... RAW sollte nur dann eingesetzt werden, wenn die Verhältnisse so schlecht sind, dass man anders nicht weiter kommt. Oder eben bei besonders "wertvollen" Aufnahmen, oder wenn man bis zum Limit vergrößern will, zB Poster.
Aber die Ansicht, egal was die Kamera an jpegs ausspuckt, ich nehm eh RAW, kann ich nicht teilen...
Und ich sehe es genau anders herum; wenn alternativ die Möglichkeit für RAW besteht, halte ich JPEG nur in Ausnahmen empfehlenswert, z.B. :
- unter Zeitdruck, bei dem der Kunde bereits ungeduldig mit dem USB-Stick wedelnd daneben steht
- die Aufnahmen nur auf einen PC betrachtet werden können, auf dem kein geeigneter RAW-Konverter installiert ist
- die Kamera im RAW-Betrieb zu lange für die Abspeicherung der Bilder in einer speziellen Motivsituation benötigt (z.B. Serienbildreihe, lahme Bridge- oder Kompaktkamera)
Wie bereits in den letzten Beiträgen bemerkt, müssen die Bilddateien der Kamera - ob nun JPEG oder RAW - eh auf den Rechner übertragen und gesichtet werden.
Sicherlich mag die JPEG-Engine von Kamera zu Kamera unterschiedlich abgestimmt sein und in wiefern sie den einen oder anderen zufriedenstellt, ist selbstverständlich vom persönlichen Geschmack und Anspruch abhängig.
In meinem Fall, bei der E-510, zeigte sich trotz angepasster JPEG-Kameraeinstellungen (und ich habe alle möglichen Kombinationen durchprobiert...) bei den allermeisten Kamera-JPEGs ein zu hoher Kontrast. Nur bei sehr kontrastarmen Motiven oder solchen, bei denen die Betonung der Plastizität erwünscht ist, notfalls auch auf Kosten an Zeichnung in Lichtern und Schatten, erhielt ich zufriedenstellende Ergebnisse. Auch wenn andere Kameras
diesen Punkt besser meistern können, liest man auch zuweilen zu anderen Kameras Empfehlungen, besser RAW als JPEG zu verwenden, wenn die maximale Bildqualität erwünscht ist. (Dass RAW mehr Bits für die Speicherung der Bildinformationen zur Verfügung stellt und der kontrovers diskutierten RAW-Headroom soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden.)
Wie auch immer, bereits mit dem Öffnen der E-510-RAWs im Konverter sind die meisten Aufnahmen bezüglich des Kontrastes automatisch und absolut zufriedenstellend korrigiert, da ich in meinem Konverter eine eigens für die E-510 angepasste globale Grundeinstellung für die Entwicklungsparameter hinterlegt habe. Übrigens, sich nur auf die
originale Standardeinstellung des Konverters zu verlassen reicht oft nicht aus, z.B. entwickeln OlyStudio/Master in der Standardeinstellung die RAWs nahezu ebenso wie die kamerainterne JPEG-Engine...) Die wenigen Aufnahmen mit besonders starken und schwachen Kontrast sind mit einem Klick auf ein oder zwei Kontrast-Presets korrigiert.
In gleicher effezienter Weise verfahre ich auch mit einer eventuell notwendigen Korrektur der Schärfung/Rauschunterdrückung. Ebenso rasch lassen sich beispielsweise auch eine Belichtungs- oder Weißabgleichkorrektur vornehmen.
Mit einem Mausklick (oder Shortcut) die Stapelentwicklung aufrufen und einem weiteren Starten; das war es schon. Während der Stapel abgearbeitet wird kann man in der Regel locker am PC weiterarbeiten, sofern man nicht zu rechenintensive Programme parallel betreibt - selbst in diesem Fall lässt sich bei einigen Konvertern die Prozesspriorität der Stapelkonvertierung mit einem Mausklick herabsetzen. Bei minimalem Mehraufwand weisen die so generierten JPEGs - zumindest im Fall der E-510 - eine deutlich bessere Bildqualität auf als die Out-Of-Cam-JPEGs.
Vermutlich dürfte mitunter statt dem kostpieligen Kaufes des Nachfolge- oder nächst höheren Kameramodells,
nur um sich in erster Line eine (noch) bessere JPEG-Bildqualität zu erhoffen, eine entsprechende JPEG-Konvertierung über RAW das bessere (und deutlich günstigere) Ergebniss liefern.
Aber einmal davon abgesehen, ob diese Vorgehensweise für die JPEG-Engine der einen oder anderen Kamera empfehlenswerter ist, gibt es dennoch gute Gründe das eine oder andere Bild - trotz perfekter Belichtung und Fokussierung - mitunter zu bearbeiten.
Z.B. kann auf dem einen Bild die Horizontlinie abkippen und eine leichte Bilddrehung erforderlich machen. Auch bietet sich bei uninteressanten (z.B. großflächiger, gleichmäßiger, wolkenloser Himmel, belangloser Vordergrund bei Weitwinkelaufnahmen von Straßen und Plätzen) oder vom Hauptmotiv ablenkenden Bildbereichen oder für die Erzielung eines Panoramaeffektes eine entsprechende Beschneidung des Bildes an. (Nur nebenbei erwähnt, können bei einer Diashow einige Aufnahmen mit unterschiedlichen Bildformaten sehr auflockernd wirken...) Ein anderes Bild würde sich alternativ auch als Schwarz-Weiß-Foto anbieten, ein weiteres durch Manipulation der Gradation dramtischer wirken, von den Möglichkeiten diverser Effektfilter einmal gänzlich abgesehen.
Und alle diese nachträglichen Gestaltungsmöglichkeiten lassen sich effizient mit der besten Qualität direkt vom RAW aus realisieren, das - im Gegensatz zum JPEG - nicht verlustbehaftet ist und es ergeben sich auch keine Komprimierungsartefakte beim mehrfachen Kopieren.
Und noch einmal ein paar Worte zum Zeitfaktor:
Die meisten Forenten hier dürften wohl kaum ihre Aufnahmen aus Bequemlichkeit oder Zeitnot allein mit der Programmautomatik erstellen. Von Schnappschüssen einmal abgesehen, dürften die meisten für die Ablichtung
eines Motivs zuvor die jeweilige Blende, Verschlusszeit oder beides einstellen und mitunter mehrere Belichtungen gemessen werden. Öfter düften auch mehrere Alternativaufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen und Perspektiven vom gleichen Motiv erfolgen.
Das mitunter mühselige Erlangen eines guten Standorts sowie das aufwändige Positionieren der Kamera auf dem Stativ oder die eventuelle Einrichtung des Lichts soll hier nur am Rand erwähnt werden.
All dieser Aufwand erfordert Zeit, aber dient dem Zweck, ein möglichst gutes Bildergebnis zu erzielen. Ein oder zwei Mausklicks oder ein Ziehen am virtuellen Schieberegler des RAW-Konverters dienen dem gleichen Zweck, aber dauern nur Sekunden. Wer RAW aus Zeitgründen ablehnt, sollte sich diese Relation einmal vor Augen halten.
Ich sehe es nicht als Mühe sondern als große gestalterische Freiheit an, beim Betrachten der erstellten Aufnahmen am Monitor bei Bedarf die eine oder andere Änderung vornehmen zu können. Dieser Luxus, der zu analogen Zeiten nur in der Dunkelkammer mit großem materiellen und zeitlichen Aufwand zu verwirklichen war, dauert bei guten RAW-Konvertern nur Sekunden.
Um auf das Thread-Thema zurückzukommen folgt nur noch die Schlußsatz:
Ob die Out-of-Cam-JEPGs bei einem Kameratest der Zeitschrift X beim Modell Y der Firma Z nun moniert werden oder nicht, ist mir somit völlig egal, weil
allein die kameragenerierten JPEGs keine Aussage über den tatsächlichen Umfang der Bildqualität machen können. Diese lässt sich halt nur anhand der RAWs und einem entsprechend angepassten RAW-Konverter ermitteln und genießen ...
pikante Grüße von der Linse