Nein, HSS kann auch nicht zaubern, sondern muß den Blitz gesplittet abfeuern, bis der schmale offene Teil des Schlitzverschlusses den gesamten Sensor passiert hat und alle Sensorteile mal etwas Blitzlicht abbekommen haben.
Danke, jetzt glaube ich zu verstehen. Aus Sicht der Kamera (bzw. des Sensors) ist es vermutlich sogar Schnurz, ob eine Lichtreduktion um den Faktor 2/4/8 durch einen Verschlussvorhang (der bei HSS stets 50/75/82,5% des Sensors wandernd bedeckt hält) erfolgt, oder durch einen Graufilter, der praktisch dasselbe macht, nur eben gleichmäßig über die Bildfläche verteilt. In dem Sinne ist es völlig äquivalent, ob eine Blitzlichtausbeute durch HSS oder durch Graufilter geschwächt wird.
Bei Stoboskop-Blitz gegen einen wandernden Verschlussvorhangsspalt hätte ich allerdings die Befürchtung, dass es vertikale Streifenbildung als Artefakte in den aufgehellten Schattenbereichen geben müsste? Hat sich das jemand mal genau angeguckt, z.B. Grau-Target HSS-fotografiert und danach den Kontrast mit "Autokontrast" in der Bildbearbeitung überhöht?
Ein Graufilter kostet demgegenüber Geld und ist eine weiteres Objekt für möglichen Staub/Fingerabdrücke/Kratzerchen/Reflektionen (insbes. wenn er nicht besonders hochwertig vergütet/gehärtet ist), und Montagewechsel sind für unsere Zielgruppe immer lästig. HSS ist da mit Sicherheit viel bequemer.
Andererseits lassen sich Graufilter natürlich auch ohne Blitz gestalterisch einsetzen, also wenn man z.B. viel Schärfen"untiefe" haben will, obwohl es draußen gerade mal sehr hell ist.
Trotz allem habe ich den Verdacht, dass HSS irgendwie ein "me too"-Verkaufsfeature ist, dass die Welt nicht wirklich braucht? Ich meine, eine HSS-lose Verschlusszeit von ~1/200 in Verbindung mit einem mäßig lichtstarken Zoom, mittlere = optimale Blende von z.B. 8, und ISO 100... um hier eine noch kürzere HSS-Verschlusszeit (bzw. einen äquivalenten ND-Graufilter) haben zu wollen, muss es doch eigentlich draußen so gleißend hell sein, dass ein Blitz, zumal ein durch HSS extrem geschwächter, eh kaum noch einen bildgestalterischen Einfluss haben kann... irgendwie scheint mir HSS anwendungsfallmäßig ein bischen zwischen den Stühlen zu sitzen. Dies erklärt vielleicht auch, warum wurde es jahrzehntelang nicht erfunden wurde ... weil es jahrzehntelang von Fotografen nicht nachgefragt wurde.
Wenn wirklich mal sehr gleißendes Himmels-Gegenlicht gibt, sollte man eh (ob mit Blitz oder ohne) vermutlich gescheitererweise einen Grauverlaufsfilter heranziehen, wo doch (bzw. gerade) HSS bei so einer Situation nicht gegenankäme. "HDR" ist natürlich auch effektiv, lasse ich aber mal außen vor, für sowas fehlt zumindest mir die Geduld...
Ich vermute, Blitze sind halt generell auf maximale Lichtausbeute / optimale Leitzahl für Einzelblitze optimiert. In einer hellen Situation kann bzw. sollte man vielleicht die P-TTL-Automatik verlassen und den Blitz mit 100% abfeuern lassen.
Ein gut sortierter Profi würde sich in so einer Gegenlichtsituation wohl auch nicht erst auf HSS einlassen, sondern Sonnenreflektions-Schirme zur Lichtgestaltung nutzen.
Grüße,
Frater
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