Ich gebe auch zu bedenken, dass beim Kunsthandwerk, oder in der Kunst, das Material einen ganz wichtigen Einfluss auf die Wirkung hat. Oft ist es der vermeintliche Mangel, der ganz erheblich zum Ausdruck beisteuert. Man erinnere sich an den das Bild 'der Schrei' von Munch. Das Bild lebt nur durch die groben Pinselstriche. Oder man vergleiche Drucktechniken, die feine Radierung mit dem groben Holz- oder Linolschnitt. Objektiv hat ist die Radierung besser, feiner auflösend, trotzdem gibt es Gründe die grobe Technik zu wählen.
So ist es auch mit der Fotografie. Den Fotografen Tichý habe ich ja schon genannt. Dessen Fotos wirken nur durch ihre technischen Defizite. Ohne wären es nur ganz gewöhnliche Spannerbilder. Ich habe früher gerne Schaufenster bei Nacht fotografiert mit einem an seine Grenzen gepushten HP5. Diese Fotos hatten ihren ganz eigenen Reiz. Mit einer Digitalen funktioniert das nicht, hab ich schon probiert. Die Fotos sehen albern, trivial als. Man kann das auch beobachten bei Fotos von Konzerten sehen. Viele zeigen hier die Leitung ihrer High-Iso-Monster, aber die Rockmusiker langweilen einfach nur im Vergleich zu alten SW-Fotografien von Jazz-Musikern. Dabei ist das Motiv das gleiche: Ein Solist auf der Bühne. Weniger ist oftmals mehr.
Ich halte es darum gar nicht für sinnvoll, den letzten Grauwert und das optimale Korn aus dem Film zu entwickeln. Das Grobe ist oft viel reizvoller. Damit bekommt übrigens analoger Film auch seine Bedeutung im Vergleich zu digitaler Fotografie, rein ästhetisch. Die Fotos dürfen anders werden. Anders ist für manche Motive oftmals besser, im Sinne eines wirkvolleren Fotos.
Nach meiner Erfahrung gehört dazu allerdings unbedingt der zweite Schritt, die händische Vergrößerung dazu.