Vielleicht bin ich als Neueinsteiger qulifiziert, die Frage von NiemannD zu beantworten.
Wieso also 2012 ein Einstieg in die "altertümliche" (D)SLR Technik?
Licht ist analog. Das Einfangen und Abbilden von Licht mit Linsen bleibt auch im Digitalen Zeitalter ein analoger Vorgang - nur das Speichermedium hat von chemisch/physikalisch auf digital gewechselt. Der Blick durch eine Fensterscheibe, einen Feldstecher, eine Lupe vermittelt einen unmittelbaren, direkten, unseren Sehsinn direkt ansprechenden Blick auf einen Auschnitt von Wirklichkeit. Genauso ist es mit einem optischen Sucher. Der Fotograf ist direkt mit der realen Welt verbunden, welche er abbilden, einfangen, dokumentieren möchte. Der Druck auf den Auslöser löst einen wiederum realen, mechanischen Vorgang aus. Klick, Klapp, Schnapp. Es entsteht ein Abbild eines Augenblicks. Die grundsätzlichen Einstellgrössen für den Fotografen sind dieselben geblieben wie zur analogen Zeit: Brennweite, Blende, Belichtungszeit, Empfindlichkeit des beleuchteten Mediums. Daran hat die Digitaltechnik kaum etwas geändert. Die Kriterien für ein gutes Foto sind ebenfalls unverändert geblieben und die Ingenieure haben sehr hart und lange dafür gearbeitet, dass die Digitaltechnik in der Lage ist, das Abbild der Wirklichkeit möglichst analog, also "wirklich" aussehen zu lassen. Mit grossem Erfolg - auch wenn nach wie vor Raum nach "oben" - also in Richtung noch "analogeres", unverfälschteres Abbild - bleibt. Ebenso haben die DSLR Kameras ganz bewusst nach wie vor auch haptisch und vor der Bedienung her ein grosses Stück "analogität" bewahrt. Der Mensch bedient gerne solche Maschinen, das Gefühl, dass der Fotograf selber "am Ruder" sitzt und ein komplexes Stück Mechanik in Gang setzt, ist hochgradig befriedigend und erwünscht.
Die DSLR Technik war noch nie so gut wie heute. Noch nie gab es einen besseren Zeitpunkt, diese Technik anzuwenden - und damit auch darin einzusteigen. Es ist nichts "altertümliches" daran. Der Fotograf glaubt bessere Resultate zu erzielen und arbeitet ganz offensichtlich schlicht lieber mit den Optiken, wenn er seine Bilder direkt, analog, unverfälscht und eben nicht bereits reproduziert auf einem Bilschirm sieht, bevor er sein Abbild der Wirklichkeit erzeugt. Man kann diese Gedanken noch um eine fast Philosophische Dimension erweitern und feststellen, dass der Fotograf beim Fotografieren ab Bildschirm, EVF oder Live View, gar nicht mehr derjenige ist, welcher den Augenblick einfängt - er gibt der permanent aufzeichnenden und reproduzierenden Maschine nur noch den "freeze & safe" Befehl, das Abbild war aber schon da.
Rein von der Bildqualität her müssen ebenfalls keinerlei Abstriche gemacht werden mit dieser "altertümlichen" Technik und sie erfreut sich stark steigender Beliebtheit. Also gibt es auch keinerlei Hinweise darauf, dass sie überholt sein oder in naher Zukunft werden könnte.
Und so habe ich mir also eine Kamera mit einem ausgesprochen analogen Feel angeschafft - das hat sich in den ersten Tagen zu 100% eingelöst. Es macht einfach Freude, diese Maschine zu halten, damit rumzuspielen, sie einzusetzen.
PS: Ich trage auch selbstverständlich eine rein mechanische Schweizer Uhr und sehe keinen einzigen Grund, weshalb ich auf diese "altertümliche" Technik verzichten möchte.
Gruss Toerpe