Hallo zusammen,
nach einigen leidvollen Wartezeiten am Zollamt (warum stehen die Typen eigentlich immer VOR mir in der Schlange?) möchte ich gerne ein paar Tips loswerden in der Hoffnung, dass es Euch hilft (und ich vielleicht demnächst weniger warten muß

). Das bezieht sich auf die Paketabfertigung im Zollamt, gilt aber für die Einreise am Flughafen in Teilen wohl genauso ...
1. Wenn eine Paketsendung aus dem (nicht EU-) Ausland nicht vernünftig zolltechnisch bearbeitet werden kann (unzureichende Deklaration der Waren, unklarer Inhalt, Post hat keine Lust [kommt leider sehr häufig vor] etc.), dann bekommt Ihr von Eurem Postboten eine Karte in den Briefkasten mit der "Bitte", das Paket im nächten Zollamt abzuholen.
TIP: Wenn Ihr dieses Procedere vermeiden wollt, dann lasst den Absender möglichst genau beschreiben, was zu welchem Preis drin ist. Dazu gehört eine vernünftige Zollinhaltserklärung und eine Rechnung. Mit etwas Glück liefer der Postbote dann das Paket an und kassiert die Gebühren direkt.
2. Wenn Ihr zum Zollamt geht, dann nehmt bitte nicht nur die Paketkarte mit, sondern:
- Alle verfügbaren Unterlagen zum Vorgang, d.h. Rechnungen, Ausdrucke der i-bäh Auktion, Kontoauszug, CC-Abrechnung etc. Also alles, wo der tatsächlich bezahlte Betrag und die Umstände des Geschäfts abgeleitet werden können
- Euren Perso (brauchte ich selten, aber immerhin)
- Wenn das Paket nicht an Euch adressiert ist: Einen Zweizeiler des Empfängers mit Unterschrift, dass Ihr es abholen dürft.
- Falls es sich um eine Geschenkesendung handelt: Eine brauchbare Erklärung zum Verhältnis zwischen Euch und dem Absender.
3. Bitte denkt dran, dass der Zoll bei gewissen Dingen allergisch reagiert. Neben Waffen und Drogen (wer hätte das gedacht) sind das Produktfälschungen, Zigaretten, Medikamente und einiges andere.
Nach meiner Erfahrung bleiben die Zöllner recht cool, wenn in einem großen Geschenkpaket ein paar T-Shirts mit Markenaufdrucken stecken. Ganz inoffiziell sieht der Zoll sich im privaten Warenverkehr auch nicht als der Hüter von Markenrechten. [Allerdings:
Offiziell sieht das anders aus] Wenn es aber um große Mengen geht oder der Absender eine Firma ist, wird sehr schnell die Grenze zur Gewerblichkeit überschritten und ihr "dürft" der (kostenpflichtigen?) Vernichtung der Lieferung zustimmen.
Der Import von rezeptpflichtigen und/oder in DE nicht zugelassenen Medikamenten ist IMHO komplett verboten. Schwierig wird es bei homöopatischen oder TCM Medikamenten oder sonstigen "medikamentenähnlichen" Substanzen, die eigentlich in DE frei verkäuflich sind. Falls das Zeug auch noch zu netten roten Pillen gepresst wurde und in einer chinesisch beschrifteten Verpackung steckt, wird der nette Zöllner schon mal neugierig. Ich habe bisher mit passender Erklärung worum es sich handelt die Sachen immer bekommen, allerdings muß man hier schon glaubhaft machen können, worum es sich handelt. Grundsätzlich sollte man sowas nur für sich / die Familie bestellen, nicht für weit entfernte Bekannte.
Anmerkung: Ich wäre sehr vorsichtig, wenn ein Bekannter Euch bittet, ein Paket, dessen Inhalt Ihr nicht genau kennt, beim Zoll abzuholen. Wisst Ihr, dass er seine neue Mitgliedschaft im Fitnessclub nicht mit ein paar Steroiden aus China veredeln will?
4. Bitte versucht wenigstens, respektvoll mit den Leuten vom Zoll umzugehen. Meine "Haustruppe" in Düsseldorf ist jedenfalls sehr nett, und jeder freut sich, als Mensch behandelt zu werden. Dazu gehört auch (und daher kamen viele der unnötigen Wartezeiten):
- Diskussionen über das deutsche Steuersystem, die EU und die aktuelle Festsetzung der Abgaben sind unnötig!
- Wenn Ihr BEIM ZOLL erst feststellt, dass Importe zu versteuern sind --> haltet die Klappe und zahlt. Nächstes mal bitte vorher informieren
- Die Jungs (und Mädels) mögen es nicht, veräppelt zu werden. Die Story, dass es sich bei der Ltd. aus Hong-Kong, die etwas an Euch sendet, um die Firma des Freundes der Schwester handelt und die Sendung ergo ein Geschenk sei, ist unglaubwürdig!
- Diskussionen über $-Kurse (am besten noch mit Smartphone in der Hand) sind unnötig.
- Das Wort "Privatsphäre" gilt nicht für Postpakete! ("Aber da sind doch nur meine alten Unterhosen drin"). Also auf Verlangen öffnen!
TIP: Wer ehrlich und freundlich ist und brauchbare Erklärungen hat, zahlt den Mindestsatz. Manchmal entschuldigen sich die Zöllner schon fast dafür, dass sie einem Geld für eine Geschenkesendung abnehmen müssen. Wer aber pampig wird, landet auch schon mal am oberen Ende der Ermessens-Skala.
Anmerkung: Ich bin kein Zöllner. Das sind nur meine persönlichen Erfahrungen. Für jeglichen "offiziellen" Aussagen zum Thema Zoll schaut Ihr bitte unter
www.zoll.de oder ruft da mal an. Sollte ich etwas grob falsch dargestellt haben oder Ihr habt einen anderen Eindruck gewonnen -> Bitte P.N.. Ich bearbeite den Beitrag dann.
Grüße,
Scooby