Tokina vs. Tamron vs. Canon vs. Samyang
Ich oute mich mal als UWW-Freak und hatte bereits das Tokina 11-16 f2.8, das Tamron 10-24 3,5-4,5, jetzt habe ich das Canon 10-18 STM und seit gestern ein Samyang 10mm f2.8 FB.
Am wenigsten hat mir das Tokina gefallen, weil ich seine hohe Lichtstärke kaum wirklich nutzen konnte. Freistellung, ja, auch gewisse Makro-Fähigkeiten würde ich dem Objektiv zuschreiben. Aber sonst konnte ich in der Lichstärke nicht viele Vorteile entdecken. Das Objektiv ist allerdings sehr scharf bereits ab Offenblende und bildet die Farben wunderbar kräftig ab. Allerdings hatte meines damals starke Lensflares. Meins war aber auch eins der ersten Generation mit Stangen-AF, der zwar traf, aber langsam und laut war. Ich hab es nach einigen Monaten hier im Forum verkauft zugunsten des Tamron 10-14, weil ich 1. die hohe Lichstärke nicht einzusetzen verstanden habe, 2. es mir zu schwer war als "immerdrauf" und 3. gleichzeitig der Brennweitenbereich von 11-16 zu wenig flexibel war. Das Tokina ist ein klasse Objektiv, keine Frage, ich habs am Ende allerdings mehr im Schrank gehabt als im Rucksack, und damit war sein Schicksal besiegelt.
Das Tamron dagegen war ganz anders. Es war nicht so scharf, und die Farben waren bei Offenblende irgendwie flau. Es war auch weniger lichtstark und weniger wertig gebaut. Es hat damals aber auch 150,- weniger gekostet als das Tokina. Allerdings, die 10-24 sind etwas völlig andres. Der 1mm nach unten ist deutlich sichtbar, und nach oben auch nochmal 8 mm mehr, das ist ein echtes Zoom, das zudem zwar durchaus groß ist (77 Filtergewinde), aber da aus Plastik (Bajonett Metall) nicht wirklich schwer. Es avancierte für mich zum Immerdrauf, ich habe das Objektiv geliebt! Flares hat es nicht großartig erzeugt, abblenden hat die Schärfe deutlich erhöht und die 3.5 bei 10mm gegenüber den 2.8 bei 11 hat auch das Tamron im Innenraum (Kirchen, Schlösser) brauchbar gemacht. Man lernt mit einem UWW echt das Stillhalten. Ich bin mit dem Tamron um die halbe Welt gereist und hatte es in Wüsten, im Schnee, auf Wolkenkratzern, Vulkanen und v.a. in Großstädten immer dabei. Wie gesagt, ich habe dieses Objektiv geliebt.
Sein Untergang war seine Bauweise. Es ist eben doch nicht unendlich strapazierfähig und nach zigtausenden Fotos auf hunderten Walks begann es irgendwann leicht zu klappern und wurde unscharf. Es hat drei Bodys überlebt, aber dann war es wohl zuviel. Auf die Idee, es reparieren zu lassen bin ich nicht gekommen, aber es ist eben auch kein ultrateures Objektiv. Ich würde das Tamron 10-24 daher durchaus in Betracht ziehen.
Das Canon 10-18 STM ist aber ebenfalls eine tolle Linse. Die geringe Lichtstärke würde ich nicht als Problem bezeichnen. Der Bildstabilisator gleicht tatsächlich einiges aus, mit einem UWW fotografiert man i.d.R. nicht bewegliche Objekte. Das Lichtstärkenargument würde ich daher nicht überbewerten. Der niedrige Preis und das wirklich geringe Gewicht/geringe Größe sind zweifellos ein Pro-Argument. Ich vermute aber dennoch dass es irgendwann wie mein Tamron - wohl eher früher als später, alterschwach werden könnte. Aber naja, ein UWW mit Stabi für 250 EUR war vor 5 Jahren noch Science-Fiction. Optisch bringt es bei mir sehr scharfe Bilder. Allerdings produziert meins durchaus seltsame Flares, zwar weniger als das Tokina, aber dafür auch nicht so schöne. Es sind einfach schattige Flecken, die ich ersteinmal garnicht als Flares identifiziert hatte. Und es hat m.E. die heftigste Tonnenverzeichnung meiner UWW's. Kann man mit EBV zwar entfernen, aber da geht eben auch einiges von den 10mm verloren. Das Tamron war da optisch reifer. Trotzdem, ein Fehlkauf ist es wohl nicht.
Das Samyang 10mm f2.8 hab ich mir geholt, weil ich der hohen Lichtstärke nochmal eine Chance geben wollte und es angeblich sehr scharf bis in die Ränder sein soll. Meine Tests sind zwiegespalten. Es ist meines Erachtens von allen meinen UWW's das deutlich schärfste! Tagsüber, nur leicht abgeblendet habe ich jetzt die besten und schärften Bilder! Flares sind kein Problem und die Fotos sind jpg ooc schon der Wahnsinn. Flares gibts hier quasi nicht. Aber durch die komplett manuelle Bauweise ohne Autofokus ist die hohe Lichstärke kaum wirklich nutzbar. Bis man das Objektiv im Lowlight-Modus so justiert hat dass es scharfe Bilder produziert muss man viel fummeln. Ich denke das Canon mit dem IS und dem extrem schnellen und präzisem STM ist da überlegen. Interessant an dem Samyang ist die erstaunlich geringe Naheinstellgrenze von ca. 15 cm. Das hatte ich nicht erwartet!
Ebenfalls interessieren würde mich das Tokina 12-28 f4.0. Das scheint mir eine optisch starke und sehr flexible Optik zu sein, die als edles Immerdrauf taugen könnte.
Mein Fazit:
Ich habe festgestellt, dass ich im UWW-Bereich mit einer 2.8-Blende nicht viel anfangen kann (Tokina 11-16mm, Samyang 10mm), da hier Freistellung durch geringe Schärfentiefe wenig Sinn macht und eigentlich ein Stativ erfordert, um es gescheit zu nutzen. Für Freihand-Fotografie reichen 3.5 bzw. 4.5 aus, wenn man ISO-Einstellungen vornimmt oder ein Bildstabilisator eingreift. Wenn also eine 2.8'er Blende für mich kein Argument ist, muss es Flexibilität und Bildqualität (Schärfe) sein. Da bin ich gerade.
Fazit: Die Linsen haben alle etwas für sich! Dabei sind sie von ihren Eigenschaften so unterschiedlich, dass jede seinen Liebhaber findet. Das Tokina würde ich eher als Krativ-Linse für die Studiofotografie halten. Draußen haben mich Flares, Gewicht und nahezu nicht vorhandene Flexibilität gestört. Das Tamron geht mit dir überall hin. Es ist in nichts so richtig gut, ist aber immer am Start. Krasse 10mm bis normale 24mm sind schon sehr bequem-praktisch. Das Canon ist kinderleicht (auch zu bedienen) und wirklich keine Last, aber ihm fehlt irgendwie der Charakter finde ich.
Das Samyang wiederum is sehr speziell. Und dann gibts noch das Sigma 10-20, das Tokina 12-24, 12-28, das Canon 10-22 uswusf.
Ich würde wohl mit dem billigsten anfangen.
Jetzt entscheide du.