Es wäre hoch an der Zeit, dass mündige Fotoamateure aufhörten, Geschichten erzählen zu wollen. Mehr als "ab-bilden" ist einfach nicht drin.
Ich hab diese Forderung noch nie verstanden.
Die Geschichte kommt mMn später - wie die Interpretation von Literatur.
Einige Bilder mögen Geschichten erzählen, die sich dem Betrachter unmittelbar erschließen, aber spätestens Sonnenuntergangsbilder oder rein abstrakte Fotos erzählen keine Geschichte, sondern berühren mMn auf der nonverbalen Ebene durch ihre Farben und (abstrakten) Formen.
Warum finden wir (kitschige) Sonneunergangs- und Aufgangsbilder immer wieder interessant, so interessant, dass viele von uns immer wieder welche machen?
Doch meistens aufgrund der Farben, selten aufgrund der erzählten Geschichte.
ist es noch eine Geschichte wenn man ein Makro sieht und sich sagt, "ach
so sieht das aus?!"
Und viele, viele Fotos wirken mMn nur aufgrund des Farbverlaufes, der Farbsättigung, der Kontraste, der Linien - erzählen die wirklich eine Geschichte?
Hier kann man zumindest Assoziationen bilden und hat dann meist Bilder im Kopf - Sonntagsfrühstück, Liebe, Gemeinsamkeit, Frühling/ Sommer - aber eine richtige Geschichte ergibt sich nicht.
Hier sehe ich Gabeln, Formen, Spiegelungen, Kontraste, das Bekannte in etwas unbekannter Art - aber absolut keine Geschichte.
Eine einsame halbe Grapefruit.
Keine Geschichte in Sicht, sondern Wirkung anhand von Komposition, fehlendem Kontext, Kontrasten und Farbwahl. Vielleicht sagt der Titel "ich esse etwas mit Grapefruit zum Frühstück", aber rein das Bild sagt das nicht.
Nudeln auf schwarzem Grund. Man sieht hin aufgrund der Farbkontraste, der Beleuchtung, des Minimalismus (nur zwei Farben, nur ein Motiv), evtl. hängt man sich das Bild in die Küche oder macht ein Kalenderblatt draus - aber man findet keine Geschichte, die Nudeln erzählen nichts.
Langzeitbelichtung. Erzählt dieses Bild wirklich eine Geschichte?
Man kann sich alles mögliche dazu ausdenken, sich in eine Szene hinein träumen, aber wenn man das Bild analysieren würde, könnte man mMn aufgrund der vorhandenen Bildelemente keine Geschichte erzählen.
Sind das alles schlechte Bilder, weil ihnen dieses Element fehlt?
Auf mich persönlich wirken Bilder auf einer anderen Ebene.
In Helene Dujardins Buch ist auch ständig die Rede von der Geschichte hinter dem Bild, aber die sehe ich oft auch nach ausführlicher Erklärung nicht.
Für mich wirkt das Bild auf einer völlig anderen Ebene, durch das Zusammenspiel von Motiv, Licht, Farben und ggf. Strukturen. Die Geschichte dahinter wäre für mich nur im Wortsinne auf-gesetzt.
LG
Frederica