Additive vs. subtraktive Arbeitsweise.
Und der fotografische Purismus ist halt auch nur eine von unzähligen Strömungen in der nun bald 200 jährigen Geschichte der Fotografie.
Das nun die Puristen diese Strömung als die bedeutendste, den eigentlichen Kern der Fotografie darstellende halten, liegt vor allem im Wesen des Purismus begründet.
Um zu erkennen, wie sehr es sich bei dieser Unterscheidung um ein Konstrukt handelt, muss man nicht einmal eine kunsthistorische Betrachtung jener Strömungen in Malerei und Fotografie anstrengen, in der sich beide Arbeitsweisen offensichtlich überschneiden und durchmischen.
Es genügt bereits eine Reflexion des vollständigen kreativen Prozesses in der Fotografie, von Ideenfindung über die Vorabvisualisierung bis zur Arbeit in der (elektronischen) Dunkelkammer, um zu erkennen, dass es in diesem Prozess kaum ein "versus" gibt. Vielmehr wechseln sich hier additive und subtraktive Arbeitsweisen ab.
Wer allerdings den kreativen Prozess auf das "drücken des Auslösers" reduziert, mag das Konstrukt aufrecht erhalten können...
Nun hat sicherlich jedes Medium im eigene "inhärente Beschränkungen", genauso wie es im eigene inhärente Möglichkeiten hat - das ist letztlich eine Binsenweisheit. Es kann aber gerade als kreative Aufgabe gesehen werden, die Grenzen, die sich durch die Beschränkung ergeben zu verschieben oder gar zu überwinden. Dieser Satz ist mindestens so gültig, wie die Auseinandersetzung den Beschränkungen, mit dem Ziel diese deutlich darzustellen.
Der Versuch kennt kein Dogma.
Aus meiner Sicht ist das Bild eine interessante Skizze einer klassischen Bildkomposition. Die gewählte Bearbeitung verdeutlicht die Wirkung der Verteilung von Farbe und Licht, Linien und Flächen. Insofern erfüllt das Bild zumindest den Sinn eines Versuches - ich lerne etwas daraus.
Greets
/bd/