mmmh .. das is ja wieder schön bunt hier

.. und läuft eigentlich wie immer wenns um diese Glasknubbel geht
Da werden hochlichtstarke Optiken kurzerhand für unnütz erklärt .. spannenderweise zumeist von Mitforumlern, die ebensolche noch nicht in Benützung hatten. Auf der anderen Seite gibt es stolze Eigner ebendieser Linsen, bei denen man fast vermuten möchte, dass die Dingers Abends in einem Altar verwahrt werden und der aufmerksame Betrachter manch' kehliges
mein Schaaaaatzzzzzzz vernehmen mag
Ich denke, die Suppe teilt sich in etwa 3 Gruppen wie folgt ein:
1. Immens teure hochlichtstarke (brennweitenspezifisch) Tele-Optiken, die von einer jeweils sehr speziellen Klientel benötigt und benützt wird (z.B. 400/2.8, 200/1.8, von Sport- und Naturfotografen) oder von sehr speziellen Hobbyisten begeistert umhergetragen wird. Es macht wenig Sinn deren "Nutzen" zu diskutieren .. er wird von Profis praktisch durchgehend bejaht .. gleichzeitig steht der Preis für uns Hobbyisten in aller Regel in keiner Relation zum Nutzen.
2. Hochlichtstarke höchstwertige Gläser im leichten WW/normal/leichten Telebereich .. die Gläser, um die hier am ehesten Streit entbrennt. Man gebraucht sie seltener, als man es sich auch selbst eingestehen mag, man bezahlt für die letzten Prozent Mehrwert überproportional viel Geld, die Dingers sind häufig zu schwer, zu sperrig oder zu auffällig um uneingeschränkten Spaß zu empfinden .. aber für viele Profis (sowieso) und leicht dejustierten Amateure sind sie eben "durch nix zu ersetzen" .. und sei es halt wegen der vielbesungenen Lichtstärke. Manche Bilder werden durch sie eben erst möglich, weil man mit den anderen Parametern schon am Anschlag ist, manchmal spürt man gar einen gewissen Zauber

(Bokeh, Freistellung ...) .. man fängt Stimmungen ein die eben gemeinhin nicht eingafangen werden (AL, Reportage), manchmal schafft man durch die ungewohnte Art zu "sehen" (Schärfentiefe, Freistellung, Lichteinfang) auch Stimmungen, die es so gar nie gegeben hat. Ich hab mal ein paar Bilder bei Blende 1.2 diesem Thread angehängt .. die eben mit meinem (technischen) Anspruch bei Blende 2.0 oder 2.8 nicht möglich gewesen wären. Mir hätte es leid drum getan. Wenn man diese Klötze eine Weile hat ergeben sich auch Anwendungen, die man zunächst nicht unbedingt aufm Zettel hatte.
Meine ganz persönlichen und komplett subjektiven Eindrücke:
35/1.4: prima Abbildungsleistungen ab Offenblende, gewinnt aber auch durch Abblenden auf 2.0 noch einmal .. recht groß und schwer für die Brennweite, an meinen Bodies ergibt sich aber ein prima Handling
85/1.2: mein schaaaaatzzzzzzz 
.. ab Offenblende erstaunlich brauchbar, unfassbar bei welchen Lichtverhältnissen noch vorzeigbares produziert werden kann, schöner Bildwinkel an KB bis Crop 1.6, Bokeh lecker, Freistellung für die Brennweite erstaunlich, Fokus recht zäh, ich fotografiere aber z.B. auch gern Sport (TT, FMX) und Hunde damit.
135/2.0: Tolle Optik praktisch ohne Schwächen, am Crop schon zu lang als Portraitlinse, aber dort ein grandioses "200/2.0". In hohem Maße konvertertauglich, mit dem richtigen Body klebt der (Servo-)-AF zuverlässiger am Objekt der Begiere als ich es von allen anderen Linsen kenne.
3. Bezahlbare Festbrennweiten im leichten WW/normal/leichten Telebereich, denen im wirklich nutzbaren Bereich ein bis drei Blenden auf dioe teuren Klöpse einen drüber fehlen. Bei manchem dieser Exemplare sind die Offenblenden eher als Notblenden zu verstehen, was den faktischen Abstand für us Pixelpeeper noch ein bissi vergrößert. Die Canon 50/1.4 die ich beurteilen kann würde ich z.B. nur ungernst unterhalb von 2.0 einsetzen, mein 85/1.8 blende ich wg. Farbsäumen + Mikrokontrasten auf 2.5 ab, mein 50/1.8 wg. Fokusstreuung möglichst auf 2.8 oder höher. Trotzdem stellen alle diese Linsen einen vergleichsweise hohen Gegenwert fürs Geld dar (24/2.8, 35/2.0, 50/1.4, 50/1.8, 85/1.8, 100/2.0). Welchen Gebrauchswert sie beispielsweise gegenüber einem gut justierten Tamron 28-75/2.8 haben muss einfach jeder für sich selbst anhand seiner fotografischen Gewohnheiten ausmachen. Wenn mich mal jemand um Rat fragt rate ich immer zu davon welche zu schnappen .. mit überschaubarem Budget bekommt man mehr als eine Ahnung von den Vorteilen, der eingeschränkten Flexibilität gegenüber Zooms und den teilweise erstaunlichen Handlingvorteilen (Gewicht, Platzbedarf im Turnbeutel, maßgeschneiderte GeLis, ...). So werden es dann entweder Einstiegsdrogen, nette Versuche oder es verbleiben ein zwei als ergänzende Gläser für spezielle Anforderungen .. eben auch wieder je nach Gusto und Strickung.
Meine ganz persönlichen und komplett subjektiven Eindrücke:
24/2.8: leicht, bei Offenblende leidlich gut, recht preiswert, CA's merklich
35/2.0: s.o.
50/1.8: prima Leistung fürs Geld, großes Manko der schwankende unsichere Fokus, nach meiner Erfahrung beim MK I weniger ausgeprägt als beim MK II
85/1.8: offen ein bissi kontrastarm mit Neigung zu CA aber schon erstaunlich "scharf", fokussiert sehr flott (USM), ab 2.5 eine tolle Optik
100/2.0: wie das 85er, einen Hauch weicher, dafür weniger Anfällig für Farbsäume
Die (selbst-)Sicherheit, mit der hier manche must-haves oder no-gos postulieren versetzen mich immer wieder in Erstaunen .. und mir tun immer wieder die leid, die "forenunverdorben" hier Rat suchen.
Grüße
Martin
