AW: Belichtung sicher meistern
E-500 - BELICHTUNG SICHER MEISTERN *
*) gilt auch für die anderen E-Systemkameras
Folgende Ausführungen sind das Ergebnis (Erfahrungswerte) meines
längeren - zunächst mehr oder weniger erfolglosen - Probierens
mit den verschiedenen Messmethoden, der digitalen ESP-Messung,
der mittengewichteten Integralmessung und der Spotmessung sowie
diverser Graustufen-Modelle (Zonen) in Verbindung mit letzterer.
Es hat sich mir gezeigt, dass für eine "richtige" Belichtung, die
jederzeit reproduzierbar ist und schon bei dem ersten Schuss
sitzt, die
SPOTMESSUNG das MITTEL DER WAHL ist. Mit "richtiger"
Belichtung meine ich, je nach Kontrastumfang des Motivs, das
Helligkeitsspektrum optimal einzufangen, bzw. bei
Kontrastüberschreitung gezielt entweder ein Ausreissen der
Lichter oder ein Absaufen der Tiefen zu verhindern. Die
Graustufen-Modelle (Zonen) haben sich nicht als hilfreich
erwiesen.
Zum Glück ist die Spotmessung bei den E-System-Kameras - im
Gegensatz zu derjenigen bei vielen Konkurrenzmodellen - mit
einem Messfeld von ca. 2% des Sucherbildes auch praxistauglich
(die neue Canon EOS-400D hat z.B. gar keine Spotmessung

).
VORBEREITENDE EINSTELLUNGEN
Zum Arbeiten nach unten aufzuzeigender Art empfehle ich folgende
Einstellungen:
a) für ein optimales Feintuning sollten die EV-Stufen auf "1/3
EV" gesetzt werden:
MENU-Taste -> Werkzeug 1 -> EV-STUFEN -> Tastenkreuz zur
Auswahl -> OK-Taste.
b) die Entkopplung von Fokus- und Belichtungsspeicherung während
des Halb-Gedrückt-Haltens der Auslösertaste ist sowohl im S-AF-
als auch im MF-Modus mit dem "AEL/AFL Modus 3" möglich:
MENU-Taste -> Werkzeug 1 -> AEL/AFL -> Tastenkreuz zur
Auswahl von "S-AF" bzw. "MF" -> Tastenkreuz zur Auswahl von
"Modus 3" -> OK-Taste
(Einstellung für den jeweils anderen Modus wiederholen).
Letztere Einstellung bewirkt, dass - wie gewohnt - durch
Halb-Durchdrücken des Auslösers die Belichtung gemessen und -
während des Gedrückt-Haltens - gespeichert bleibt, allerdings
die Fokussierung über die AEL/AFL-Taste vorgenommen wird. Wenn
man im MF-Modus arbeitet, bewirkt der wie oben eingestellte
"Modus 3" sogar, dass durch Druck auf die AEL/AFL-Taste dennoch
per AF fokussiert wird. Die Schärfe kann bei Bedarf manuell
nachreguliert werden, ohne dass man - wie sonst - den Auslöser
gedrückt halten muss. Man hat so im MF-Modus quasi "AF on
demand" (sehr praktisch!).
c) der generelle Einsatz der Spotmessung macht eigentlich nur im
manuellen Aufnahmemodus richtig Sinn. Das Moduswählrad ist also
auf "M" zu stellen.
ERFORSCHUNG DES ABBILDBAREN KONTRASTUMFANGS
oder: der eingebaute Belichtungsmesser
Zum Verständnis ist folgende Übung hilfreich: nach Vornahme
obiger Einstellungen messen wir den gleichmäßig blauen Himmel an
(Auslöser antippen). Die Skala, welche in den A-, S- und P-Modi
die eingestellte Belichtungskorrektur anzeigt, dient im
manuellen Aufnahmemodus als "Messzeiger". Der Ausschlag nach
rechts bzw. links zeigt die Abweichung des angemessenen Punktes
vom 18%igen "Normalgrau" an. Wir wählen eine Belichtungzeit und
eine Blende, bei welchem die Abweichung genau null beträgt und
lösen aus. Wir erstellen entsprechend noch je eine Aufnahme des
blauen Himmels mit einer Belichtungsabweichung von -3.7 EV und
+1.7 EV. Die erste Aufnahme zeigt den Himmel blau, die zweite
fast schwarz und die dritte fast weiss. Der Vergleich der drei
Aufnahmen anhand des Gesamthistogramms (Wiedergabetaste und ggf.
mehrfach die INFO-Taste drücken) zeigt bei der ersten Aufnahme
einen Balken genau in der Mitte, bei der zweiten einen Balken
knapp am linken und bei der dritten einen Balken knapp am
rechten Rand. Der Kontrastumfang geht also gemäß unseres
"Belichtungsmessers" von ca. -4 EV bis +2 EV. Aus praktischen
Gründen ist es ratsam, den Bereich nach oben auf +1.3 EV, nach
unten auf -3.7 EV zu beschränken.
DIE PRAXIS
Nach Auswahl des Motivs und einer Blende für die gewünschte
Schärfen(un)tiefe messen wir die hellsten (Lichter) und
dunkelsten Bereiche (Tiefen) im Motivausschnitt an (jeweils
Suchermitte auf Objekt richten und Auslöser kurz antippen).
Weisse Bereiche (auf Wolken, Hauswände und Fensterrahmen,
Kleidung, Blütenblätter, Tierfell/-federn etc. achten!) sind
besonders kritisch. In der Regel soll ein Ausreissen der Lichter
verhindert werden. Daher stellen wir die Belichtungszeit so ein,
dass wir bei dem Anmessen der Lichter genau eine Abweichung von
+1.3 EV erhalten (wenn nicht möglich, Blende oder ISO-Wert
ändern). Um festzustellen, ob im Tiefenbereich der
Kontrastumfang passt oder beschnitten werden wird, kontrollieren
wir die Abweichung, die sich beim Anmessen der Tiefen ergibt.
Zeigt die Belichtungsskala im Gesamt-Motiv Abweichungen im
Bereich von
-3.7 EV bis
+1.3 EV können wir sicher sein, dass das
Helligkeitsspektrum vollständig abgebildet wird.
Wird der abbildbare Kontrastumfang überschritten, d.h.
unterschreitet die Skala den Wert von -3.7 EV, so können wir
erwägen, ob nicht vielleicht die Tiefen auf Kosten der Lichter
korrekt belichtet werden sollten. Dann müssten wir die Tiefen
auf -3.3 EV (+0.3 EV als Toleranzzugabe) "setzen". Bei
statischen Motiven können wir unter Verwendung des Stativs auch
gezielt eine Aufnahme mit gut belichteten Tiefen und eine mit
gut belichteten Lichtern erstellen und diese später per EBV
verschmelzen (DRI-Technik).
Wichtig: dadurch, dass wir uns in der Regel zunächst an den
Lichtern orientieren und diese auf +1.3 EV setzen, erhalten wir
auch bei geringerem Kontrastumfang ein Histogramm, welches auf
der rechten Seite bündig abschließt. Die Reserven für eventuelle
spätere Aufhellungen und Kontrastspreizungen in der EBV sind
nämlich im rechten Histogrammbereich größer. Daher belichten wir
besser reichlich als knapp.
Achtung: enthält das Motiv Spitzlichter die für die Spotmessung
zu klein sind, welche sich mithin beim Anmessen mit der
dunkleren Umgebung mischen, so müssen wir die Belichtung
entsprechend knapper wählen. Wir können eine weit entfernte
weisse Kuh auf der Weide anmessen, dürfen diese dann aber nicht
auf +1.3 EV setzen, sondern nur auf etwa +1.0 EV.
FAZIT
Mit oben aufgezeigter Methode gelingt es mir regelmäßig schon bei
dem ersten Versuch, eine "korrekte" Belichtung zu erreichen. Mit
der ESP-Messung und einer voreingestellten Belichtungskorrektur
von -0.3 EV - 0.7 EV fährt man bei Motiven mit relativ
gleichmäßig verteilter Helligkeit zwar auch ganz gut; bei
anspruchsvolleren Motiven (helle Blüten in der Sonne, weisse Kuh
auf grüner Wiese, Gegenlichtaufnahmen ...) versagt diese aber
regelmäßig. Daher habe ich diese Methode entwickelt und mir
angewöhnt, nur noch mit Spot-Messung, Modus M und MF zu arbeiten
- schon um nicht ständig motivabhängig die Messmethode umschalten
oder einen Belichtungskorrekturwert ändern zu müssen. Diese
Arbeitsweise hat zudem zum Vorteil, dass man bewusster
fotografiert, da man das Motiv gemäß seiner Helligkeit
ANALYSIEREN und alle Belichtungsparameter manuell KONTROLLIEREN
MUSS.
Allzeit gute Belichtung!
photourist
PS: entsprechende oder gegenteilige Erfahrungen würden mich interessieren.