ich vermute, dass nur in Fotoforen das Gerücht verbreitet ist,
dass gerade Hobbyfotografen sich und "ihre Fähigkeiten
komplett falsch einschätzen".
Eine Vermutung, die den Erfahrungen der Praxis nicht standhält.
Wenn jemand sich als sehr erfahren bezeichnet, aber nicht
weiss wo die Speicherkarte steckt und wie man sie entnimmt
wenn er gebeten wird sie herüberzureichen.....
Wenn jemand Gewerbe angemeldet hat, kommerziell Hochzeiten
an bietet und auf "bitte jetzt alle auf manuellen Modus schalten"
zurückfragt "wie mache ich das in P?".....
Ich gebe regelmässig Workshops, und zu Anfang steht meist
eine Vorstellungsrunde in der die Teilnehmer sich und ihre
Erfahrung einschätzen sollen, sowie ihre Wünsche an den
Workshop und seine Lerninhalte beschreiben sollen.
Die Selbsteinschätzung und die Realität sehe ich im direkten
Vergleich, regelmässig und von mir gezielt überprüft.
Ich will den Leuten ja was beibringen, und dazu muss ich
wissen was sie können und was nicht. Dass jemand eine
realistische Einschätzung seiner Fähigkeiten liefert ist die
absolute Ausnahme.
Es gibt einige wenige die das schaffen, einige wenige die
sich selbst schlechter einschätzen als sie sind, und rund
80% die sich weit bis sehr weit überschätzen.
Warum dort oft gern der Schwerpunkt auf das (vermeintliche?)
Nichtkönnen bestimmter User gelegt wird, weiß ich nicht.
Das verstehst Du falsch. Es ist eine Situationsbeschreibung
auf Basis regelmässiger Erfahrung. Es ist keineswegs wertend
gemeint. Als Workshopleiter muss ich rausfinden was die
Leute können um da anzusetzen und das Vorhandene auszubauen.
Man denke nur an die vielen Hobbysportler, die weit vom Profiniveau
entfernt sind und trotzdem Spaß an ihrem Hobby haben.
Die wissen aber meist dass sie keine Weltrekordler sind - allein
schon weil das messbar ist, was für kreative Leistungen nicht gilt.
Der Unterschied zu dem Hobbyfotografen ist dass Windsurfer,
Radfahrer, Golfer etc. das genau wissen und Spaß am Hobby haben,
wogegen viele Hobbyfotografen sehr verkniffen an ihr Hobby
herangehen und im Gegensatz zum Golfer/Windsurfer sehr oft
glauben ihre Fähigkeiten würden reichen um damit Geld zu verdienen.
Dem einen ist das Fotografieren eher egal und es geht um
die Vervollständigung der Sammlung und ggf. Freunde an der
Technik/ dem Ausprobieren des technisch Möglichen und dem
anderen ist die Ausrüstung recht egal und es geht um hehre
Kunst, die Entwicklung eines eigenen Bildstils, das Erreichen
bestimmter Fotoergebnisse, wie man sie von X kennt, das
Gewinnen von Wettbewerben oder Anerkennung oder das
Erlernen der nötigen Kenntnisse, um bestimmter Bilder, die
man bewundert, selbst fotografieren (oder bearbeiten) zu können.
Ja. Und manch einer kauft sich eine Kameraausrüstung allein
zu dem Zweck sich sozial zu differenzieren.
Eine der Grundfragen, die ich mir beim Lesen von Beiträgen der
"Fotografenfraktion" immer stelle ist, ob man nicht ein Hobby auch
ausüben kann, ohne ständig besser werden zu müssen, mit Freude
über die Bilder, die einem möglich sind und es das Ziel des Austausches
mit anderen ist, diese Freude zu teilen und weitere Anregungen (nicht:
Anleitungen oder Verbesserungsvorschläge) zu bekommen.
Einfach so Spaß haben kann man - sicher. Zeigt man einem
Skateboarder einen neuen Kniff, wird der den begeistert ausprobieren,
wenn er in seiner körperlichen Reichweite liegt.
Macht man einem Hobyfotografen einen Verbesserungsvorschlag,
reagiert der meist beleidigt. Und zwar schon bei ganz einfachen
Dingen, die mit 10 Sekunden Nachdenken jedem möglich wären.
Besonders, wenn sich alle gleich wert geschätzt vorkommen sollen.
Da liegt sicher das grösste Problem: Die Leute können selten
unterscheiden ob man über ein Bild spricht oder ob man sagt
sie hätten einen kleinen Schniedel.