Neuer Besuch bei den Zwergschnäppern
Finde ich noch besser als das davor so mehr seitlich, super Bilder, Glückwunsch!
Jochen: Ich mag solche Bilder sehr! Nichts gegen die "klassischen" Vogelporträts, aber ich finde, Fotos mit kleinerem ABM transportieren oft deutlich mehr Stimmung.
Du hast das Bild so verstanden wie es gedacht war. Natürlich ist das alles immer Geschmackssache.
Aber um eben genau die Stimmung geht es mir eigentlich immer, ich möchte die so durch meine Bilder transportieren wie ich es vor Ort empfunden habe.
Oben im Ort warten die geparkten Fiat-Oldtimer scheinbar auf den Italienurlaub, in den verwinkelten Gassen gedeihen in den Vorgärten Zitronen.
Ich streife die Hänge runter zwischen Kleingärten und Weinreben. Und während die Sonne hinter den Weinbergen untergeht und die Luft langsam kühler wird spüre ich noch die Wärme die die uralten Trockensteinmauern abstrahlen.
Und dann sitzt da diese für Deutschland besondere Zaunammer - eine Art aus dem Mittelmeerraum - exponiert in den letzten goldenen Sonnenstrahlen und singt.
In meinen Augen hält das Bild diese Stimmung ganz gut fest und es ist von meinen eigenen auf jeden Fall bislang unter meinen Top 5 aus diesem Jahr.
Ich definiere Vogelfotografie auch nicht nach dem Abbildungsmaßstab und für ein "Landschaftsfoto" ist darauf deutlich zu wenig Landschaft scharf abgebildet (nämlich keine).
Ich erkenne übrigens auch hier im Forum immer noch, dass es eine Zaunammer und keine Goldammer ist.
Also zog ich weiter um bei den Wiedehopfen vorbei zu schauen. Die Jungen sind geschlüpft und werden von den Eltern gut versorgt.
Die Flugbilder gefallen mir von der Perspektive und auch farblich sehr gut, aber in deinem Workflow ist wahrscheinlich irgendwas faul.
Schon seit mehreren Beiträgen fällt mir auf die Bilder sehen bei dir auch da wo der Fokus eigentlich liegen müsste total weichgezeichnet aus, fast wie gemalt.
Gründe die ich ausschließe:
- Luftflimmern (sieht anders aus)
- zu starker Beschnitt (dann wäre der Verlauf VG-Unschärfe / Schärfeebene / HG-Unschärfe ganz anders)
- Fehlfokus (denn der Kopf ist schon noch relativ zum Rest so ziemlich am schärfsten).
Was ich viel mehr vermute - denn danach sieht es stark aus - ist Entrauschung in welcher Art und Weise auch immer.
Das Objektiv wird ja hoffentlich nichts abbekommen haben irgendwie?
Womit arbeitest du bei der RAW Entwicklung? Wie stehen die Regler zur Entrauschung? Wurde evtl. negative Klarheit oder negative Struktur o.Ä. genutzt? Und wenn ja, mit welchem Betrag?
Setzt du Topaz Denoise AI ein und wenn ja in welchem Modus und bei welchem Betrag stehen die Regler?
Deine Bilder sind recht gut finde ich, aber ich bin mir ziemlich sicher man könnte mit einem anderen Workflow einen deutlich sichtbaren Unterschied bei der Schärfe erzielen.
Dem Buchfink bin ich heute über den Weg gelaufen, noch mehr aufhellen wollte ich den Kopf dann auch nicht mehr
Das sind eigentlich echt ideale Motive, zumal sie oft ziemlich wenig scheu sind.
Bezüglich aufhellen: Achte mal vor Ort bewusst auf die Richtung aus der das meiste Licht kommt und darauf wie sich dein eigener Standpunkt auswirkt auf das Bild.
Natürlich geht es nicht überall und vielleicht konntest du jetzt in dem Einzelfall nicht anders stehen.
Aber nur mal als theoretischer Denkanstoß: Bei sowas hilft es oft schon, wenn man selbst die Seite wechselt, also sich auf der anderen Seite des Vogels hinstellt.
Es macht nicht nur bezüglich Licht viel aus sondern besonders auch in Bezug darauf was dann in den Hintergrund kommt - oder eben je nach Standpunkt vielleicht auch nicht mehr mit drin ist im Bild.
Ich schaue übrigens oft gerne einfach so durch den Sucher und ziele auf einen schönen Ansitz, mache mal ein Beispielbild von der einen und eines mehr von der anderen Seite.
Auch wenn da gar kein Vogel sitzt kann das eine Hilfe sein um ein Gefühl dafür zu kriegen was gut aussieht und was eher nicht so funktioniert.
Denn wenn da dann wirklich mal das Objekt der Begierde sitzt musst du meistens schnell sein und kannst nicht erst großartig nachdenken wohin du dich am besten stellen sollst.
Dann sollte man das intuitiv sofort richtig wissen, oben angesprochene Punkte sowie gutes räumliches Vorstellungsvermögen helfen enorm dabei.
Wegen der zuvor mal geführten Diskussion zu den Verschlusszeiten und Unschärfe muss ich auch noch was loswerden:
1. Hat hier soweit ich sehe kein Mensch danach gefragt ob und wenn ja wie stark du diverse Bilder beschnitten hast. Das wirkt sich aber auch noch aus.
2. Wenn wir uns mal die durch Bewegung bedingte Unschärfe als eine von mehreren Ursachen rauspicken, dann kann man da ja unterteilen in "Fotograf hat verwackelt" und "Vogel hat sich bewegt".
2.1 In dem Zusammenhang wäre mal an irgendeinem stillen Objekt zu testen welche Zeit du mit einem bestimmten Objektiv überhaupt maximal in der Lage bist ohne Verwackler zu halten.
Natürlich vorrangig für das Thema dann mit aktiviertem IS.
2.2 Es ist zwar richtig, Vögel bewegen sich fast immer und je länger die Zeiten werden desto riskanter wird es bzw. desto geringer die Ausbeute an scharfen Bildern.
Trotzdem stimme ich da nicht überein mit den Stimmen die ganz strikt sagen diese oder jene Zeit muss es schon sein, wenn man Vögel fotografiert und man dürfte diese oder jene Zeit keinesfalls überschreiten! Warum?
Naja, es ist eben nicht jeder Vogel und jede Situation gleich.
Du merkst es ja selbst am besten in der jeweiligen Situation ob ein Vogel ganz ruhig irgendwo auf einem Zweig sitzt und auch noch sitzen bleiben wird oder ob ein Vogel ständig aufgeregt hin und her hüpft zwischen den Zweigen.
Wenn Vögel singen ist grundsätzlich immer eine zwar kleine, aber sehr schnelle Bewegung der Kehle und des Schnabels im Spiel. Wenn Nahrung aufgepickt wird ist schnelle Bewegung im Spiel.
Wenn aber z.B. ein Rotkehlchen einfach nur auf der Lehne einer Bank im Park sitzt oder Eulen gerade mal stillhalten, dann kann man sehr wohl auch ungewöhnlich lange Zeiten nutzen von denen einige der Stimmen zuvor strikt abgeraten haben und trotzdem scharfe Bilder hinkriegen.
Es empfiehlt sich dann, zunächst mal mit "sicheren" Verschlusszeiten zu beginnen und wenn man merkt der Vogel spielt mit und bleibt sitzen kann man nach und nach zu längeren Zeiten wechseln.
Grundsätzlich habe ich nur Serienbildaufnahme eingestellt, ich halte einfach den Auslöser gedrückt und sortiere dann halt hinterher aus.
Oftmals ist dann aber trotzdem eines oder mehrere Bilder dabei die trotz einer längeren Verschlusszeit scharf sind - und diese haben dann mitunter eine bessere Qualität:
Es rauscht weniger, die Farben bleiben besser erhalten, man hat mehr Dynamik als Bearbeitungsspielraum als bei der anderen Datei mit höherer ISO usw.
Im Anhang mal zwei Beispiele.
3. Und naja, siehe oben - auch die Bearbeitungsschritte können einen starken Einfluss darauf haben wie scharf es wirkt.
Gestern war ich ausnahmsweise mal im Wald unterwegs weil mir eine verdächtige Beschreibung von einem "ca. 20cm großen braunen Vogel der aus einer Höhle geflogen kam und von innen Rufe zu hören waren" zugetragen wurde.
Es ging um ein Waldstück in dem ich schon seit zwei Jahren zur Balz wegen Spauz (vergeblich) abhöre. Ich konnte also nicht anders und musste es kontrollieren.
Naja, wie eigentlich zu erwarten "leider" doch nur Buntspechte. Aber ist ja auch schön. Besonders gefreut hat mich das Pilz-Vordach mit dem farblich zum Gefieder abgestimmten roten Rand.