Früher (tm) gabs Hardware ausschließlich in teuer und entsprechend musste auf Haltbarkeit geachtet werden. Fortschritte in Technologie und Fertigung machen es nun möglich, Hardware auch billig zu produzieren, freilich oft auf Kosten der allgemeinen Qualität. Wer immernoch höchste Qualität will, bekommt die auch, aber eben nicht für den üblichen "Geiz-ist-Geil"-Preis, den jetzt alle nur noch wollen.
Ich stimme dir nur zu, wenn man die allgemeine Teuerung mit hineinrechnet. Früher bekam man eine Canon AE1 mit 1.8er Normalobjektiv immerhin bereits für 398,- DM, also für knapp 200 Euro, ebenso eine Pentax ME und eine entsprechende Minolta, diese dann mit 1.7er Objektiv. Ich weiß das noch sehr genau, weil ich damals anfing zu fotografieren. Heute liegt die DSLR-Einsteigerklasse bei knapp 400 Euro.
Das war damals natürlich kein HighEnd, aber die Qualität war schon verdammt gut, vor allem im Bereich der Objektive. HighEnd hatte dann lediglich beim Body noch Zusätzliches für Profis: einen schnellen Motor, auswechselbare Mattscheiben, Datenrückwand, gepanzertes Gehäuse für Polarexpeditionen, usw.. Die Objektive waren aber exakt die gleichen wie bei den "Volks"-Spiegelreflexkameras.
Heute bekommst du natürlich viel mehr fürs Geld, aber nur in Form von zusätzlichen Funktionen, also ein "echtes Zoomobjektiv", genannt Kitlinse, aber zufrieden kann man damit eigentlich nicht mehr sein. Früher gab es nur ein 50er, aber das war Spitzenklasse!
Es kommt mir gelegentlich vor wie in einem Ramschladen, wo man die Konkurrenz nicht durch ein mehr an Qualität aussticht, sondern dadurch, dass man die reinen Zahlen in beeindruckende Sphären hochschraubt, so wie wir es alle auch beim Pixelwahnsinn beklagen.
Man speist die weniger Informierten mit Plunder (Hauptsache viel davon) ab. Daran musste ich denken, als ich den Anfangsbeitrag dieses Threads las.
Es liegt aber nicht an den Materialien! Ich hatte in den 80er Jahren auch bereits einen gewissen Widerstand, mir eine Dynax 7000i mit Kunststoffbody (wenigstens von außen) zu kaufen, nachdem bis dahin eine gute Kamera ein Metallgehäuse haben musste. Die Dynax habe ich immer noch, sie sieht noch top aus und funktioniert auch noch wie früher. Und mittlerweile sind die Kunststoffe ja sogar noch viel hochwertiger als früher.
Was meines Erachtens fehlt, ist bei allen Herstellern im unteren Preissegment ein Bundle mit einem qualitativ hochwertigen Kitobjektiv, welches auch professionelle Ansprüchen genügen kann, so wie es früher die Normalobjektive konnten. Über die Stückzahl ließen sich dann auch die Preise im erschwinglichen Rahmen halten. Und auch die Bodies könnten ein paar Pixel weniger haben, zugunsten einer höheren Qualität bei der Signalverarbeitung.
Es gibt unter den Kunden außerhalb der HighEnd-Klasse schließlich nicht nur Lemminge, die immer höheren Zahlen hinterherrennen, sondern auch qualitätsbewusste Leute, die nur nicht so viel Geld für die Fotografie ausgeben können. Aber für diese gibt es nichts.
Einen Einwand, solche Geräte würden sich ja nicht genug verkaufen, lasse ich nicht ohne weiteres gelten. Man sollte die Wirkung von exzellenten Testergebnissen nicht unterschätzen.
Rudolf