Hier wird übersehen, dass es bei den (meisten) Photomagazinen durchaus eine (indirekte) wirtschaftliche Verquickung zwischen redaktionellem Teil und Anzeigenwerbung gibt, da die Zeitschriften einen Großteil Ihrer Einkünfte über Werbung erhalten. Wird aber von den Verlagen immer bestritten...
Habe lange selbst in verschiedenen Verlagen und Zeitschriften gearbeitet, auch in verantwortlicher Position. In der Regel ist es nicht so, dass beispielsweise Geschäftsleitung oder Anzeigenverkauf Einfluss nimmt. Es ist auch nicht so, dass man als Redakteur/Chefredakteur sich sagt/gesagt bekommt/denkt, dass dieser oder jener Testsieger werden muss wegen Anzeigen. Da alle Hersteller Anzeigen schalten, mittelt sich das eh meist aus. Im Zweifelsfall ist es her so, dass man Produkte aus einem Vergleich genommen hat, um dem Betreffenden (Anzeigenkunden) eine Demütigung zu ersparen.
Man kennt das ja auch bei den Audio-, Video und Multimedia-Magazinen, wo bestimmte Produkte (z.B. Bose usw.

) - meist in Einzeltests, wegen der (fehlenden) Vergleichbarkeit - erstaunlich freundliche Bewertungen erhalten. Oft werden dann auch für solche Produkte extra neue Rubriken erfunden oder neue Bewertungsschemata, die auch noch abweichen, eingeführt, um die direkte Vergleichbarkeit unmöglich zu machen oder zumindestens zu erschweren. Im subjektive geprägten Testteil kann man dann blumig verbrähmt und wortreich (meist kaum objektiv nachvollziehbar) nachlesen, warum B nun doch besser als A sein soll. Ich darf hier nur auf ominöse "Kabeltests" (Netzteil / LS und sonstige Strippe) usw. hinweisen, wo die Hersteller sehr viel Geld verdienen (können).
Mal abgesehen davon, dass es zwischen Stromkabeln, Steckdosen und Lautsprecherkabeln für empfindliche und geschulte Ohren durchaus nachvollziehbare Klangunterschiede gibt (aber das ist für Laien genau so schwer vermittelbar wie für einen reinrassigen Biertrinker die Jahrgangs-Unterschiede zwischen französichen Bordeaux-Weinen) - GENAU DAS IST DER TRICK, um einen speziellen Kunden (und Bose ist sicherlich ein sehr spezieller Kunde) bei Laune zu halten. Dazu muss es aber auch ein besonderes Produkt sein, dass sich der Vergleichbarkeit entzieht.
Von diesen "Tricks" gibt es sicherlich viele, um einen fairen Vergleich und Bewertung auszuhebeln und damit den Anzeigenkunden, die Ihre Budgets langfristig verplanen, nicht auf den "Schlips" zu treten.
Nein, eigentlich gibt es ausser diesem nur einen anderen: Das Testfeld so zusammenstellen, das der Sieger von vornherein feststeht (ist speziell bei Auto-Tests sehr beliebt, so á la Opel gegen Chevrolet, Fiat, Hyundai, Kia, aber ohne VW, Seat, Ford - nur ein fiktives Beispiel

)
Außerdem werden Anzeigen-Budgets schon lange nicht mehr sooo langfristig verplant (falls es überhaupt noch Hersteller mit nennenswertem Budget gibt).
(Psst: Es wird ja auch gemunkelt, dass durchaus mal die eine oder andere "Gefälligkeit" für einen günstigen Test erwiesen wird

).
Wird
reichlich überschätzt. Erstens wäre kein Spender so blöd, einen direkten Zusammenhang zwischen Test und "Geschenk" herzustellen, zweitens gibt es es von jedem Hersteller eine Kleinigkeit (vielleicht mal 'ne Flasche Wein oder ein Paket Lebkuchen zu Weihnachten, und die Fototasche oder Speicherkarte für die Meldungen muss man auch nicht immer zurückschicken), und drittens gibt hat kein Hersteller mehr Geld für so etwas. Was dagegen gelegentlich passiert, sind gelegentliche, europaweite Produktvorstellungen, die dann mal in Spanien, Italien etc stattfinden. Nett, bringt aber auch keinen Redakteur dazu, sich um Kopf und Kragen zu schreiben.
Was viel stärker die veröffentlichte Meinung beeinflusst, sind weiche Kriterien. Man kommt mit dem Pressesprecher/der Pressesprecherin gut klar und "schönt" ein wenig, damit der/die Betreffende bei sich in der Firma Ärger bekommt. Was leider ausgesprochen häufig passiert: "Haben Sie Ihre Leute nicht im Griff?" kommt sehr gerne von Leuten, die nicht verstehen
wollen, wie die Presse funktioniert (und die in der Regel auch nicht verstehen, wie Kameras funktionieren - die verstehen nur Zahlen).
Ein zweiter Faktor ist oft die persönliche Meinung/Vorurteil des Redakteurs: Canon oder Nikon, BMW oder Mercedes. Wer da sein Vorurteil hat (nicht, dass jeder Redakteur versteht, wo das Testurteil aufhört und seine vorgefasste Meinung anfängt), schreibt sehr schnell in diese Richtung. Nach meiner Erfahrung ist die Schere im eigenen Kopf (neben fehlenden finanziellen Möglichkeiten) das größte Hindernis auf dem Weg zum nützlichen, aussagekräftigen Test. Wer schreibt als EOS-Besitzer denn schon gerne, dass das Nikon-Konkurrenzprodukt besser ist als die eigene Kamera?
Wenn dazu konzeptionelle Schwächen kommen - eine grosse Zeitschrift hat eine Profi-Nikon schlechter dargestellt als Pentax k-x, weil mit durchschnittlichem Kit-Objektiv nach Einsteigerkriterien getestet, was der Kamera natürlich nicht gerecht wird - da nützen auch die (labor-)technisch wirklich exzellenten Möglichkeiten dieser Zeitschrift nix. Ich glaube, weder Redakteur, noch Leitender Redakteur, noch Chefredakteur noch Laborchef würden sich bei einer Wahl zwischen einer geschenkten Pentax und einer geschenkten Nikon für erstere entscheiden (selbst wenn es für einen Einsteiger vielleicht die bessere Wahl wäre).
Wie auch immer - im Bereich Messungen kann man oft (nicht immer) vertrauen. Was Praxis angeht, ist in einem Forum wie diesem
deutlich mehr Info zu finden als in jedem Test.
EStz