Zum Ersten: Ein offiziell akreditierter Pressevertreter hat das Recht, jedes Foto aus jeder Pferde- (und sonstiger) öffentlich zugänglichen Veranstaltung anzufertigen und zu publizieren. Er braucht nach der Akkreditierung niemanden um weitere Erlaubnis zu fragen. Alles klar?
Das gilt genauso für jeden anderen Bürger auch...
um Zweiten: Ein guter Fachjournalist weiss um die Problematik der Pferdefotografie bzw. deren Folgem und wird selber sehr vorsichtig mit der Auswahl sein und sich auch in eigenem Interesse hüten, ein Bild zu veröffentlichen, was Ross und Reiter ungerechtfertigter Weise schlecht/falsch/unkorrekt im reiterlichen Sinne abbildet.
Ein guter Fachjournalist ist genau sorgfältig und korrekt in seiner Arbeit wie ein guter "Nicht-Fach-Journalist".
Der Unterschied ist ein anderer:
Der dpa-Fotograf, der vom CIS-Turnier berichtet, braucht ein gutes, möglichst packendes, "dramatisches" Bild vom Sieger. Und daneben auch noch entsprechende Bilder von den Favoriten des Turniers.
Ein solches Foto illustriert für den Zeitungsleser am nächsten Tag im Sportteil der Zeitung den Bericht zum Turnier. Ob dieses Bild für einen Reitsport-Experten besonders aussagekräftig ist oder nicht, ist völlig unerheblich. Der ist nicht die Zielgruppe. Für diesen Zweck reicht ein Foto völlig aus, das fotografisch gut ist und das Gesicht des Reiters erkennen lässt - aber vielleicht andere bildliche Informationen, die für den Experten interessant und wichtig sind, nicht enthält.
Wenn ich z.B. ein Foto vom Dressurreiten mache, dann brauche ich "was ästhetisches" vom Sieger. Ob Reitsportexperten oder - liebhaber darauf die spezielle Schrittechnik erkennen können oder nicht, ist völlig wurscht. Ich achte nur darauf, daß die Beinhaltung nicht "komisch" aussieht.
Der "Fachjournalist" in der Fachpresse braucht andere Dinge. "Unkorrekt" kann er dabei genausowenig gebrauchen wie der Nicht-Fachjournalist. Ich hätte aber auch gern mal ein Beispiel für ein "unkorrektes Pferdefoto"...
Beiden, dem Fachjournalisten wie dem Nicht-Fachjournalisten ist es aber egal, daß Reiter Schimmelpfeng es nicht so pralle findet, wenn er an der letzten Hürde vom Pferd fällt. Wenn das wichtig ist, wird das Foto gedruckt. Wenn nicht, dann nicht. Ich hab 2007 mal Meredith Michaels-Beerbaum erwischt, wie sie ihre Hoffnung auf den Titel beim CIS-Turnier in Neumünster zunichte gemacht hat, als sie an der Hürde vom Pferd gefallen ist - perfekte Landung auf dem A....llerwertesten. Natürlich wurde das gedruckt. Sie war die haushohe Favoritin, und diverse Redaktionen haben das gern genommen.
Eines aber gilt - hoffentlich - für jeden "Fach-Journalisten": er berichtet im journalistischen Sinne, und nicht im "reiterlichen".
Anderenfalls würde ich ihm absprechen, überhaupt ein Journalist zu sein...
Ist er im Zweifel, so wird er den Rat des Besitzers/Reiters einholen, und der wird dann negativ ausfallen, wenn das Bild eben schlecht/falsch/unkorrekt im reiterlichen Sinne ist. In diesem Fall wird er höchstwahrscheinlich nicht veröffentlichen. Auch weil es seinem fachlichen Ruf schaden wird. Alles klar?
Du redest immer noch Blech, sorry.
Zum Dritten: Ein privater Fotograf darf an allen öffentlich zugänglichen Veranstaltungen so viel fotografieren wie er will. Nur darf er diese Bilder nicht ohne Erlaubnis des Abgebildeten veröffentlichen.
Aber selbstverständlich darf er das.
Im übrigen sollte auch er sich um Qualität bemühen, denn ein reiterlich schlechtes Bild ist eigentlich/meistens auch ein per se schlechtes Foto, wenn man wirklich inhaltlich an dem Thema interessiert ist.
Das ist die typische "Betriebsblindheit" der Insider.
Die kann man in allen Sportarten beobachten, bei allen Hobbys... überall.
Als "Marine-Freak" kenne ich dieses Problem übrigens auch selbst...

Das schönste, best-gestaltete, fotografisch hervorragende, preiswürdige Foto einer Lenkwaffen-Fregatte bringt mir - als Marine-Freak! - gar nichts, wenn ich nicht die kleinsten Details des Raketenstarters und der Abweichungen im Decksprung zu den anderen Schiffen der Klasse erkennen kann.
Fotografisch ist das Bild, das mich als
Marine-Freak befriedigt, meistens banal.
Das eine ist aber so legitim wie das andere.
Wenn er was lernen will, dann sollte er durchaus den Reiter/Besitzer um Erlaubnis zur Veröffentlichung fragen. Dabei kann man dann Schlechtes von Gutem trennen und beiden Seiten ist geholfen. Alles klar?
Und wer was über Finanzpolitik lernen will, fragt den Finanzminister, wie es richtig ist... Ja, alles klar...


Zum Vierten: Wenn die Erlaubnis nicht vorliegt und ein rufschädigendes Bild (und das kann leider so dramatisch sein, wie oben geschildert, ob ihr es glaubt oder nicht!) wird veröffentlicht, so wird er mit Konsequenzen zumindest rechnen müssen.
Ich frage mich immer noch, wie man ein "rufschädigendes Bild" einer Reitsportveranstaltung macht...
Sollte das Bild aber zeigen, wie der Reiter sein Pferd mißhandelt - dann wird er mit dieser Rufschädigung durch die Veröffentlichung leben müssen, und das ist auch gut so, und da steht auch jedes Gericht auf Seiten des Journalisten.
Ungefähr 1991 oder 1992 hat mal der Bürgermeister einer Kleinstadt in einem der neuen Bundesländer versucht, vor Gericht durchzusetzen, daß die Lokalzeitung alle Berichte über die Stadtverwaltung ihm zur Genehmigung vorlegen müsse...
Das ist jetzt kein Witz. Das ist wirklich passiert - da war einer irgendwie im Jahr 1988 stehengeblieben.
Das Gericht hat das natürlich abgelehnt. Und der größte Teil vom Rest Deutschlands hat drüber gelacht.
Irgendwie wurde ich gerade an diese absurde Geschichte erinnert.
Reitsportler möchten also die Deutungshohheit über ihren Sport reserviert haben. Sollen wir das glauben?
Zum Glück sind nur sehr, sehr, sehr wenige Reitsportler so borniert.