AW: Leica M9
Ich denke, man kann auch durchaus mit einer µFT-Kamera Bilder machen, die den Auftraggeber zufrieden stellen. Frage ist halt immer, was der Auftraggeber haben will.
Ich kenne niemanden, der eine Leica M8 oder eine µFT-Kamera kommerziell einsetzt. In Porträtstudios sehe ich meist Canon 5Ds. M-Kameras und Konsorten sind eher im photojournalistischen Bereich zu finden, meist aber als Privatkameras, die die Redakteure auf ihren Terminen mit dabei haben (keine davon digital). Im Zeitungsdruck reichen auch 4 MP aus.
Ich suche auch keine Argumente krampfhaft gegen ein System, ich habe nur gesagt, dass mir das Leica M-System für das Gebotene zu teuer ist und ich es für den Preis für zu unflexibel halte. Darauf kam als Antwort (überspitzt gesagt): "Du bist doof, hast von Messsucherfotografie halt keine Ahnung, kannst nicht richtig gucken und isst wohl nur bei McDonalds".
Naja, ein bisschen kann ich die Reaktionen schon verstehen, das wäre so, wie wenn ein Franzose in einem Forum über Paris den Eiffelturm als zu teuer im Erhalt bezeichnet. Leica ist kein nationales Heiligtum, dafür haben zu wenige solche Kameras, aber es ist der Beginn der 35-mm-Fotografie und somit ein wichtiger Teil der deutschen Fotografiegeschichte. Durchaus so elitär, dass nicht jeder daran teilhaben kann (siehe D3X), das gebe ich gerne zu.
In Zeiten der Digitalfotografie hat sich einiges geändert, jeder hat Zugriff auf Kameras, die besser sind als vor 5 Jahren und einen Bruchteil davon kosten, mittlerweile auch auf 24 MP-Kameras, die wirklich gut sind. Jeder redet mit, das technische Allgemeinwissen ist ubiquitär zu finden im Forum, da wird Sensor x mit y verglichen etc.
Leica hat mit Ach und Krach ihr M-System ins digitale Zeitalter transferieren können und ein neues größeres System generiert, wer weiß, ob diese beiden Nischen ihnen den Fortbestand sichern werden (ich lasse die X1 mal außen vor). Ich hoffe es sehr.
Nun gibt es mit dem digitalen M-System nur ein kleines Problem: M-Kameras sind eigentlich für die Ewigkeit gebaut, jedoch ist der Sensor ein Bauteil, das stetig verbessert wird und nicht ausgetauscht werden kann.
Wenn mir jemand gesagt hätte vor 5 Jahren, dass ich in 2009 immer noch mit Bayer-Sensor-Dinosauriern fotografieren würde (und damals habe ich die S3 benutzt, deren Sensor damals schon mehr Eingangsdynamik hatte) ... eigentlich müssten die schon ausgestorben sein. Aber momentan ist man damit beschäftigt, mehr Bildpunkte auf die gleiche Fläche zu bringen (7D) statt sich um einen Quantensprung in Auflösung und Eingangsdynamik zu bemühen, sprich: eine neue Sensorgeneration marktreif zu entwickeln.
Somit haben wir hier unbestritten ein technisches, in Deutschland montiertes fotografisches Meisterwerk mit einen Sensordinosaurier von Kodak, der zwar auch eine digitale Meisterleistung ist, aber letztlich ein Verfallsdatum drauf stehen hat. Wer das Geld dafür ausgeben will und kann, darf nicht auf die Preise in 1-2 Jahren schauen. Wer das nicht ausgeben will und kann, wird sicher bald Alternativen von anderen Herstellern erwägen können, denn da kommt durch den Leica-Hype bestimmt noch mehr.
Ich habe für mich beschlossen, dass ich mir keine weitere Digitalkamera kaufe, es sei denn es gibt genannten Quantensprung in der Bildqualität.