Der Tag, an dem ich die #23 aufgenommen hatte, fing für mich ziemlich früh an. Um 3 Uhr hiess es aus der
Mulle pellen, um von Cooke City aus ins Lamar Valley zu fahren. Fotografisch, im Sinne von Bildaufbau,
waren die nachfolgenden Stunden nicht so der Hit. Das musste alles irgendwie ganz schnell gehen und hatte
ein abruptes Ende. Aber eins nach dem anderen
#25 Lamar Valley
Das Lamar Valley ist die Gegend im Yellowstone, in der man große zusammenhängende Bisonherden beobachten
kann. Es handelt sich um ein langezogene Grasebene, über welche die Bisons permanent ihre Kreise ziehen
und nix anderes tun als Fressen, Kacken und Rumliegen. Zwischendurch zoffen sich mal ein paar halbstarke
Bullen, was dazu führt, dass die Fotografen mit den ganz langen Tüten kurz aufstehen, ein paar Bilder
schiessen, um danach wieder in den Campingstuhl am Strassenrand zurückzusacken.
Mein Plan bestand eigentlich darin, ein paar Langzeitshots von umherziehenden Bisonherden in der Dunkelheit
zu versuchen, um zu sehen, wie das wirkt. Ob das was werden würde: keine Ahnung. Ich hatte mir so eine Art
"Moving Ghosts" im Geiste vorgestellt. Das ging aber völlig in die Hose, weil einfach keine Bisons greifbar
waren. Zusätzlich hatte sich der Himmel mittlerweile vollkommen zugezogen. Trotz Halbmond war es stockfinster
im Tal und das frühe Aufstehen war insgesamt für die Katz. Ich habe dann nochmal ein gute Stunde im Auto
geknackt und mir den Wecker ungefähr auf die Sonnenaufgangszeit gestellt. Als es hell wurde, hatte sich
zwar eine Herde Bisons eingefunden, aber das Licht war völlig unbrauchbar. Na toll. Ich habe unmotiviert
ein paar Shots dahingeknipst und sah, dass sich nach links hin eine Lücke in der diffusen Wolkensuppe
auftat. Na super. Offensichtlich war ich am falschen Ort. Das gute Licht spielte sich ein paar Kilometer
weiter die Strasse herunter ab.
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#26 Soda Butte Creek
Ich war mir nicht sicher, ob es sich überhaupt noch lohnen würde, in die Richtung zu fahren. Ich wusste,
dass es einige Kilometer von meinem Standpunkt aus bis zur nächsten Linkskurve am sogenannten Soda Butte
Creek waren und bei meinem heutigen Glück ist das Licht bestimmt schon wieder zusammengefallen, wenn ich
dort ankomme. Allerdings böten sich dort prinzipiell ein paar gute Möglichkeiten, um vielleicht doch noch
ein paar nette Shots über das Tal hinweg in Richtung des Sonnenaufgangs machen zu können. Schlussendlich
habe ich den Motor gestartet und bin losgefahren. Unterwegs wurde ich dann immer schneller, weil das
Licht zunehmend albern wurde. Das Valley leuchtete immer stärker in einem perversen Orange-Apricot-Gold-Ton,
den ich so zuvor noch nicht mit eigenen Augen gesehen habe. In der ersten Parkbucht am Soda Butte Creek
brachte ich das Auto mit quietschenden Reifen zum stehen und baute in aller Eile die Kamera auf. Komposition?
Völlig wurscht. Das muss jetzt schnell. Einfach draufhalten. Für ein Panorama hat es noch gereicht.
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#27 Soda Butte Creek
Dieses super softe Licht war genauso schnell vorbei, wie es kam. Zwischen dem ersten Bild des ersten
Panorama und dem letzten des nachfolgenden liegen nicht einmal zwei Minuten.
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#28 Grrr ...
Um die Szene noch kitschiger zu machen, zündete nach rechts hin der Regenbogen, den man ansatzweise im
ersten Pano sieht, noch den Afterburner. Just als ich den Auslöser mit 2-Sekundenverzögerung gedrückt
hatte, kam von hinten so ein Dussel mit einem Hupkonzert ins Bild gerauscht und hat mir die Aufnahme
versaut. Ein paar Meter weiter hielt er an und knipste mit dem Smartphone aus dem Seitenfenster heraus
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Grrr ... Ich dreh mich um, fange instinktiv zu hüpfen an, hebe die Arme hoch und fuchtel herum.
Damit es noch bescheuerter wirkt, gebe zusätzlich sehr coole Laute von mir: "Wääääh, Wäääh".
Vielleicht war es aber auch "Uäääh" oder "Buhuh". Ich weis es nicht mehr so genau. Wozu das ganze?
Das sollte dem sehr großen Tanzbären Angst machen, der keine 5 Meter entfernt von mir in meinem
Rücken stand. Er steht da auf einmal so lustig auf seinen Hinterbeinen mit putzigen, hängenden
Pranken und schaut mich mit auf die Seite gelegtem Kopf an wie eine Gans, wenn's donnert. Ich
schätze der Schwarzbär dachte sich "Och nö, Greenhorn schmeckt bestimmt ätzend", denn er lässt
sich auf die Vorderpfoten fallen und läuft rechts den Hügel hoch. Ich bin dann auch erstmal über
die Strasse gelaufen, habe mich ein paar Minuten ins Auto gesetzt und schön locker durch die Hose
geatmet. Jo, der Morgen war in Summe doch noch sehr viel aufregender, als ich es vorher für möglich
gehalten hätte
