Das mag sicher wieder eine Grundsatzdiskussion werden, zwischen den angeblich Gestrigen und den Technikgläubigen.
Ich kann nur sagen, dass ich bei etwas größeren Projektionen bis heute noch keinen Beamer erlebt habe (auch teurere, neuere Modelle), die annähernd die Brillanz eines gut projizierten, brillanten Dias erreicht hätten. ...
Hatte Andreas nun Recht mit seiner Vorhersage oder nicht? Vermutlich eher nicht, denn ich konnte hier keine Diskusson um "Gestrige" oder "Technikgläubige" erkennen.
Vielmehr kommt es auf Offenheit an: Es ist nicht hilfreich, das eine Medium zu verdammen und das andere zu preisen. In einer Schau wird eine Geschichte mit technischen Hilfsmitten erzählt. Solange diese Hilfsmittel einen Rahmen nicht verlassen, der akzeptabel ist, wird für den Betrachter die Technik schnell in den Hintergrund treten.
Zudem muss man als Betrachter akzeptieren, dass man in einer projizierten Schau keinen Vergleich mit der anderen Technik zur Verfügung hat. Es ist meiner Ansicht nach müssig, in einer Schau den vorhandenen digitalen Projektor LCD-Projektor mit sehr sichtbarem Raster mit einem nicht vorhandenen analogen Götschmann zu vergleichen -- ebenso wie es unsinnig ist, einen einfachen, zu dunklen analogen Projektor mit der digitalen Lichtkanone eines digitalen Tageslichtprojektors zu vergleichen. Ohne Referenz gewöhnt sich das Auge an viel.
Es wird sich jede Aussage, welche Technik nun besser ist, mit einem Beispiel belegen lassen. Das sind aber auch zum grossen Teil Momentaufnahmen: Vor zwei Jahren wurde auf der GBV-Vortragsbörse ein digitaler DILA-Projektor mit zwei verschiedenen analogen Projektoren (Kodak/Leica? und Götschmann) verglichen. Ich habe mit einigen Teilnehmern gesprochen, die meinen Eindruck bestätigten: Bei längerer Standzeit der beiden Bilder nebeneinander veränderte sich das subjektive Empfinden nach und nach. Was zuerst eindeutig als "das ist besser" festgestellt wurde, wurde nach ein paar Minuten deutlich anders wahrgenommen. Das Auge hatte sich angepasst -- und selbst ein direkter, unveränderter Vergleich wurde nach einiger Zeit anders bewertet.
Auf dem Judenburger Festival werden regelmässig die digitalen Schauen als technisch besser angesehen, klarer, heller, lebendiger. Das Verhältnis von digitalen zu analogen Schauen betrug 10:4 (soviel zum manchmal mitschwingenden Gedanken, dass sich das Gros noch analog abspielt). 2007 gewann (wieder mal) ein digitalisierter Vortrag unter anderem auch den Preis für beste Fotografie -- und niemand konnte behaupten, dass diese Bilder technisch nicht 1a rüberkamen.
Viel wichtiger als all dieses Technik-Gezattere sind aber gute Fotografie, interessante Inhalte, gelungene Dramaturgie, passende Musik, authentische Sprache und andere Komponenten. Wer denselben langweiligen Diaabend von vor vierzig Jahren heute digital zeigt, der hat nichts gelernt.
-Frank
PS. Die GBV hat das Thema diess Jahr wieder auf der Tagesordnung und es werden von einigen "Stars" der Szene vermutlich wieder Lobpreisungen auf die analoge Technik kommen. Nach meiner Überzeugung hat das andere Gründe, als technische: Digital zu produzieren bedeutet, eine neue Technik zu erlernen, festzustellen, dass Andere hier einen Vorsprung haben -- und nicht zuletzt bedeutet es, Geld ausgeben zu müssen.
Wenn dann einer der Grossen der Szene irgendwo zitiert wird, dass er immer noch auf analoge Fotografie und Projektion schwört, dann wird das meiner Wahrnehmung gerne mal als absolute Wahrheit eines Profis genommen. Die Gründe liegen aber -- wie oben gezeigt -- vermutlich woanders.