Eine A7RIII mit 24-105 ist eine sehr schöne Kombi, und ich würde die A7RIII jederzeit und immer der A7III vorziehen. Besserer Sensor, praktisch keine Nachteile beim Rauschverhalten, und Verbesserungen beim AF gegenüber der A7III (die hat, wenn ich mich richtig erinnere, keinen EyeAF und ist beim Tracking schlechter). Aber eine Kamera mit 98.000 Auslösungen würde ich mir jetzt auch nicht unbedingt kaufen - da solltest du auch weniger intensiv benutzte Exemplare finden können.
Aber mal noch ein paar alternative Gedanken:
Wenn es nicht unbedingt Vollformat sein muss, dann wäre vielleicht auch eine gebraucht OM-1 mit 12-40 f2.8 (oder 12-45 f4.0, wenn es kleiner und leichter sein soll) eine schöne Option. Leichte Abstriche bei der Bildqualität, die aber in 90% der Fälle nicht relevant sind, dafür aber eine extrem vielseitige und sehr robuste Kamera mit im Prinzip dem Featureset der Sony Alpha 1 II, plus noch ein paar Nettigkeiten wie LiveND oder LiveComposite, die gerade auf Reisen oder beim Wandern ziemlich praktisch sind.
Ich selber nutze Sony (A7RV), meine Frau die OM-1, und ich mache für uns beide die RAW-Entwicklung. Da hat Sony natürlich Vorteile bei der Bildqualität, mal mehr mal weniger, aber sie sind in den allermeisten Fällen bei weitem nicht so gross wie gemeinhin angenommen. Extremfälle ausgenommen: Portraitfotografie mit sehr lichtstarken Objektiven, sehr hohe Dynamikbereiche mit viel Bewegung, grosse Ausdrucke, oder Lowlight-Fotografie. Wobei letzteres durch KI-Entrauschen deutlich weniger ein Problem ist, und der AF der OM-1 gefühlt noch im Stockdunklen funktioniert, wo ich mit der A7RV schon lange auf manuell wechseln musste.
Ich finde MFT, insbesondere mit der OM-1 (auch MkII oder OM-3) ein ziemliches "Goldilocks-System" was Preis-Leistung für 90% der Anwendungsbereiche angeht. Ich nehme das Equipment meiner Frau selber immer mal wieder ganz gern selbst zum Fotografieren, und ich habe mich schon mehr als einmal gefragt, warum ich eigentlich eine vielfach teurere (und schwerere) Ausrüstung mit mir rumschleppe, um de facto das gleiche Bild zu machen. Nicht immer, und für mich ist das Grund genug, um das für mich zu rechtfertigen. Aber oft genug, dass man sich imho schon fragen sollte, ob einem das den zusätzlichen Aufwand wert ist.
Der zusätzliche Aufwand ist dabei nicht nur Gewicht und Volumen, sondern halt systemisch:
Die OM-1 macht alles, auch schnelle Bewegung. Bei Sony hole ich schnelle Bewegungen und blackout-freien Sucher den zweiten Body. Oder packe das Stativ aus und schraube den ND-Filter aufs Objektiv, während meine Frau halt mal kurz ins Menü geht und "LiveND" wählt. Minimale Fokusdistanzen sind oft besser, und wo MFT bei Portraits Nachteile beim Freistellen hat, hat es bei Makros Vorteile, weil mehr scharf ist.
Langer Rede kurzer Sinn:
Mit beiden Systemen wirst du Spass haben, und gleiches gilt auch für die Systeme von Canon und Nikon (mich persönlich würde ja eine gebrauchte Z7II mit 24-120 reizen, aber ich brauche sie halt einfach wirklich nicht). Es ist aber mMn eine gute Idee, über das unmittelbare "Jetzt" hinauszudenken und sich ein paar Gedanken zu machen, wieviel Geld, Zeit und Aufwand in das Thema "Fotografie" auf längerfristig investiert werden soll und wo man die Kompromisse eingehen möchte.
