Vor welcher Wahrheit soll ich mich den Verschließen? Dass von vielen hier die absolute Überlegenheit des µFT Systems (kann gerne duzende Zitate posten) gegenüber allen anderen Systemen gepredigt wird?
Ich bin nun schon ein paar Jahre bei diesem Forum und verfolge die meisten Diskussionen, bei denen es um µFT geht, recht genau. Aber solch eine Aussage ist mir noch nie untergekommen. Diese Art von Predigten gibt es eigentlich nur seitens der KB-Jünger.
Auch die enthusiastischsten Liebhaber von µFT schreiben hier höchstens, dass das System für sie der ideale Kompromiss aus Bildqualität und Systemkompaktheit ist, aber von "absoluter Überlegenheit" hat wohl noch niemand geschrieben.
Aber zurück zum Thema: Aus meiner Sicht ist der einzig relevante Unterschied zwischen µFT und KB das Maß der erzielbaren Freistellung bzw. der Weg, wie sie erzeugt wird. Wer Freistellung nicht als Qualität, sondern neutral als Eigenschaft begreift, wird vielleicht verstehen, was ich meine: Will ich mit beiden Systemen eine identische Aufnahme machen, und ich benötige bei µFT z.B. eine Belichtungszeit von 1/250s bei Blende 2,8 und ISO 200, dann ist es bei KB eben Blende 5,6 und ISO 800. Und schon ist der Rauschvorteil und Dynamikvorteil von KB dahin! Klar kann ich auch mit KB bei Blende 2,8 mit ISO 200 fotografieren, werde ein geringeres Bildrauschen und einen etwas höheren Dynamikspielraum haben - aber eben zu den Kosten der geringeren Tiefenschärfe.
Man sieht: Der "Vorteil" von KB beruht hauptsächlich darauf, dass geringe Tiefenschärfe als positive Qualität gesehen wird.
Nun wird der KB-Verfechter anführen: Ja, aber bei KB habe ich die Wahl, ob ich mit geringerer Tiefenschärfe und besseren Bildqualität fotografiere oder etwas abblende und dafür die ISO hochfahre. Das stimmt natürlich. Aber - und jetzt wird es komplexer - dieser Flexibilitätsnachteil wird wird bei µFT durch einige Kunstgriffe wieder ein Stück ausgeglichen. Zum einen durch eine Vielzahl an wirklich offenblendtauglichen Objektiven. Zum anderen - bei Olympus - durch den hervorragenden Gehäuse-Stabi für jedes Objektiv und zum dritten durch immer mehr hochlichtstarke Objektive. Wie hilfreich einem dieser Ausgleich ist, muss im Endeffekt jeder für sich entscheiden.
Hier nun wieder der Einwand der KB-Verfechter: Jeder Griff in die Trickkiste kann ja auch von KB-Herstellern ausgeführt werden und dann ist der Vorsprung von KB wieder da! Da habe ich allerdings meine Zweifel. Bisher hat - um nur ein Beispiel zu nennen - noch kein KB-Hersteller vermocht, eine mit µFT gleichwertige Sensorreinigung zu erreichen. Und diese Technik ist doch im Vergleich zur Stabi-Technik eher ein Kindergeburtstag! Bei der Offenblendqualität hingegen haben die Hersteller in den letzten Jahren schon deutlich zugelegt. Hier hat je nach Brennweite mal das eine, mal das andere System die Nase vorn. Bei den hochlichtstarken Objektive hingegen sieht es wieder eher mau aus. Ein 0,95/35mm für KB ist mir jedenfalls noch nicht untergekommen, ein 0,95/17mm gibt es hingegen. (wohlgemerkt: es geht hier nicht um Gleichstand des bildwirkung, sondern darum, dass der "Vorsprung" von KB wieder hergestellt werden soll)
Was bedeutet das nun im Hinblick auf die Fragestellung dieses Threads? Aus meiner Sicht: µFT kann bei verbesserter
Sensortechnik niemals so gut sein, wie Kleinbild, bei verbesserter
Technik hingegen schon.
Gruß
Hans