Die Motivation für die serie finde ich berechtigt, die Idee prinzipiell gut, die technische Umsetzung gut, aber....
.... wie immer kommt es auf das Maß an.
1) Wer sich heutzutage nicht mit Computern auskennt, ist in gefahr, ein "Analphabet" des Informationzeitalters zu werden.
Nicht die neuen Technologien sind , die gefährlich sind, sondern der Umgang damit. Und die Sucht, die psychische Abhängigkeit, die immer extremere Züge annimmt.
Vor 30 Jahren begann das explodierende fernsehangebot, im Fall der Überdosierung eine ähnliche Bedrohung zu entwickeln. Das ist es übrigens noch heute, das Internet und die Computerspiele sind nur eine Variation.
2) Es sind auch nicht die Spiele gefährlich, sondern die vereinsamung als solche. Der Ersatz von Miteinander durch nebeneinander in der "FAmilie" .
Und die wird immer noch von den Eltern verantwortet, also wäre die Betonung der Familie selber und ihrem Verhältnis zu Natur und Umfeld das eigentliche Ziel einer solchen Kampagne.
Der Begriff "Natur" ist hier falsch gewählt, wie schon verschiedentlich erwähnt.
der direkte Kontakt mit der kindlichen Umwelt, SOZIALE INTERAKTION, Einüben der Auseinandersetzung mit seiner Umgebung, DAS sollte klarer herausgestellt werden.
Daß trostlose Städte- und Industrielandschaften als "Natur" bezeichnet werden, ist ein ziemlich mißlungen.
Zudem wird die Szene mit dem an einem hohen Hafenbecken ungesichert sitzenden Kind nicht unbedingt als pädagogisch sinnvoll angesehen werden.... wievie Kinder ertrinken beim unachtsamen Spielen am Wasser jährlich?!
3) Das Aufblasen des Kindes zum Gulliver ist eine Umkehrung der realen Natur-verhältnisse in eine Computerspielen gleichende Scheinwelt, stellt also genau das GEGENTEIL dessen dar,was der Bildautor mit der serie vermutlich vermitteln möchte.
KInder wachsen in eine REALE Welt hinein, nicht umgekehrt.
Hier ist insgesamt der verständliche Wunsch, aufzurütteln, mit einem falschen fotografischen Spektakularismus versucht worden.
Ein neugieriges Kind, welches aus Ameisenperspektive fotografiert wird, wie es von einer Schnecke auf einem Blatt fasziniert wird, würde optisch ebenfalls bannen, aber gleich die "richtige" Botschaft (kindlicher Er-Forschergeist) vermitteln.
Oder eine "stinknormale" Stuation auf einem Kinderspielplatz, wo sich zwei bisher unbekannte Kinder vorsichtig annähern, um dann gemeinsam zu spielen (Einüben von Sozialkompetenz) , gerne auch als serie, welche die WICHTIGEN "Level" (der Sozialkompetenz) von weitgehend NUTZLOSEN "Leveln " der rein manuellen Fingerfertigkeit am Computer absetzt, ....
wichtig wäre eben auch zumindest eine Szene, die die FAMILIE als Kern kindlichen Erlebens und Lernens zeigt (FAmilienspaziergang in der Natur, bei dem Eltern erklären oder ein Kind stolz etwas Gefundenes den Eltern präsentiert? etc)
denn ohne Engagement der Eltern für die Kinder enden Letztere halt wie vor 30 JAhern lebenslang vor der Glotze oder jetzt vor dem rechner...
Zusammengefasst:
Tolle und bewundernswerte Initiative, aber falsche Umsetzung und mißverständliche, ja sogar potentiell gefährliche Botschaften ("Setz´Dich doch mal einfach so an den Rand der 6 m hohen Kaimauer" ) .
Also: Konzept überprüfen und stringenter machen.
Die Botschaft kommt definitiv NICHT so rüber, wie sie (vermutlich) beabsichtigt ist...
GrußMF