@01af
"Scholastische Sprachlogik" - klingt ja hochintellektuell. So gesehen müsstest du allerdings auch infrage stellen, ob man überhaupt jemals von einer "optischen Täuschung" sprechen darf. Was ist denn eine optische Täuschung? Ich sehe etwas und denke, es wäre anders als es tatsächlich und mathematisch nachvollziehbar, also in Wahrheit ist. Linien die für den Betrachter krumm erscheinen, obwohl sie gerade sind. Das sind optische Täuschungen. Somit darf man eigentlich fast alles als optische Täuschung beschreiben, wenn es täuscht. Unserer Diskussion hier wäre ja jegliche Grundlage entzogen, wenn das alles so klar wäre. Meinetwegen können wir den Begriff "optische Täuschung" auch gerne beiseite lassen. Meines Erachtens müsste der Begriff eh "visuelle Täuschung" heißen.
Beispiel: Einen Meter (1 m) vor mir steht eine Person, die ich (ohne Kamera!) anschaue. Ihr Kopf nimmt einen gewissen Teil meines Blickfeldes ein. Vier Meter hinter dieser Person (also 5 m entfernt) steht eine zweite Person (natürlich im Beispiel gleich groß und ein Stückchen versetzt, damit ich sie sehen kann). Wie du in dem von mir Zitierten richtig bemerkst, erscheint es mir als Betrachter nun ganz natürlich, dass diese Person nur ein Fünftel (1/5 als 20%) so groß erscheint wie die vordere Person. Sie ist ja fünf Mal so weit weg. Nun gehe ich einige Schritte zurück. Die erste Person ist nun meinetwegen zehn Meter (10 m) entfernt, die zweite somit 14 Meter. Dies bedingt eine relative Änderung des Abstandes aus meiner Sicht. Die zweite Person ist nur noch 1,4 Mal so weit weg, wie die erste. Die zweite Person ist also auf 10/14 also 5/7 geschrumpft, damit also rund 71% so groß wie die erste und nicht mehr 20%. Dass mir dies als Betrachter auch nicht ungewöhnlich vorkommt, liegt auch wieder an der gewohnten Zentralperspektive, die ja jeder Sehene erlernt hat, denn auch die erste Person nimmt jetzt nicht mehr X Prozent meines Blickfeldes ein, sondern ein Zehntel davon. Ich weiß also, dass beide weiter weg stehen und kann auch ihren relativen Abstand damit ganz unbewusst einschätzen - eigentlich eine Meisterleistung des Gehirns, wenn ich es mir genau überlege.
Nun kommt es aber: Ich nehme jetzt aus dieser zehn bzw. 14 Meter entfernten Position meine Kamera zur Hand und fotografiere diese beiden, hintereinander stehenden Personen - und zwar völlig egal, ob mit Crop, Kleinbild, Lochkamera, Weitwinkel oder Teleobjektiv. Ich fotografiere sie einfach! Dieses Foto lade ich auf meinen Computer und lasse es mir am Bildschirm so groß anzeigen, dass mir die erste Person im Blickfeld so groß erscheint, als stünde sie einen Meter vor mir; wie im ersten Beispiel. (Am einfachsten vorzustellen, wenn der Kopf in Lebensgröße gezeigt wird und ich einen Meter vor dem Bildschirm sitze). Was sehe ich aber, wenn ich auf die zweite Person schaue? Sie ist 71% so groß wie die erste. Mein Gehirn, das ja meisterhaft auf perspektivisches Sehen trainiert ist, sagt mir, diese zweite Person sei nur 1,4 Mal so weit weg, wie die erste. Damit hat es Recht, ABER es denkt, beide stünden direkt vor mir: Die eine 1 Meter, die andere 1,4 Meter entfernt, also keine Armlänge dahinter obwohl der Abstand in Wahrheit viel größer ist! Und das ist die Täuschung des Raumraffenden, Gestauchten, Zusammengerückten, Flachen ... nenne es, wie du willst! Es ist jedenfalls eine Täuschung, wenn du mich fragst. Bemerkenswert ist: Wenn du nun neun Meter von deinem Bildschirm nach hinten gehst und dir das Bild anschaust, wirken die Abstände der Personen wieder ganz normal. Oder verkleinere das Foto einfach auf ein Zehntel...! Komische Sache, oder?
"Scholastische Sprachlogik" - klingt ja hochintellektuell. So gesehen müsstest du allerdings auch infrage stellen, ob man überhaupt jemals von einer "optischen Täuschung" sprechen darf. Was ist denn eine optische Täuschung? Ich sehe etwas und denke, es wäre anders als es tatsächlich und mathematisch nachvollziehbar, also in Wahrheit ist. Linien die für den Betrachter krumm erscheinen, obwohl sie gerade sind. Das sind optische Täuschungen. Somit darf man eigentlich fast alles als optische Täuschung beschreiben, wenn es täuscht. Unserer Diskussion hier wäre ja jegliche Grundlage entzogen, wenn das alles so klar wäre. Meinetwegen können wir den Begriff "optische Täuschung" auch gerne beiseite lassen. Meines Erachtens müsste der Begriff eh "visuelle Täuschung" heißen.

Meinst du nicht, dass du dir schon hierbei widersprichst? Dieses Raumspreizende und, gegenteilig, Raumraffende, das man trotz identischem Betrachtungsstandpunkt wahrnimmt, sind doch schließlich Beschreibungen von "Täuschungen". Oder nicht?Unsinnig aber ist die Behauptung, die unbestreitbar raumspreizende Bildwirkung von Weitwinkelobjektiven und die raumraffende Bildwirkung von Teleobjektiven, oftmals umspangssprachlich salopp als "Weitwinkelperspektive" bzw. "Teleperspektive" bezeichnet, sei eine "optische Täuschung".
Korrekt. Das Problem habe ich in meinem letzten Beitrag im längeren Absatz zu erklären versucht. Es liegt darin begründet, dass uns die Betrachtungsgröße des Fotos - je nach verwendetem Bildwinkel - einen Betrachtungsstandort vorgaukeln kann, den die Kamera aber nicht hatte.Niemand wundert sich, daß Dinge kleiner erscheinen, wenn man sie von weiter weg betrachtet. Das ist keine Täuschung, sondern eine streng geometrische, sehr reale Folge der Zentralperspektive, die sich beim Blick in die Welt mit dem Auge bzw. dem Kameraobjektiv ergibt.
Beispiel: Einen Meter (1 m) vor mir steht eine Person, die ich (ohne Kamera!) anschaue. Ihr Kopf nimmt einen gewissen Teil meines Blickfeldes ein. Vier Meter hinter dieser Person (also 5 m entfernt) steht eine zweite Person (natürlich im Beispiel gleich groß und ein Stückchen versetzt, damit ich sie sehen kann). Wie du in dem von mir Zitierten richtig bemerkst, erscheint es mir als Betrachter nun ganz natürlich, dass diese Person nur ein Fünftel (1/5 als 20%) so groß erscheint wie die vordere Person. Sie ist ja fünf Mal so weit weg. Nun gehe ich einige Schritte zurück. Die erste Person ist nun meinetwegen zehn Meter (10 m) entfernt, die zweite somit 14 Meter. Dies bedingt eine relative Änderung des Abstandes aus meiner Sicht. Die zweite Person ist nur noch 1,4 Mal so weit weg, wie die erste. Die zweite Person ist also auf 10/14 also 5/7 geschrumpft, damit also rund 71% so groß wie die erste und nicht mehr 20%. Dass mir dies als Betrachter auch nicht ungewöhnlich vorkommt, liegt auch wieder an der gewohnten Zentralperspektive, die ja jeder Sehene erlernt hat, denn auch die erste Person nimmt jetzt nicht mehr X Prozent meines Blickfeldes ein, sondern ein Zehntel davon. Ich weiß also, dass beide weiter weg stehen und kann auch ihren relativen Abstand damit ganz unbewusst einschätzen - eigentlich eine Meisterleistung des Gehirns, wenn ich es mir genau überlege.

Nun kommt es aber: Ich nehme jetzt aus dieser zehn bzw. 14 Meter entfernten Position meine Kamera zur Hand und fotografiere diese beiden, hintereinander stehenden Personen - und zwar völlig egal, ob mit Crop, Kleinbild, Lochkamera, Weitwinkel oder Teleobjektiv. Ich fotografiere sie einfach! Dieses Foto lade ich auf meinen Computer und lasse es mir am Bildschirm so groß anzeigen, dass mir die erste Person im Blickfeld so groß erscheint, als stünde sie einen Meter vor mir; wie im ersten Beispiel. (Am einfachsten vorzustellen, wenn der Kopf in Lebensgröße gezeigt wird und ich einen Meter vor dem Bildschirm sitze). Was sehe ich aber, wenn ich auf die zweite Person schaue? Sie ist 71% so groß wie die erste. Mein Gehirn, das ja meisterhaft auf perspektivisches Sehen trainiert ist, sagt mir, diese zweite Person sei nur 1,4 Mal so weit weg, wie die erste. Damit hat es Recht, ABER es denkt, beide stünden direkt vor mir: Die eine 1 Meter, die andere 1,4 Meter entfernt, also keine Armlänge dahinter obwohl der Abstand in Wahrheit viel größer ist! Und das ist die Täuschung des Raumraffenden, Gestauchten, Zusammengerückten, Flachen ... nenne es, wie du willst! Es ist jedenfalls eine Täuschung, wenn du mich fragst. Bemerkenswert ist: Wenn du nun neun Meter von deinem Bildschirm nach hinten gehst und dir das Bild anschaust, wirken die Abstände der Personen wieder ganz normal. Oder verkleinere das Foto einfach auf ein Zehntel...! Komische Sache, oder?
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