Ich weiß nicht genau ob man versteht was ich meine. Hier zum Beispiel. Früher (Analogzeit) hätte ich viele dieser Bilder für grandios gehalten. Heute, schnell und etwas länger geshopped, WB, Sättigung, L/T-K - zack, Bild. Ende.
Der nächste schauts an, klick, weg. So läufts doch 2015..
https://www.google.de/search?q=land...srDPJjGgLgE&ved=0CAcQ_AUoAQ&biw=2048&bih=1007
Das meine ich mit inflationärer Wahrnehmung.
Okay, früher wärest Du von diesen Bildern begeistert gewesen, heute weißt Du, wie man sie "manipulieren" kann und bist eher abgestoßen.
Das ist mMn ein normaler Effekt, wenn man etwas nur (nicht negativ gemeint!) mit der Frage "wie bekommt man das hin?" betrachtet. Sobald man es weiß, ist das (Bild) deutlich weniger interessant, denn ein Teil des Interesses war das Geheimnisvolle.
Im Falle von Fotos: Wo ist das aufgenommen worden, wie wurde das entwickelt und ggf. heute wie wurde es bearbeitet?
Ich bin aus diversen Gründen glücklich über und dankbar für die Bilderflut.
Einer der Gründe ist die Verfügbarkeit von Kameras und Zubehör!
Ich hatte schon einige Bastel-Nischenhobbys, die ich gern weiterbetrieben hätte, zu denen nur nach Ende des Hypes kein Material mehr zu bekommen war oder man konnte nur noch schwer bestimmte Dienste (Farbfixierung, Tonbrennen) in Anspruch nehmen, weil diese gar nicht mehr oder nur noch sehr vereinzelt (weiter Anfahrtsweg) angeboten wurden.
Solange es die Bilderflut und Interesse auch an Kameras außerhalb von Smartphones gibt, wird aber noch Ausrüstung und Reparatur angeboten werden, und nicht nur vereinzelt in irgendwelch kleinen Läden, die man mit der Lupe suchen muss.
Kein Wunder, dass dem einzelnen Bild umso weniger Aufmerksamkeit gewidmet werden kann.
Ich glaube auch nicht, dass es wirklich sooo viel mehr ist, das Publikum ist nur auf einmal größer und man erkennt erst, wieviele Menschen denn Fotos machen. Früher hat nur ein kleiner Kreis diese Bilder zu Gesicht bekommen, also erschien die "Flut" umso geringer.
Vielleicht sollte man wieder mehr zu den "Ursprüngen" zurückkehren und mehr Bilder drucken, aufhängen, Fotobücher gestalten, "Dia-Abende" mit Freunden,... machen. Da habe ich eher das Gefühl, dass dies weniger wird.
Das Internetphänomen "Aufmerksamkeit".
Vielleicht gibt es wirklich zwei Arten von Fotografen: Diejenigen, denen es v.a. wichtig ist, im Internet Aufmerksamkeit zu bekommen - was ich nicht negativ belege, schließlich zeige ich meine Bilder selbst dort

- und die anderen, die v.a. für sich selbst fotografieren.
Aber die Frage, warum Aufmerksamkeit so wichtig ist, darf auch gestellt werden.
Wenn ich 100 "Klicks" bekomme und 10 Kommentare für mein Foto, freue ich mich.
Wenn ich weiß, dass ein anderes Bild 10.000 Klicks bekommen hat und 1000 Kommentare - darf ich mich dann nicht mehr freuen?
Mein Bild ist dann doch nicht "weniger wert" - schließlich will ich es nicht verkaufen, nur ein anderes ist für viele andere interessanter. Das ist erst mal keine Schande!
Ich finde die Bilderflut als Inspiration sehr gut und habe auch reichlich Inspirationsfotos gesammelt, die ich unter anderem anaschaue, bevor ich ähnliche Bilder mache:
In einem Falle
über 3000 im anderen zwar
erst 20, die aber "rausgefiltert" eben aus der Bilderflut.
Das heißt, ich habe tatsächlich über 3000 einzelne Bilder gefunden, von denen ich gern etwas lernen möchte und die einen Aspekt beinhalten, der mich inspiriert. Das wäre ohne Bilderflut nicht möglich gewesen und mit nur den Bildern "der besten Fotografen" wären es vermutlich weniger als insgesamt 20 gewesen. Also weniger Auswahl, weniger Ideen, auch weniger "kreativen Input".
Ob diese Bilder für andere toll oder mies sind ist mir doch egal,
für mich sind sie inspirierend. Ohne Bilderflut = große Auswahl auch an verschiedenen Interessensgebieten der Fotografen und Herangehensweisen an Motive und Kompostionsideen hätte ich ganz sicher nicht diese Bilder in dieser Menge gefunden, sondern Mainstream = Fotos mit bekannteren Motiven und eingeschränkteren Ideen, weil eben nur der kleine Teil der "wirklich guten Fotograf(i)en" gezeigt worden wäre, der eben nicht alle Betrachter interessiert hätte.
Ein Problem bei der gängigen Betrachtungsweise "viel = schlecht" ist mMn, dass man absolut bewertet und nur das Beste akzeptiert (und dazugehören will).
Wenn man relativ bewertet, und etwas auch seinen Wert behält, obwohl etwas anderes "besser" ist, ändert sich die Sichtweise auf das Problem. Man kann alle "schlechten" Bilder ignorieren, findet jede Menge "bessere" Bilder, die man als Anreiz nehmen kann und darf trotzdem noch seine "guten" Bilder zeigen, auch wenn sich die Definition von "gut" immer wieder verschieben wird.
Früher halt durch Fotos in Büchern und Zeitschriften, die man oft
kaufen musste, heute kostenlos durch Bilder im Internet - das ist doch klasse, man bekommt kostenlos immer wieder neue Anreize und Bildideen!
Die Bilderflut hat auch den Vorteil, dass jeder Bilder findet, von denen er begeistert ist, der Purist genauso wie der Effekt-Liebhaber, sogar Leute mit ganz außergewöhnlichen Vorlieben, die früher vermutlich nur fragende Blicke in Fotografenkreisen geerntet hätten, weil diese Motivinteressen nur bei wenigen bekannt/ beliebt waren.
Vielleicht muss man nur gezielter suchen.
Also z.B. nicht nach "Landschaftsbild" sondern "Landschaftsbild natürlich" oder "Landschaftsbild unbearbeitet" etc. Dadurch wird einem selbst aber auch besser bewusst, was man eigentlich möchte, worauf man sich auch bei den eigenen Bildern konzentrieren möchte.
Diesen Punkt finde ich schon wichtig, weil ich es nicht als selbstverständlich erachte,
in Worte fassen zu können, warum einen ein Bild fasziniert.
Wenn man gezwungen ist, darüber nachzudenken, kommt man vielleicht auch schneller zum gewünschten Ergebnis, als wenn man immer nur vor Bildern sitzt, die einen faszinieren, ohne dass man genau sagen könnte, warum.
LG
Frederica