Schade. Obwohl, wenn Dir fotografieren mit Film Spaß macht schau Dich mal nach einer Contarex Bullseye um wenn Du günstig eine bekommen kannst (in gutem Zustand werden die durchaus noch hochpreisig gehandelt…). Super Kamera, Super Objektive - die beste Mechanik die ich bislang in Händen hielt. Abbildungsmäßig sind die Contarex-Objektive auch nicht von schlechten Eltern…
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domeru
Das sehe ich etwas anders. Super Objektive, ja. Die Kamera ist, wenn sie funktioniert, immer noch ein schweres, klobiges Trumm. Es ist die komplizierteste und innerlich verbauteste Spiegelreflexkamera aller Zeiten.
WENN sie funktioniert - wenn sie also wider Erwarten nicht verharzt ist und wider Erwarten der Selenbelichtungsmesser nach ca. 50 Jahren noch funktionieren sollte.
Zeiss Ikon hat damals selten dämliche Entscheidungen getroffen. Beispielsweise wurde Öl verwendet, das nach 10-15 Jahren verharzt. Einige Teile müssen nach dem Zerlegen ersetzt werden, weil sie nicht eingeschraubt, sondern einzementiert (!) wurden.
Wenn eine Reparatur fällig wird hat man nur noch die Arschkarte, denn die letzten fähigen Werkstätten, die sich mit dieser Kamera beschäftigt haben, machen es heute nicht mehr - es gibt auf diesem Planeten keinerlei Ersatzteile mehr, nicht für Geld und gute Worte. Übriggeblieben sind Werkstätten, die alles andere als fachgerecht arbeiten. Leider sind die meisten Kameras schon mal durch solche Werkstätten gegangen, wegen der unausweichlichen Verharzung. Eine gute Contarex zu erwischen ist wie Roulette spielen, mit ähnlichen Chancen.
Contarex-Objektive lassen sich fast gar nicht auf andere Kamerasysteme adaptieren. Ein Problem ist, daß das Auflagemaß - 46mm - zwar hinhaut, aber das Bajonett weiter nach hinten ragt, das ist so, als hätte man ein Auflagemaß von knapp 40mm, und da hört bei jeder modernen SLR der Spaß schon lange auf. Trotz dieses Problems kann man einiges machen:
Falls jemandem mal ein 4,5/21er in die Hände fallen sollte, das ist einige der wenigen Ausnahmen, bei denen man ohne Umbau etwas zustande bringen kann, denn es hat einen eigenen Blendenring; bei fast allen anderen Contarexlinsen wird die Blende an der Kamera eingestellt und mit einem Ring im Inneren des Bajonetts auf das Objektiv übertragen - wie bei einer EOS, nur eben mechanisch. Ich habe für einen Adapter, mit dem man das 21er an Leica M Kameras verwenden kann, der Adapter war eine Sonderanfertigung. Bei dem 21er ist so viel Tiefenschärfe, daß die nicht vorhandene Kopplung mit dem Entfernungsmesser der Leica nicht stört. Man könnte auch die anderen Objektive damit verwenden, aber leider müßte man die Entfernung schätzen. Eine Verwendung des 21ers an Spiegelreflexkameras ist ausgeschlossen, wenn man nicht den Spiegel ausbauen will, denn die Rücklinse reicht tief hinein, bis ca. 3mm vor den Verschluß. Eine Ausnahme wäre vielleicht die alte Nikon F, bei der konnte ma den Spiegel dauerhaft hochklappen (bei den modernen Nikons weiß ich nicht, ob's geht).
Es gibt auch Adapter für FourThirds-Kameras mit Blendenverstellung, wobei die kleinen Sensoren die Qualität der Objektive nicht mal ansatzweise erreichen.
Radikal und nicht rückgängig zu machen ist ein Umbau auf EOS oder Nikon. Ich kenne eine Werkstatt, die das macht, die Preise sind allerdings höher als man es für Billig-China-Objektivadapter gewöhnt ist. Man kann dann mit Arbeitsblende arbeiten, sprich scharfstellen bei offener Blende, dann abblenden, die Belichtung messen und auslösen. Danach die Blende wieder aufdrehen. Das Verfahren ist nicht unbedingt für Actionfotografie geeignet, aber es funktioniert.
Alles in allem, die Contarex-Objektive sind eine feine Sache, aber eher was für Liebhaber.
Übrigens war das gesamte Contarex-System ein unglaubliches Desaster für den Hersteller, hier nachzulesen:
http://www.taunusreiter.de/Cameras/WestdeutscheSLR.html