AW: FT lebt weiter Stand September 2010
... Mmh ???
Nach dem Lesen mehrerer z.T. turbulenter Threads, Pressemitteilungen u.a. stellt sich die Sache für mich z.Zt. so dar:
- Olympus geht es nicht unbedingt schlecht, auch nicht in der Kamerasparte
- Olympus ist ein Mischkonzern; da passiert es in der Wirtschaft öfter, das ein Führungsgremium (oder eine einzelne Person mit Einfluss) von einer Sparte nicht so überzeugt ist; dann stellt man (heutzutage) für diese Sparte künstlich einen immensen Druck auf und schaut, was passiert; werden die hochgesteckten Ziele erfüllt, hat man einen persönlichen Erfolg, ansonsten stellt man den Bereich ein oder verkauft ihn
- von daher zeigen diese turbulenten Diskussionen (nicht nur hier) diesen Konzernlenkern zumindest eins: Dass ihre Planung nicht ganz so einfach abläuft, da sie den Fan-Faktor übersehen haben
- diese Leute denken radikal marktwirtschaftlich (sonst wären sie heute keine Konzernlenker); sobald sie merken, dass die Kunden angesichts der Aussage "keine neuen FT-Objektive mehr" die E-5 trotz evt. guter bis sehr guter Testergebnisse nicht wie gedacht kaufen, werden sie reagieren (müssen), da das unmittelbar auf das mFT-Segment abfärbt - viele mFT-Kunden sind oder waren auch FT-Kunden (diese Effekte sind Teil der Marktwirtschaft und betreffen kleinere Unternehmen stärker); hier kommt der Faktor "Markenbewustsein" ins Spiel
- von daher kann sich eine Strategie jederzeit wieder ändern
- allerdings stellen wir Forenten nur einen kleinen Marktanteil dar; entscheidend für wirtschaftlichen Erfolg sind auch die Händler vor Ort, wo Produkte erklärt werden wollen; diese Händler sind auch nur Menschen, sie müssen genauso überzeugt werden wie Kunden; sobald Canon und Nikon ins mFT-Segment "systemkamera" einsteigen, wird Olympus merken, dass man zumindest mittelfristig nicht ohne DSLRs (was nicht unbedingt FT heißen muss) auskommt; man braucht immer ein prestigeträchtiges Zugpferd, es muss nicht unbedingt in großen Stückzahlen verkauft werden (so erklärt sich auch das Engagement verschiedener Autofirmen im Rennsport und die Entwicklung von für die Masse unbezahlbaren "Staun-Karossen", die sich auch nicht rechnen)
- wir Forenten stellen auch deshalb nur einen kleinen Marktanteil dar, weil die Masse der Käufer eben nicht mal grad so das System wechselt (eine nicht unerhebliche Gruppe ist z.B. immer noch bei ihren analogen Nikons geblieben, das weiß Nikon auch)
- dann sind da noch die mittelfristigen Trens: Zur Zeit ist die Naturfotografie in, da schaffen sich die Leute nach dem Kitzoom ein Weitwinkel (9-18), ein Makro (günstig das 35er, Sigma 105er, nach der Preisanhebung selten das 50er), ein Tele (50-200 + EC14, günstig das 70-300) an; damit sind dann viele gut bedient, die für Großtiere maximal in den Zoo oder das Wildgehege gehen; das kann in der tat ausreichen (Olympus: "Wir decken schon jetzt alles ab") alles andere ist in Deutschland im Supertelebereich nämlich nur schwer zu realisieren (Wanderwege, rechtliche Situation, Abnahme der Tierpopulationsdichte ...)
- mit dieser Ausrüstung kann man sehr gut mit einer E-5 fotografieren, günstig auch mit einer E-3 gebraucht (ich lasse die an sich gute E-620 jetzt außen vor, da ich dabei den optischen Sucher in die Überlegungen mit einbeziehe, s. Winkelsucher bei Makros)
- eine Pen oder andere Systemkamera kann da in beiden Bereichen z.Zt. nicht mithalten: Makro und Supertele (ich möchte 400 mm KB Bildwinkel mal so betiteln); ich glaube nämlich nicht, dass von Anbietern im mFT-Segment Vergleichbares wie das Zoom mit nutzbarer Offenblende F3.5 bei 200 mm kommen wird
- aber auch ein 50-200 mit z.Zt. immerhin rund 1100 Euro Neupreis hat seine Limitierungen, die leichten Nachteile der Offenblende kann man zwar kompensieren (indem man den EC14 benutzt und das Objektiv nicht voll auszieht), aber das ist eine teure Lösung; damit wird klar, dass Olympus oberhalb von 400 mm KB-Bildwinkel nicht alles abdeckt, da dann nur der "abgehobene" Bereich des 2.8/300ers kommt (durch den Preis sehr geringe Verbreitung, also nur ein "Staun-Objektiv" ohne marktwirtschaftliche Bedeutung, aber mit gewissem Mitzieheffekten)
- man kann zwar noch ein 50-500er von Sigma mit FT bekommen (direkt auf Anfrage), aber es ist für den Amateur zu gross und zu schlecht ausballanciert, wurde daher auch nicht so oft verkauft (der Preis war dagegen angemessen und nicht das Problem); somit kommt gerade der Amateur oberhalb 560 mm KB (50-200 + EC14) nicht weiter; er könnte damit allerdings leben, damit gebe ich Olympus recht
- aber damit kann man eben der vom Olympus-Management herausgegebenen Devise ("wir werden uns mehr auf den Profi" konzentrieren) in der Realität nicht gerecht werden; wie immer man den Begriff Profi fassen will, Naturfotografen im Bereich Tierfotografie arbeiten nur selten mit Olympus und der ambitionierte Amateur orientiert sich eben daran; mit der E-5 und verbesserten High-Iso-Fähigkeiten fällt dieses Gegenargument (dämmerungsaktive Tiere in Deutschland) zumindest weg, aber wenn sich der Profi ein 2.8/300er oder ein 2.8/90-250er auch zumindest leisten könnte, der ambitionierte Amateur (der das Geld in die Kassen bringt) wird das bei Olympus nicht machen (sowenig, wie er das auch bei Nikon und Canon tut, wenn man ihm kein 100-400er im Bereich bis rund 1500 Euro anbieten würde)
mein vorläufiges Fazit (für mich) lautet jetzt:
Nicht nur bei Olympus stellt man sich mit der Orientierung bei den Systemkameras gegen den derzeitigen Markttrend (also die Vorlieben der Kunden) ! Ich mag nicht beurteilen, ob das (noch) technische oder konzeptionelle Gründe hat. Aber entweder ist das Objektivangebot trotz vieler Ankündigungen zu dünn oder man glaubt, z.B. mit nur einer überteuerten Makrolinse allein auskommen zu können. Das ist Konzentration auf das absolute Mittelmaß (wenn man bedenkt, wie stark überteuerte Linsen kameraintern aufbereitet werden müssen, um dem Kunden viel Arbeit am PC zu ersparen).
Das hatten wir ja schon mal, dass man z.B. glaubte, nur noch sein Heil bei Zooms mit Makrofunktion zu suchen; das hat der Markt letztendlich angesichts der Bildqualität aber nicht akzeptiert, Nikon hat sein analoges Segment daraufhin nicht eingestampft, Olympus sein Makroengagement beachtlich ausgedehnt (Blitze, Objektive, Zubehör).
Sowas kann eine Firma natürlich machen, die DSLR auch weiterhin im Angebot haben wird (z.B. Nikon, derzeit ja noch ohne "Systemkamera"), um dem Kunden auch weiterhin eine Realisierung seiner Wünsche zu ermöglichen ("ich könnte ja, wenn").
Denn dieser Kunde möchte das i.d.R. auch unter dem Markennamen tun, auch wenn das irrational ist, aber so sind Menschen nunmal.
Aus diesen Gründen wird ein marktwirtschaftlich orientiertes Management bei Olympus schon bald ins Grübeln kommen !
Wenn man z.Zt. bei Olympus diese in Interviews sich abzeichnende Strategie verfolgt, heisst das in Zeiträumen von "5-10 Jahren" nämlich noch nicht viel (wär hätte vor 10-Jahren an iPad oder mFT-Kameras gedacht ...). Spitzenmanager kommen und gehen; und ob hinter dieser neuen Strategie die Mitarbeiter stehen, die ein Fable für die Fotografie haben, kann sich jeder selber überlegen.
Olympus steckt in einer gewissen Zwickmühle; ihr Objektivsortiment deckt zwar nominell alle Bereiche ab, allerdings bewegt sich ein Großteil der Linsen in Preisregionen, die dem Profi oder Enthusiasten auch weiterhin vorbehalten bleiben.
Diese werden aber viel Geld weder in eine E-5 noch in weitere teure Linsen investieren, wenn bestimmte Sachen laut Aussage nicht mehr kommen werden (damit meine ich jetzt nicht das 100er Makro).
Der Amateur mit begrenztem Budget wird darauf schauen, dass er seine Interessengebiete abgedeckt bekommt. Da sieht es erstmal gar nicht so schlecht aus - ich zähle mal nur unter Abwägung von Bildqualität und eines begrenzten Budgets auf: 9-18, 14-54, 40-150, 35. Damit kann man schon mal je nach Interessen 70-90% machen, auch Available Light. Aber eben nicht an mFT (oder nur mit Abstrichen); daher glaube ich, dass die E-620 erstmal weitergeführt und über eine E-50 zumindest nachgedacht wird (aber das sind Spekulationen).
Doch was ist mit dem Trend "Großtierfotografie" (also ohne Nahbereich) ? Die Fotozeitschriften, aber auch das Interesse an Tierzeitschriften wie "Naturblick" oder neu "Zoon" sind da ja ein Abbild der Fotointeressen auch außerhalb der Foren.
Ein 50-200 braucht da mindestens den EC-14 und das ist mit gut 1500 Euro auch nicht gerade billig, obwohl man da in guter bis sehr guter Qualität 600 mm KB-Bildwinkel erreicht. Aber der Erfolg bei den anderen Herstellern von Crop-Kameras zeigt, dass auch der Amateur hier mehr will (braucht), für soviel Geld will er mit Abstrichen zumindest mehr Brennweite (400 mm an Crop2.0 = 800 mm KB sind da in unseren Breiten schon Pflicht für normale Motive, soll es keine Enttäuschungen geben).
Und da ist die Ankündigung von Olympus (keine neuen FT-Linsen) oder der Rückzug von Sigma aus dem Telebereich (70-200 und 50-500 mit veralteten Linsen nur noch auf Anfrage mit FT) der eigentliche Knackpunkt.
Seien wir also nicht zu freundlich, verpulvern wir hier nicht unsere Energie mit gelangweilten "Ich wusste es ja schon immer besser"-Schreibern, bearbeiten wir die Firmen entsprechend unserer Vorlieben direkt (schreibt auch mal einen Brief statt einer EMail), zeigen wir ihnen aber auch, dass uns die Marke etwas wert ist (hier werden Petitionen um HDR-Abstufungen ins Leben gerufen, ohne zu sehen, was wirklich drängend ist).
Was wir allerdings natürlich nicht beeinflussen können, ist, wie sich Wachstumsmärkte wie China und Indien in der Hinsicht entwickeln. Ob sich da also die Einstellung "Klein & Beauty" durchsetzt, was nicht unbedingt vorteilhaft für Ergonomie und Bildqualität sein muss. Kameras werden wie andere elektronbische Geräte eben für den Weltmarkt produziert. Da kann man nur das Beste hoffen (eine ähnliche Entwicklung bei den Sprachen ist ja auch beim Internet selber ein kontroverses Thema).
Dann werden bestimmte "Hobbyknipser" mit den Firmen weitermachen, die ihnen die Dualität noch garantieren können; aber auch das würde nur eine Übergangszeit sein, denn der Marktdruck wirkt auf alle Firmen gleichermaßen, auch auf die Großen (s. Panasonic und ihr DSLR-Engagement).
Blicken wir also nicht zu weit in die Zukunft; versuchen wir die nächsten 5 Jahre möglichst gute Fotos zu machen (die E-3 kam Ende 2007 auf den Markt ?).
Ich persönlich stehe auch vor einer nicht einfachen Entscheidung:
- meine Vorlieben sind Makro, Tiere, Theater und Tanztheater
- ich habe viele Geräte, ein Wechsel geht also eigentlich gar nicht, denn ich will mit allem (vor allem aber mit Makro und Tier-Tele-Fotografie) weitermache
- mFT ist auf absehbare Zeit keine Alternative für mich, in das ich soviel Geld wie in das DSLR-Segment stecken würde (nur als kleines Zweitgehäuse zu einer DSLR mit einer Art Universalzoom im Bereich 25-100 mm KB) - es ist unter fotografischen Aspekten nicht schlecht, aber ich brauche als Brillenträger unter anderem einen Sucher, an den ich z.B. auch einen Winkelsucher anschließen kann, viele anpassbare Direkttasten fürs schnelles Reagieren usw.
- die E-5 hat mich erstmal begeistert, aber nach der zuletzt geäußerten Firmenstrategie muss ich jetzt Prioritäten setzen, investiere ich jetzt nochmal mehr in den Telebereich ? (was ich eigentlich sowieso müsste), in die Kamera ... ?
- das Geld investiert in eine E-5 ist dann erstmal weg, dafür bekomme ich zwar mehr Spielraum bei der Theater- und Bühnenfotografie (was ich neben Natur auch gerne mache) und evt. etwas mehr Spielraum, um den LiveView mehr einzusetzen (minimierte Auslöseverzögerung ?), aber die Optiken machen letztendlich die Bilder
Aber dafür bekomme ich zur Zeit keine Perspektive ("wir entwickeln keine neuen FT-Objektive mehr") im Telebereich über dem 50-200 (das Argument mit dem EC20 lassen wir jetzt mal besser, ich will für 1500 Euro nicht auf dem Niveau eines 70-300ers landen - nichts gegen die Besitzer dieser Linse, aber es ist halt eine andere Preisklasse, optisch in Teilen am langen Ende mit der Konverterlösung zwar vergleichbar, aber AF ohne SWD schlechter und werksseitig ohne Stativschelle; ich will auch nicht für eine einzelne Brennweite 3,3 Kg tragen und weit über 6000 Euro ausgeben (2.8/300 + EC14).
Ich rede jetzt NICHT vom Wechseln, ich könnte nämlich gut auch bei der E-3 bleiben, etwas Geld in Optik investieren und so die nächsten 5 Jahre mit dem Gebrauchtmarkt überbrücken (Nachschub für eine E-3 etc.).
Ich rede jetzt NICHT vom Wechseln, denn es ist schon richtig, dass meine Interessengebiete in der Gesamtheit in der Fotografie auch bei anderen Firmen im Original sehr teuer werden. Ich habe nunmal bereits viele Oly-Geräte, ABER bei anderen Firmen besteht zumindest noch die Möglichkeit, bei den Optiken auf Drittanbieter auszuweichen (Tamron, Sigma, Tokina).
Das sollte Olympus bei seinen mittelfristigen Zukunftsplanungen (bezüglich seines Objektivprogramms) auch berücksichtigen.
Es bleibt also mal wieder schwierig.
Allerdings werde ich meine erste Bauchentscheidung, früh eine E-5 zu kaufen, jetzt erstmal gründlich überdenken (egal, wie die Threadtitel nun laufend abgeändert werden).
An sich hatte ich geplant, sie durch einen guten Verkauf einer gepflegten E-3 mitzufinanzieren, (auch wenn mein Fachhändler bereits Entgegenkommen signalisiert hat).
(es ist nun leider etwas länger geworden, aber es sind ja auch grundsätzliche Entscheidungen, die gut überlegt sein wollen und es sind Dinge, die mir auf der Foto-Seele lagen)
viele Grüße
Michael Lindner