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From the inside N°6

Habakuk

Themenersteller


(click > zoom)

Nein, kein Photoshop-Effekt. Ein "normales" Foto mit der Intention nicht die Details
zu zeigen, sondern die Stimmung, die emotionale Qualität zu betonen. Eine Erklärung
wie das Bild entstand wird noch nachgeliefert.

cheers
®
 
Hallo Roland,

harte Nuss, das Bild - prima vista.
Daher erstmal Dankeschön für den Hinweis, dass es um die emotionale Qualität geht. Ich fang mal mit den beiden Wörtern an.
Qualität: zu deutsch Güte, Nomen zu gut.
Emotionale Güte: gefühlt, gestimmt, befindlich.

Wenn die Augen wirklich das Fenster zur Seele sind, dann sagen Eure Augenpaare erstmal: Wir blicken gemeinsam in dieselbe Richtung. Du blickst ein wenig von oben herab, nicht arrogant, wie die Formulierung es anbietet, sondern wissend, mit einem Vorsprung an Erfahrung im Vergleich zu Theo. Theo hingegen blickt hinauf. Da muss ich jetzt an Adrian Frutiger denken, noch einer Deiner bedeutenderen Landsmänner: Er sagt, dass das Wachsen in die Vertikale - auf dem Bauch liegend aufstützen, sitzen, stehen - die konkrete Weltsicht verändert. An diesem Punkt sehe ich jetzt zwei Aspekte bezüglich der "emotionalen Qualität": Einmal fühlt es sich gut an, als Vater seinem Sohn Erfahrungen voraus zu haben, den weiteren Weg "von oben herab", aus einer überlegeneren Position heraus zu überschauen. Ein anderes Mal fühlt es sich gut an, dem Sohn dabei zuzusehen, wie man - als Vater - ihm Sicherheit und Orientierung dabei gibt, selbst nach vorne zu blicken. Diese Aspekte Sicherheit und Orientierung finde ich auch in Deiner Handhaltung: Deine eine Hand hält/trägt Theos linke Hand, Deine andere Hand stützt ihn, versichert ihm, dass Du ihn hältst.

Zurück zu Deinem Hinweis: emotional gut ist auf diesem Bild, dass der Vater den Blick nach vorne mit seinem Sohn teilt. Der Vater bietet Orientierung, Sicherheit, der Sohn macht sich demnächst selbst auf den Weg.
 
Sehr schönes Kunstwerk, Bild will ich da gar nicht sagen. Könnte vielleicht etwas mehr Umgebung drauf sein, aber gefällt auch so :top:
 
Ich kritisiere jetzt ein von Dir nicht dargestelltes Bild :)

Denk Dir Deine bärtige Rübe und die - mir sehr bezuglose Kamera - einmal weg und stell Dir das Kind statt dessen in einem roten Sessel in der dann zurückbleibenden Lichtstimmung vor. Das ist die Abwandlung, die ich gerade im Kopf habe, weil ich ansonsten den Schwenk Konkret/Abstraktes in Deinem Bild nicht hinbekomme. Der Erwachsenenkopf holt mich immer wieder zurück. So eine Vater(Ha! Interpretation) & Kind Reflektion funktioniert bei mir nicht, da mein Selbstbild so anders aussieht.

Wenn ich den Part ausblende und damit Dein Bild bewusst verändere bleibt mir im Kopf eine Kirchenbildanlehung. Heiligenbilder, Putten und Marien. Gott abstrahiert zu Licht. Da spielt halt meine Prägung auf unsere christlichen Kulturgeschichte ihren Part - in der bärtige Männer eher selten als Putten verewigt werden. Du bedienst Dich in dem Moment ähnlicher Techniken. Die Helligkeit sammelt sich um das Kind herum und kommt von oben. Licht ist gut. Dunkel ist jedoch nicht böse, dazu sind die Farben zu warm. Die Wirkung ist eine anheimelnde Atmosphäre.

Finde ich das gezeigte Bild gut? Ehrlich gesagt finde ich die Kunstverfremdung scheusslich. Interessant finde ich allerdings wie warm und harmonisch das Farbspiel wirkt, wie Du durch die Bildaufteilung und die nach oben verbliebene Luft einen großen Raum schaffst. Ich skizziere seit einigen Jahren immer mal wieder an einem großformatigen "Hamburger Großbürgerbild" in Ölfarben im klassischen Stil für mein Büro, das einen nicht ganz unähnlichen Farb- und Raumkontext haben soll. So frustrierend es ist wenn man die Kurve noch nicht bekommen hat, so spannend ist allerdings die Recherche und der Weg der einen dann zurück durchs kulturhistorische Bürgertum der letzten Jahrhunderte führt.

Nachtrag: Ich merke gerade dass der Kopf mich stört weil er aus dem Wahrnehmungsdreieck von links oben über das Kind nach unten ausbricht und Aufmerksamkeit gegen die "ästhetisch empfundene Blickrichtung der gestalteten Harmonielinie" erzwingt .o(wie ein Pickel mitten auf der Stirn bei deinem Gegenüber während Du ihm ins Gesicht schauen sollst) .
 
Zuletzt bearbeitet:
Herzlichen Dank für die konstruktiven Kommentare und Kritiken. Ich bin mir bewusst, dass es für viele ein herausforderndes Bild ist. So geht das, wenn man den Mainstream verlässt. :angel::)

Ich habe das Bild auf Mattpapier geprinted und einigen (fotografisch "ungebildeten") Menschen gezeigt. Vom Bildschirm losgelöst und auch ohne Schere im Kopf ("das ist eine Fotografie"), lässt es sich dem Bild einfacher begegnen als hier am Bildschirm in einem Kontext in dem meistens "normale" Bilder gezeigt werden.

So wurde die "bezugslose Kamera" schlicht zu einer dunklen Trinkschale, ja sogar zum Gefäss mit Weihwasser. :) Ha. Ich finde es immer wieder wichtig, Bilder sowohl mit Fotografen-Kollegen wie auch mit Menschen die keinen Bezug zur Herstellungstechnik haben zu diskutieren. So unterschiedlich können die Sichtweisen sein und jede Seite bringt interessante Aspekte ins Spiel.

Hier handelt es sich in der Tat um ein technisch völlig normales Bild, kaum bearbeitet, sicher nicht verfremdet. Viel mehr ist hier die Sichtweise des Fotografen zentral gewesen. Dieses Bild hier dürfte Aufklärung bieten:

theo006_ori.jpg


Ein Bild einer Szene, gesehen als Spiegelung an der lackierten Oberfläche eines roten Schrankes. Isoliert, auf der Seite dezent ergänzt. Es ist nicht ganz einfach mit der rechten Hand die Kamera zu halten, links den Sohnemann, eine entspannte Szene zu schaffen und auch noch den Ausschnitt ohne Sicht durch den Sucher zu treffen. So schoss ich eine kleine Serie und wählte daraus die best getroffene Szene aus.

Inzwischen habe ich das Bild minim nach gearbeitet, da ich doch mit etwas Abstand denke, es gäbe kleine Verbesserungen anzubringen. Doch das wird für die, die jetzt keinen Zugang zum Bild finden auch nichts ändern.

Die Hand mit der Trinkschale-Weihwassergefäss-Kamera bildet m.E. zusammen mit den beiden Gesichtern und der liegenden Hand einen Rhombus. Das funktioniert für mich ganz gut.

Nochmal: danke vielmals für die wirklich konstruktiven Inputs!

cheers
®
 
Ist doch eigentlich völlig egal, wie as Bild entstanden ist. Dass es sich um eine Spiegelung im Schrank anstatt eines Photoshop Effektes handelt macht es doch nicht besser oder künstlerisch wertvoller??!
M.E wird da in ein völlig belangloses und langweiliges Foto wild irgendwas hineininterpretiert.
Da ich mich früher viel mit der Malerei beschäftigt habe kann ich sagen, die alten Meister haben ein Bild vom ersten Pinselstrich an penibel geplant und nicht irgendwas gemalt und danach was reininterpretiert.
 
Ich muss ehrlich sagen ohne das klärende Bild war die zentrale Frage für mich wie denn das Bild nun enstanden ist. Das lasse ich mir auch vorwerfen, es fällt mir schwer Bilder dieser Art zu sehen ohne zu fragen wie das denn funktioniert hat. Ich weiß nicht ob das das Laster eines Fotografen ist oder ob das mein persönlicher Zugang zu Bildern ist.

Um ehrlich zu sein, Ich würde mir, hätte ich den persönlichen Bezug (Vater/Sohn) nur das zweite Bild aufhängen, ich finde den Teil der Tür sogar passend.

OT:

Zum Thema durch PS "verfälscht" möchte ich sagen dass es ohnehin unmöglich ist die Realaität einzufangen, jeder sieht etwas anderes, achtet auf etwas anderes, nimmt Farben anders wahr. Manchmal sehe ich Dinge erst im Nachinein auf meinen Bildern, die ich dann manchmal auch entferne, weil sie nicht der Realität entsprechen die ich zum Aufnahmezeitpunkt wahrgenommen habe.

(Mir ist durchaus bewusst dass es wohl eine absolute Realität gibt, ich denke aber nicht dass man diese als Fotograf abbilden kann)
 
die alten Meister haben ein Bild vom ersten Pinselstrich an penibel geplant und nicht irgendwas gemalt und danach was reininterpretiert.

Zustimmungen:
geplant
vom ersten Pinselstrich
nicht irgendwas

Abweichungen:
danach was reininterpretiert
Jeder Künstler weiß, dass in dem Moment, da er sein Kunstwerk einer Öffentlichkeit vorstellt - und wenn es auch nur der Partner/die Partnerin ist, er keinen Einfluss mehr auf sein Kunstwerk hat. Ab diesem Moment gibt es nur noch Rezeption. [Gilt auch für Künstlerinnen (Cheers to all Genders/Genderesses!)]
Roland hat schon was geplant mit dem Bild, nämlich ein - sehr subjektives - Empfinden (gibt es überhaupt objektives Empfinden?) festzuhalten. Und da geht es - meiner bescheidenen Meinung nach - nicht um Interpretation, sondern darum: Schlage ich im Betrachten den Weg ein, den der Zeigende mir vorschlägt, oder nicht. Und wenn ja: Kann ich ihm folgen oder nicht.
Und wenn Du schon die _alten_ Meister in der Malerei zitierst, dann muss man auch in die Waagschale werfen, dass
(a) sie mit ihrer handwerklichen Meisterschaft verstanden, bei ihrem Publikum (!) die Wirkung zu erreichen, die sie wollten; und dabei ging es (auch) um Eigennutz, sei es nur die Bedienung von Eitelkeit, und
(b) es nun bekannt ist, dass viele _alte_ Meister Werke ihrer Schüler als ihre eigenen ausgegeben haben. Darfst gern an Karl denken, wenn Du magst.

Bei mir zu Hause hängen übrigens an den Wänden ausschließlich Originale, deren Kaufpreis nicht im Geringsten an den Preis für die dazu angefertigten Rahmungen heranreichen, und zwar, weil es mir auf Autentizität ankommt.

Edit:
Ich wusste doch, dass ich den Gedanken schon mal formuliert hatte:
https://www.dslr-forum.de/showthread.php?p=7591904#post7591904
 
Zuletzt bearbeitet:
Manche von den Antworten sind harter Tobak. Hier will doch ein stolzer Vater seinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Und hat eine tolle Idee. Ich finde sie wirklich gut und würde nur eine Sache ändern, damit das Bild in der Betrachtung harmonischer wird. Das im Arm gehaltene Kind bildet eine schöne Diagonale, die dem menschlichen Betrachtungsverhalten sehr entgegenkommt. Der Kopf des Vaters durchbricht diese Diagonale. Wenn Du es hinbekommen könntest, dass der Kopf des Vaters Teil dieser Diagonalen wird, dann wirst Du ein tolles Bild haben!

Danke für diese Inspiration!
 
Danke nochmal für die Rückmeldungen.

Ist doch eigentlich völlig egal, wie as Bild entstanden ist.

Finde ich ja nun wirklich erfrischend zu lesen. Gerade hier wird doch so oft darüber diskutiert mit welcher Softbox und welcher Linse etc. gearbeitet wurde. :cool: Sehen und Wahrnehmen gehört für mich sogar stärker zur Fotografie als die Aufnahmetechnik. Darum finde ich es schon auch wichtig darüber etwas zu erfahren.

Zum anderen bin ich immer wieder erstaunt darüber, wie vehement der Einsatz von Imagination und Fantasie angelehnt wird. Bilder sind Metaphern und Metaphern bedingen grundsätzlich den Einsatz von Imagination... Ich empfinde ein Erleben das auf den Einsatz von Imagination und Fantasie verzichtet ein eindrücklich eingeschränktes Erleben. Wir würden immer noch auf den Bäumen sitzen, wenn wir nicht die Kraft der Imagination und die Fantasie entwickelt hätten. Warum sollte diese Kraft nicht in der Fotografie angewendet werden dürfen? Und zwar vom Fotografen wie auch vom Betrachter.

Ich schreibe das aber nicht, damit ihr vielleicht doch das Bild mögt. Es geht mir nicht darum ein Bild zu schaffen, das jeder mag. Es ist völlig ok wenn wembly sagt: "m.E. ein belangloses Bild". Kein Problem damit. Die Aussage ist ein individuelles Statement und das kann ich gut so annehmen.

Etwas schade finde ich, dass eine Bilddiskussion mit dem mögen/nicht mögen schon beendet ist.

Zum Thema: "geplant". Ich finde es manchmal eine grössere Herausforderung spontan und offen zu sein um die kleinen Alltagswunder zu entdecken als ein minutiös geplantes Studiobild zu erstellen.

cheers
®
 
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