Meiner Meinung nach besteht dringender Handlungsbedarf seitens Canon. Ich sehe die 30D als semi-professionelles Modell. Als Semi-Profis betrachte ich jeden, der entweder ernsthaft publiziert (also auch im Print) und/oder in irgendeiner Weise nebenberuflich etwas Geld durch Fotografie verdient. Insofern betrachte ich mich als Semi-Profi.
Es mag ja durchaus sein, daß der sogenannte Pixelwahn für viele eigentlich irreleveant ist, das kann man aber nicht verallgemeinern. Leider ziehen auch viele Stockphoto- und andere Agenturen mit und erwarten immer höhere Auflösungen oder zahlen weniger bei niedrigeren. Selbst Mittelstandskunden fragen mittlerweile nach, wie gross die gelieferten Bilder sind. Selbst wenn sie die Daten nicht brauchen, gerät man trotzdem in Zugzwang. Und sobald grössere Formate (z.B. Fine Arts Prints) ausgegeben werden sollen, zählt jedes MP. Ab 60 cm Kantenlänge des Abzugs/Ausdrucks sieht man sehr wohl den Unterschied von 2 MP mehr.
Ich fotografiere z.Z. noch mit meiner EOS 10D, und habe mein Geld Mitte letzten Jahres noch in ein paar gute Optiken (u.a. ein 50mm/1.4 und ein L-IS Brummer) investiert, was ich für sinnvoller hielt, als jeden Modellwechsel mitzumachen. Eigentlich wollte ich längst auf die 30D aufrüsten, aber nachdem ich eine Nikon D200 zum Testen hatte, hats mir die Kauflust gründlich verdorben, weil ich da die Features finde, die ich bei der 30D vermisse:
-besserer Sucher
-einblendbare Gitternetzlinien (da ich viel mit klassischen Kompositionen wie zB. "goldener Schnitt" arbeite, wären die für mich sehr hilfreich)
-10 MP (Ja, ich könnte die 2 MP mehr mittlerweile wirklich gut gebrauchen!)
-weniger Rauschen bei Studiolicht (selbst verglichen mit der D200 eines Freundes bei gleichen Aufnahmebedingungen im Studio)
Dafür wäre ich auch gerne bereit, einen höheren Preis (bis ca. 1700 EUR) zu bezahlen
Mittlerweile bin ich Canon richtig böse, daß da nichts kommt, was die IMHO derzeit zu grosse Kluft zwischen 400D bzw. auch 30D und 5D schließt, also eben ein Konkurrenzmodell für Semi-Profis zur D200. Die 5D ist mir einfach zu teuer, dafür bringt mein Hobby als Nebentätigkeit nicht genug ein. Und mit meinen Objektiven bin ich wirklich im System gefangen, ihr wisst selbst, wieviel man beim Gebrauchtverkauf verliert.
Insofern könnte Canon ruhig mal etwas intensiver über das Thema Investitionssicherheit nachdenken, zumindest sollten sie ihren Bestandskunden in so einer Situation durch klare Kommunikation ihrer Produktstrategie die Unsicherheit nehmen. In ihrer Position könnten die Canoniere ruhig mal auf diese übertriebene Geheimniskrämerei verzichten, ich wäre dafür jedenfalls sehr dankbar. Zur Zeit hänge ich in der Luft und fühle mich von Canon "im Stich gelassen".
Ich werde jetzt noch bis Ende März warten und wenn sich dann nichts Definitives getan hat, werde ich in den sauren Apfel beissen, mein komplettes Canon Equipment verkaufen und auf Nikon umsteigen. Und nach so einer Erfahrung wird Canon von mir keinen Cent mehr sehen, komme, was wolle. Da bin ich echt bockig!
Aber leider sitzt man bei Canon schon seit Jahren auf einem ziemlich hohen Ross, was die Wünsche der Kunden angeht, sonst wäre schon die 30D anders ausgefallen als das 20D Update, was wir bekommen haben. Und dann wäre diese Diskussion hinfällig. Das es geht, hat Nikon ja par excellence vorgeführt.