Ich sehe kaum noch Möglichkeiten für signifikante Verbesserungen der Empfindlichkeit von Fotosensoren. Wir sind an vielen Stellen einfach schon nah am Photonenrauschen. Ein Beispiel ist blauer Himmel, der nicht mehr vorrangig wegen untauglicher Sensoren verrauscht aussieht.
Hingegen halte ich die Ansprüche der meisten - ich sag mal: engagierten - Amateure für größtenteils massiv überzogen. Natürlich sieht man das höhere Rauschen kleiner Sensoren; insbesondere am selbstleuchtenden Bildschirm und bei entsprechender Vergrößerung.
Aber auch bei einer deutlichen Unterschreitung des sinnvollen Standards "Betrachtungsabstand = Bilddiagonale" liefert selbst 1" oder 4/3" heute eine Druckqualität, die völlig unkritisch ist. Natürlich steigen die Ansprüche mit den Möglichkeiten, aber ich sehe partout keinen inhaltlichen Mehrwert von Bildern mit weniger Rauschen, als es heute schon verhältnismäßig keine Sensoren zeigt.
Etwas weniger absolut würde ich das für den Dynamikumfang sehen. Aber auch hier fehlt mir in den allermeisten Fällen die inhaltliche Notwendigkeit. Klar, man kann den Bedarf an bestimmten Beispielen sinnvoll argumentieren, aber für größten Teil der veröffentlichten Fotos sehe ich keine Notwendigkeit eines höheren Dynamikumfangs, als ihn heute schon Sensoren unterhalb von APS-C bieten.
Es ist ja eigentlich auch in der Fotografie alles eine Frage des richtigen Werkzeugs für den richtigen Zweck. Und natürlich gibt es einen Teil der Amateur- und Profifotografie, die die Mehrleistung eines großen Sensors tatsächlich benötigt bzw. davon sichtbar profitiert. Aber es sollte mich sehr wundern, wenn das mehr als ein niedrig einstelliger Prozentsatz der Fotografie insgesamt wäre.
Daher sehe ich prinzipiell technisch und inhaltlich keinen akuten Bedarf an einer besseren Sensorqualität, als sie aktuelle mFT-Kameras bieten. Der Unterschied zwischen guter und mittelmäßiger Optik ist in der üblichen Anwendung immer noch signifikanter als der zwischen mFT und KB.
Es hat sich allerdings eingebürgert, Bildqualität auf Pixellevel zu beurteilen, Sensorqualität anhand unrealistischer Bildmanipulationen zu beurteilen und mehr Sorgfalt in die Nachbearbeitung (das sogenannte "Retten" von Bildern durch verzweifelten Beschnitt und aggressive Tonwertmanipulationen) als in die überlegte Motivauswahl und Aufnahme zu legen. Insofern interessiert den Markt nicht die Notwendigkeit, sondern die (wie auch immer erzeugten) Kundenwünsche. Und da könnte MFT als kleinstes lebendiges Wechselobjektivsystem vielleicht doch in die Zwickmühle zwischen großsensorigen Pixelboliden und telefongetragenen 'Computational Imaging Modulen' geraten.
Aber Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Es gab immer ein Interesse an kompakten Kameras mit Wechselobjektiven, auch wenn damit schon immer Bildqualität geopfert werden musste. Leica ist genau damit groß geworden und die "ernsthaften" Kameras ihrer erfolgreichen Frühzeit (Großformat) sind beinahe ausgestorben. Insofern sehe ich keineswegs schwarz für die neue E-M5 III, auch wenn sie sensortechnisch keinen einzigen Schritt voran geht.
Was ich mir wüschen würde, wären eher mehr Anleihen bei der Software unserer mobilen Endgeräte. Gute Bedienbarkeit, Konzentration auf wesentliche Funktionen, Komfort vor Universalität. Interne Bildverarbeitung auf gefällige Ergebnisse hin, statt auf messtechnische Optimierung. Unter der Voraussetzung natürlich, auch ein wenig manipuliertes "Rohbild" bekommen zu können. Da könnte noch mehr kommen und ich hoffe, Olympus sieht das zumindest teilweise auch so.
Viele Grüße
Sebastian