AW: E1 Pixelpeeping
Danke für die Antwort. ABER:
Sorry, ob die Zahl der Grashalme bei 20MP zunimmt, habe ich selbstredend nicht gefragt, so bescheuert bin ich nun auch nicht.
Ich fragte: ?Und in welchem Fall könnte man denn jeden Grashalm zählen? Bei mehr Details oder bei stärker aufgelöst?"
Hintergrund meiner Frage ist:
In meinem Laiendenken ist hohe Auflösung = mehr Details. Du aber unterscheidest ja zwischen Details und hoher Auflösung.
Hoffe, dass die Rückfrage verständlich ist.
Für mich enthält das Motiv die Details, das Foto gibt sie nur wieder. je höher die Auflösung, desto größer werden die feinen Strukturen des Motivs wiedergegeben, und voneinander differenziert. Im allgemeinen wird das Bild dadurch schärfer. Irgendwann ist jedoch eine Auflösung erreicht, die das menschliche Auge nicht mehr nutzen kann. Jedenfalls nicht, wenn man das Bild im Ganzen anschaut. (Im allgemeinen wurden und werden Objektive übrigens auf diese Vergrößerung ausgelegt und gerechnet. Die einen haben mehr Reserven, die anderen weniger. Bei Zooms kalkulierte zumindest früher man gleich ein, dass der Fotograf den Auschnitt hier perfekt festlegen kann, ohne später croppen zu müssen.)
Normalerweise hat man in der bildmäßigen Fotografie kein Interesse daran, dass das Bild nur teilweise betrachtet wird.
Auf der anderen Seite kann eine Fotografie nicht mehr Details wiedergeben, als das Motiv überhaupt hat. Für die Aufnahme einer Paprikaschote ist die Farb- oder Tonwertwiedergabe wichtiger als die Auflösung, denn wir sehen die Welt ja mit unseren menschlichen Augen. Eine Paprikaschote weist keine Einzelheiten auf - es sei denn, wir nehmen eine Lupe oder ein Mikroskop zu Hilfe. Für ein normales Bild interessiert uns diese Feinstruktur jedoch nicht.
Anderes Beispiel: Zwei Fussballspieler, die um den Ball kämpfen. Wir staunen, wenn wir einzelne Schweisstropfen auf ihrer Stirn erkennen können, aber wenn nicht, dann vermissen wir dieses Detail nicht. Ebenfalls sind wir nicht daran interessiert, die Textilstruktur ihrer Kleidung erkennen zu können.
Drittes Beispiel, ein Portrait. Wir konzentrieren uns hier vor allem auf die Augen. An Hautporen (oder gar Mitessern) sind wir nicht interessiert. Genau darum gibt es ja Visagisten. Wir bezahlen sie dafür, dass sie die unerwünschte Detailauflösung reduzieren, damit wir unbesorgt fotografieren können.
Kommen wir zur Landschaft. Manche Landschaftsmotive wirken aufgrund ihrer Farbe und Stimmung (See im Morgennebel), andere dagegen profitieren nicht nur von, sondern erfordern sogar höchste Schärfe im Sinne von Detailwiedergabe. Hier ist es, große Prints vorausgesetzt, nicht unwahrscheinlich, dass der Betrachter sich das Bild auch aus kürzerer Distanz anschauen wird. Dabei sucht er dann vermutlich nach Details, die er sehen will, bzw. erwartet: Einzelne Blätter, vielleicht sogar Wurmlöcher in diesen, feine Strukturen wie Birkenrinde oder Flechten.
Wer Letzteres als Ergebnis erreichen will, bei dem fragt sich, ob er mit den aktuellen DSLR wirklich gut bedient ist, und ob der Unterschied zwischen 5 und 16Mpix wirklich groß genug ist, um ihn zufriedenzustellen, oder ob nicht eine preiswerte 13x18 Fachkamera momentan noch die bessere Wahl wäre.
Ich versuchte zu zeigen, dass selbst Landschaftsfotos mit der alten E1 möglich sind. Wenn man sehr pingelig ist, muss man lediglich darauf verzichten, das Bild zu groß ausbelichten zu lassen. Also größer als, sagen wir, 30x40. Aber selbst dann ist alles, was passiert, die Enttäuschung, dass man nicht die einzelnen Halme zählen kann, das Bild als solches bleibt erhalten. Das ist der Preis, den man für die Weiterverwendung einer 3 Jahre alten Digi, nicht nur speziell für die E1, zahlt. Eine Verdoppelung der Auflösung wird erst mit einer Vervierfachung der eintreten, also im Falle der E1, mit 20Mpix. Und sie wird bewirken, dass die Grashalme in meinem Crop deutlicher zu unterscheiden sein werden. Ob man sie zählen können wird, ist eine andere Frage.
Es geht also hier gar nicht um eine Diskussion über Wert und Sinn hoher Auflösungen, sondern einfach um die Relationen. Jeder muss selbst wissen, was er braucht oder haben will. Wer höchste Auflösung braucht, dem sei sie von Herzen und neidlos gegönnt. Was ich dagegen viel interesanter finde, ist die Frage, wie Digis im Grenzbereich ihrer Systemauflösungen arbeiten, bzw. wie sie ihre Interpolationen kaschieren.
Ich hoffe, es ist nun klarer geworden.