Sie hätten sich was kompakt & leicht anlangt für mFT entscheiden sollen. Dann hätte es vom Start weg ein umfangreiches Angebot an Objektiven gegeben.
Ich kaufe doch keine Minikamera, um daran via Adapter Kloben anzuflanschen. Das mag Sinn machen für Eigner einer Canon DSLR Ausrüstung, ist aber ansonsten ziemlich sinnfrei.
Das sehe ich etwas differenzierter.
1. Man kann davon ausgehen, dass die überwältigende Mehrheit der EOS-M Besitzer bereits Canon DSLR-Kunden waren bzw. sind. Deshalb haben die meisten EOS-M Besitzer auch bereits EF- und/oder EF-S Objektive und je nach Aufgabenstellung und Vorlieben kann es sehr viel Sinn machen, diese auch an der EOS-M zu verwenden.
2. Dies gilt insbesondere für Objektive, welche es als EF-M (noch) nicht gibt, oder die dann auch nicht viel kleiner wären. z.B. lichtstarke f/2.8er Zooms, lange Teles, Tilt-Shifts oder auch ein 180mm Macro. Funktioniert alles einwandfrei an der EOS-M, ohne Funktionseinbussen - ggf. abgesehen von der AF-Geschwindigkeit. AF-Genauigkeit passt jedenfalls hervorragend und oft besser als an DSLRs, weil es konstruktionsbedingt an spiegellosen Kameras keinen Front- oder Back-Focus gibt. Punkto Größe/Gewicht: viele der genannten (Spezial-) Objektive setzt man ohnehin mit Vorteil ab Stativ ein, Größe/Gewicht ist dann sowieso nachrangig. Alle anderen Vorteile eines spiegellosen Systems bleiben ohnedies voll aufrecht.
3. mFT ist für mich kein sinnvoller Kompromiss. Größe, Gewicht und vor allem der Preis der Teile skalieren leider extrem schlecht, also stark unterproportional mit der Sensorgröße. Man bekommt einen Viertelformat-Sensor und damit stark eingeschränkte fotografische Gestaltungsmöglichkeiten [nicht nur Freistellung, sondern auch förderliche Blende und Diffraktionsverluste!] und es ist trotzdem kaum kleiner als ein APS-C Sensor-System wie EOS-M oder Sony A6000. Und preiswerter schon gar nicht, im Gegenteil. Neben dem Umstand, dass mit Olympus und Panasonic zwei eher brustschwache Player am Start sind, ist diese "unverhältnismässigkeit" wohl auch der Grund, warum mFT trotz der langen zeit am Markt und trotz des umfangreichen Kamera- und Objektivsortiments noch immer keinen wirklich nennenswerten Marktanteil aufweisen kann.
4. Ich sehe für die Zukunft eigentlich nur die folgenden 3 Sensorgrössen: Winzsensor 1/2.3" bis 2/3" für Smartphone/Tablet/Gadgets, Halbformat/APS-C und Vollformat/KB, 135. 1" wird noch eine Zeitlang für Kompaktkameras Verwendung finden, mFT wird noch einige Jährchen in einer kleinen nische dahinsiechen und das Nikon 1 System vielleicht auch noch eine Zeit lang. Mittelformat wird dann eine minimale Chance haben, wenn es zumindest 60x45 und 60x60 mm Sensorfläche zu Preisen wie heute eine Pentax 645Z gibt. Mit 44x33mm und Apotherkerpreisen ist der Ofen bald aus.
5. EF-M ist laut Aussagen Canon-Management (finde das Interview gerade nicht) nicht KB-tauglich. Die lichte Weite des Bajonetts ist nochmals etwas geringer als beim ohnedies knappen Sony E-Mount. Damit wären die beschränkungen im Objektivbau viel zu eng. Keine kompakten, guten und halbwegs preiswerten (!) Objektive möglich.
6. Das ist aber auch kein Beinbruch. Canon ist schon bisher mit 2 parallel angebotenen, getrennten Objektiv-Linien EF-S und EF bestens gefahren. EF-S wird einfach durch EF-M abgelöst und EF durch "EF-X". Die Transition wird über viele Jahre gehen, alle EF und EF-S Objektive bleiben mittels einfachem Adapter vollfunktional nutzbar. Und es wird über viele Jahre hinweg einen konstanten Erlös-Strom für Canon geben, weil die Kunden nach und nach doch ihren Objektivpark auf kompaktere und/oder noch bessere, native spiegellose EF-M und EF-X Objektive "upgraden" werden.
7. Der profit margin ist bei spiegellosen Kameras besser. Erheblich niedrigere Fertigungs- und Servicekosten, annähernd gleiche Verkaufserlöse wie bei DSLRs. Daran geht auch Canon nicht mehr sehr viel länger vorbei. Wenn die künftigen EOS M [APS-C] und "EOS X" [KB] die DSLRs tatsächlich kannibalisieren, jubeln die shareholder.
Und darum wird es auch bald so weit sein.
