch nicht auffallen, aber spätestens in der Beamer-Projektion!
Auch in der Mikroskopie spricht man von "leerer Vergrößerung", wo man durch Kombination von Objektiv und Okular den Vergrößerungswert zwar immer weiter hochschrauben kann, ohne aber einen optischen Gewinn davon zu haben. Dort muss (!) man dann auch immer Vergrößerungswert und Okular zusammen in der Bildlegende angeben, damit das jeder Betrachter sofort überprüfen kann.
Ich gebe zu, dass dadurch auch so Dinge wie die Abgrenzung der Fotothemenbereiche nicht einfacher werden. Gemeinhin benennt man ja erst AMs von 1:1 bis 1:20 als den eigentlichen Makrobereich (darüber kann man nur noch sinnvoll am Mikroskop fotografieren).
Da diese Definition aber zu Zeiten des KB-Formates festgelegt wurde, heißt das nichts anderes, als dass mit FT-Kameras der Bereich schon mit 1:2 bis 1:10 erreicht wird (bezogen auf den FT-Sensor).
Angesichts des hohen Cropfaktors bei FT ist die Formatabhängigkeit des AMs nicht ganz unwichtig.
Mein Fazit:
Der AM bleibt wichtig und sollte immer angegeben werden - auch mit einer KB-Umrechnung, so wie man das bei der Objektivbrennweite ja auch macht.
viele Grüße
Michael Lindner (Bielefeld)