Um auf das eigentliche Thema "Umstieg von KB" zurückzukommen: Ich würde es davon abhängig machen, mit welchen Brennweiten und Blenden bisher meist fotografiert wurde.
Sehe ich auch alles so, würde nur unbedingt ergänzen:
... und mit welchen ISO-Werten.
Wer bei der Äquivalenz-Rechnung nur die Freistellung berücksichtigt und nicht die Lichtausbeute, lügt sich entweder selbst was in die Tasche oder irrt sich.
Wenn mit "Lichtstärke" die Blendenzahl gemeint ist, ist es richtig, dass Blende 2,8 eines Objektivs für das Cropsystem (also auch mFT) genau Blende 2,8 eines Objektivs mit demselben Bildwinkel am KB-System entspricht. Aber der Blendenwert gibt nicht den absoluten Wert der Objektivöffnung an, sondern das Verhältnis von Brennweite zur Blendenöffnungsweite (Objektivöffnung).
Wenn also 12-35/2.8 an der mFT Kamera hängt und ein Bildwinkel-äquivalentes 24-70/2.8 an der KB-Kamera, so unterscheiden sie sich nicht nur in der Freistellung, sondern in der Öffnungsweite und damit der Menge Licht, die bei gleichem Blendenwert 2,8 durch die beiden Objektive fließen. Das ist auch klar, weil der Sensor hinter dem Objektiv eine vierfache Fläche hat und damit vier mal so viel Licht in der gleichen Verschlusszeit (und bei gleicher ISO-Empfindlichkeit) aufnehmen muss. Ergebnis: Der Rauschabstand beim KB-Sensor ist um das vierfache (= 2 Blendenstufen) größer.
Wenn man in der gleichen Zeit einmal 40L Wasser in ein Becken füllen will und einem 10L Wasser, dann braucht man im ersten Fall ein entsprechend dickeres Zuflussrohr. Klar, wenn man nur 10L braucht und auch keine kürzere Einfüllzeit, ist das System überflüssig und überdimensioniert. Wenn man aber mehr braucht, hat man mit dem kleineren System einen Nachteil. Genauso ist es mit den unterschiedlich großen Sensoren.
Anders als die fehlende Menge Wasser kann man aber bei einem kleineren Sensor das Signal verstärken, mit entsprechender Auswirkung auf das Rauschen.
Deshalb bezieht sich der Begriff der Äquivalenz nicht nur auf die Freistellung, sondern ebenso auf das Rauschen. Also gut darauf achten, ob einem das, was das kleinere System hier leistet, ausreicht.
Durch den Fortschritt bei den Sensoren oder der Signalverarbeitung kann es natürlich sein, dass ein keinerer Sensor von heute nicht den rein rechnerischen Nachteil beim Rauschen hat. Das kann man DXO-Mark ja ganz gut vergleichen, der Unterschied einer modernen mFT-Kamera wie der GH5 zur A7 ist ca. 800 zu 2300, zur A7R III etwa zu 3.500. Hier haben wir also ziemlich genau die 2 Blendenstufen = 4 fache Lichtmenge.
Dass das so ist kann man auch sehr schön daran sehen, dass der Größen-
und Gewichtsunterschied bei äquivalenten Parametern dahinschmilzt, vor allem bei den Objektiven.
(Wenn der Rauschvorteil nicht ausgespielt wird, hat der größere Sensor natürlich noch weitere Vorteile bei der Auflösung oder beim Kontrastumfang.)
Wie gesagt, ob man das in seiner fotografischen Praxis braucht oder nicht, ist eine ganz andere Frage, ändert aber nichts an den physikalischen Gegebenheiten.
Die Sachlage wurde aber nun auch schon so oft festgestellt, dass es wundert, wenn es augenscheinlich immer wieder in Frage gestellt wird.
Ich bin übrigens von 5D mit EF-Objektiven auf mFT umgestiegen, weil mir das DSLR-System nach 2-3 Jahren, in denen ich fast nur noch meine damalige Ricoh GXR mit 3 Festbrennweiten benutzt habe, zu groß, zu schwer und zu laut wurde, sodass es immer häufiger zu Hause blieb. Außerdem war die 5D betagt und ich hätte das Gehäuse wechseln müssen.
Insgesamt bin ich mit dem Wechsel zufrieden. Gleichzeitig weiß ich, dass es bei extremen low light-Situationen grenzwertig werden kann. Die Gegenmaßnahme durch sehr lichtstarke Festbrennweiten (die aber nicht nur lichstark sind, sondern auch sonst Spitzenobjektive!) wird teuer und die äquivalenten Parameter bleiben auf eher mittelmäßigen Niveau, vergleichbar etwa mit 2-2,8er Objektiven bei KB (allerdings wiederum aktuelle KB-Sensoren vorausgesetzt). Früher habe ich Konzerte mit 20/2.8, 28/1.8, 50/1.4 und 85/1.8 meist bei f2 fotografiert, alles günstige Objektive.
Also, das muss man sich alles mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, bevor man endgültige Entscheidungen trifft.