Es ist erst einmal keine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern die Frage, wieviel Schärfentiefe das Motiv benötigt. Ein Gesicht, wo nur ein Auge scharf ist, eine Gruppe, in der die zweite Reihe unscharf ist, fällt i.d.R. unter technischen Schrott. .
Bei der Gruppe stimme ich -ein wenig- zu, beim Gesicht überhaupt nicht. Egal, ob MF, Kb oder MFT: Freistellung ist auf der Basis des Einsatzes vorhandener, technischer Möglichkeiten ein Gestaltungsmittel.
Es gbt technisch erstklassige und stimmungsvolle Portraits "mit Seele", auf denen nur Teile des Gesichtes mit einem scharfen Auge gezeichnet werden.
Man müsste generell auf der einen Ebene technische Bedingungen und Optionen diskutieren und dann auf der anderen - gleichzeitig vorhandenen - Ebene Fähigkeiten von Gestaltung und Bildkomposition, inkl. derer der Nachbearbeitung.
Ob ein Portrait gelungen wirkt oder nicht, hängt vom Zusammenspiel beider Ebenen ab. Es gibt jede Menge Portraits, die technisch gelungen, aber ohne Seele sind. Und es gibt technisch lausige, die wunderbar sind.
Mir persönlich geht es inzwischen so, dass ich selbst bei MFT das Nocticron bei Close-Ups häufiger abbblende, weil diese "Ein-Auge-Scharf" - Portaits mich ermüden.
Aber, die Option zu haben, das Gestaltungsmittel nutzen zu können, ist mir wichtig. Da geht es mir wie Menschen, die sich ein Cabrio kaufen, obwohl sie nur im Hochsommer das Verdeck öffnen und dennoch nicht auf die Option verzichten wollen. Und, um auf das Zusammenspiel beider Ebenen (Technik und Gestaltung) zurück zu kommen:
Ob sie mit offenem oder geschlossenen Verdeck fahren, sagt nichts darüber aus, ob sie Autofahren können.
Fazit: Natürlich kann man mit MFT freistellen, sehr gut sogar: Manchmal sogar mehr, als es aus gestalterischer Sicht für den einen oder anderen sinnvoll erscheint.
Gruß