Würdest Du die 5DII, A900, D3x oder 1DsIII gegen ältere 22 MP-Digibacks vergleichen, so würde das Ergebnis auch recht knapp ausfallen...
Ich glaube, wir reden hier etwas aneinander vorbei...
Unter AL-Bedingungen bzw. ab ISO-800 wird das DSLR KB-Format (vielleicht mit Ausnahme der A900) besser performen können. Mit Stativ unterm Hintern einer aktuellen MF-Kamera und niedrigem ISO-Wert zieht die konkurrierende DSLR dagegen den kürzeren.
Das sagt ja DxO auch, fast schon entschuldigend. Nur, in den Messwerten kann ich nichts davon finden, da ziehen die KB-DSLRs gnadenlos am digitalen Mittelformat vorbei. Wenn das digitale Mittelformat irgendeine Überlegenheit hat, sollte die sich dann nicht irgendwie im Testergebnis niederschlagen?
Damit wir uns nicht falsch verstehen - ich kann mir gut vorstellen, dass der Vergleich zwischen Mittelformat und DSLR knapp ausgehen könnte. Wahrscheinlich könnte man viele Jobs genausogut mit einer A900 statt mit einem Digiback erledigen, ohne dass der Kunde etwas davon merkt. Fotografie ist ja keine Messtechnik, sondern ein Handwerk, dessen Ergebnisse Menschen beeindrucken soll. Außerdem ist die Kamera selbst nur ein Teil der ganzen Verarbeitungskette. Trotzdem, wenn ein Digiback zum Preis eines Mittelklassewagens nicht irgendwelche deutlich sichtbaren Vorteile gegenüber wesentlich billigeren DSLR hat, würde das mein Weltbild erheblich beschädigen. Und diese Überlegenheit wird eben in den Diagrammen von DxO nicht sichtbar. Erinnert mich ein bißchen an die Tests von Stiftung Warentest, wo dann letztlich das Leica-Objektiv und das von Revue gleich gut abgeschnitten haben...
Dass 10% mehr Leistung unverhältnismäßig viel mehr kosten und sich nicht in einer Verdoppelung der Leistung niederschlagen, ist unbestritten, ebenso, dass eine Mittelformat-Kamera kein "Allrounder" ist. Das waren die Dinger noch nie. Sie auf Allrounder-Kriterien zu testen, ist dann ein bißchen so, als würde man von einem Frachtflugzeug erwarten, dass man damit einen Looping fliegen kann.
Ich zweifle die Ergebnisse von DxO überhaupt nicht an. Es wundert mich nur, dass manche Kameras trotz schlechterer SNR-Werte auf exzellente Dynamikwerte kommen, z.B. D90 im Vergleich zur D700. Ich bin durchaus gewillt, an den technischen Fortschritt zu glauben - nur, sicher, dass die Verbesserungen immer und nur hardwaremäßig erzielt werden? Oder könnte es nicht sein, dass in manchen Fällen und vielleicht immer öfter auch eine raffinierte Entrauschung schon im RAW stattfindet, die das DxO-Verfahren "austrickst"? Die Digibacks hätten so etwas kaum nötig, da sie in der Regel nicht von Pixelpeepern gekauft werden und deren Anwender auch selten Tante Erna im Schein einer 60 Watt Birne unterm Weihnachtsbaum knipsen. Ich denke, der High-ISO-Boom hat weniger damit zu tun, die Minderheit von echten Available-Light-Lieberhabern zu befriedigen, sondern eher, um Otto Normalverbraucher lichtschwache Kitzooms verkaufen zu können, ebenso wie die Revolution in der Filmtechnologie vor einem Vierteljahrhundert nicht zu einem Available Light-Boom geführt hat, sondern zum Verschwinden von 2,8 Festbrennweiten aus den Regalen der Fotogeschäfte zugunsten von 28-300/3,8-6,3 Allroundzooms.