Korrekt. Die Grösse der Bajonettöffnung (und deren Abstand von der Sensoröffnung) bilden ein Grenze dafür, welche Lichtstärke in einem Kamerasystem überhaupt angeboten werden kann. Canon hat da etwas mehr Spielraum als Nikon.
Die Nikon-AF-Kontakte nehmen lichten Raum weg, deshalb ist ein 1.2er mit AF nicht ohne Einschränkung möglich, wenn nicht quasi-unmöglich.
Das gilt selbstverständlich auch für Leica. Aufgrund des wesentlich geringeren Auflagemasses gehen mit der "Lochgrösse" am Leica M-Bajonett eben grössere Lichtstärken.
Moin,
früher gab es unter anderem ein Zoomatar 1,3/180. Sogar für das nochmal deutlich engere Exakta-Bajonett. Ein Exemplar mit Nikon-Bajonett ist hier zu sehen: http://www.ebay.com/itm/Zoomar-Muen...mera_Lenses&hash=item255b028d96#ht_2747wt_907
Beim 1,2/55 hat Nikon seinerzeit die Hinterlinse angeschliffen, um Platz für den Blendenhebel zu schaffen. Das sollte auch für die Kontaktleiste möglich sein, zumal die ohnehin an der Oberseite des Spiegelkasten liegt und bei der Aufnahme der hochgeklappte Spiegel den Lichtdurchlass viel enger beschneidet als die Kontaktleiste.
Lichtstärke und Brennweite gelten für die Bildmitte und die Entfernungseinstellung unendlich. Bei Randstrahlen kommt es schon durch die Fassungsvignettierung zu einem starken Beschnitt der Strahlenbündel, die dann nicht mehr die volle Kreisform, sondern nur noch eine flache Linsenform haben. Walter E. Schön hat 1980 in seinen Praxistests auch lichtstarke Normalobjektive getestet und die Überschrift gewählt: "Ist mehr als Blende 1,4 denn auch wirklich nötig?" Das Nikon 1,2/58 war in diesem Punkt trotz des kleineren Bajonetts übrigens besser als die Canon 1,2/55. Am schlechtesten schnitt diesbezüglich das Leitz 1/50 ab. Noch dazu kommt bei den Spiegelreflexkameras der Beschnitt des Lichteinlasses durch den Spiegelkasten, auch in den Randbündeln, so dass dort bei Offenblende nur etwa ein Viertel des Querschnittes zur Verfügung steht. Das war auch ganz, ganz deutlich auf den Beispielfotos im Test zu sehen.
Lichtstärke und Konstruktionsaufwand waren auch damals schon eine Preisfrage: Die hochgezüchteten Versionen waren bei gleicher Lichtstärke etwa um den Faktor 3 teurer als die einfacheren Konstruktionen - ohne dass sich das in den optischen Eigenschaften bildwirksam niedergeschlagen hätte.
Bei einer Preisstaffelung 1,4/50, 1,4/58, Otus wäre die Frage, wo ein 1,2/58 angesiedelt würde. Und wie viele Käufer es dann noch gäbe.
Gruß
Ralf C.