Wie versprochen hier mal ein paar erste Eindrücke und Vergleichsbilder der Canon Powershot S110 im Vergleich zur Canon EOS 450D und der Fuji FinePix F10.
Ich muss sagen, ich finde die Kamera insgesamt ziemlich gut, sowohl was Funktionalität und Handling als auch die Bildqualität anbetrifft. Ich gehe mal gezielt auf die Neuerungen der Powershot S110 gegenüber der S100 ein:
Tochscreen
Der Touchscreen wurde im Großen und Ganzen recht gut in das Bedienkonzept der Kamera integriert. Nach einer gewissen Einarbeitungszeit geht die Touch-Bedienung recht intuitiv von der Hand.
Positiv finde ich, dass hier viele Konzepte, wie man sie vom Smartphone gewohnt ist, eingeflossen sind. So ist es in der Bildansicht möglich, per Fingerwisch nach links oder rechts zum vorherigen / nächsten Bild zu springen. Außerdem wird die bekannte "Pinch-to-Zoom" Geste (2 Finger spreizen) unterstützt, durch die sich leicht in einen beliebigen Bildausschnitt hineinzoomen lässt. Schade jedoch, dass die "Double tap to zoom" Geste (Doppeltes Tippen) nicht zusätzlich untrstützt wird.
Während des Fotografierens kann man den Tochscreen dafür einsetzen, einen bestimmten Bereich des Bildes mit dem Autofokus scharf zu stellen. Das geht ganz einfach, indem man einmal mit dem Finger auf den scharfzustellenden Bildbereich tippt. Wenn man im Menü die Funktion aktiviert, wird dann beim Loslassen des Fingers vom Touchscreen sogar das Bild ausgelöst.
Außerdem dient der Touchscreen dazu, durch die Menüs zu navigieren oder Einstellungen zu ändern. Wenn man beispielsweise die ISO-Einstellung ändern möchte, so drückt man einmal auf die Taste "Func. Set", dann erscheint auf der linken Seite des Bildschirms eine Liste von Symbolen, wobei jedes dieser Symbole für eine Einstellung steht, die sich ändern lässt. Nun kann man einfach am Touchscreen auf das ISO-Symbol tippen und man bekommt im unteren Bereich des Bildschirms eine Skala der ISO-Werte eingeblendet. Durch Verschieben des Cursors auf der Skala lässt sich schließlich der ISO-Wert verstellen.
Die aktuellen Einstellungen (z.B. ISO, Blende, Belichtungszeit, etc.) werden im Aufnahme-Modus an den Rändern des Bildschirms eingeblendet. Schade finde ich, dass man diese nicht direkt ändern kann, indem man mit dem Finger darauf tippt, sondern dass man sich hierfür erstmal wie gerade beschrieben ins Menü begeben muss. Eine direkte Änderbarkeit würde die Bedienung noch mal um einiges erleichtern. Hier hat Canon meines Erachtens nach die Touchscreen-Bedienung nicht ganz konsequent durchgezogen.
WLAN-Schnittstelle
Diese Funktion habe ich mal schnell mit meinem Smartphone (Samsung Galaxy S3) getestet und finde sie recht brauchbar, sofern man gerne Bilder zum Beispiel per Whatsapp oder Facebook teilt oder einfach per E-Mail versendet.
Die Einrichtung ist auch für Laien einfach gehalten. Man muss lediglich zuvor die App "Camera Window" aus dem Google Play Store oder App Store runterladen und installieren.
Dann öffnet man in der Kamera die Bildansicht, betätigt die Pfeiltaste nach oben (hier ist das WIFI-Symbol aufgedruckt) und man gelangt in ein übersichtliches Menü, in dem man auswählen kann, mit welchem Gerät (PC, Smartphone) man die Kamera verbinden möchte oder alternativ ob man das Bild direkt zu einem der unterstützten Cloud-Services hochladen möchte.
Ich habe das Symbol mit dem Smartphone gewählt und wurde anschließend gefragt, ob die Kamera über ein bestehendes WLAN-Netz kommunizieren oder ein eigenes WLAN-Netz aufbauen soll. Nachdem ich letztere Option gewählt habe erscheint die Information, mit den Verbindungsparametern (SSID und Passwort) des WLAN-Netzes, mit dem man das Smartphone verbinden und anschließend die App "Camera Window" starten soll.
Nach dem Starten der App hat man direkten Zugriff auf alle Bilder, die sich auf der Speicherkarte der Kamera befinden, sogar auf diejenigen, die im RAW-Format aufgenommen wurden. Man kann in der App durch Tippen auf einen Pfeil nach rechts / links durch die Bilder scrollen, diese jedoch leider nicht direkt vergrößert betrachten. Jedoch kann man das Bild auf das Smartphone herunterladen und hat dann alle Möglichkeiten, die man gewohnt ist.
Leider kann man aber nur die Bilder im JPEG-Format herunterladen, diejenigen im RAW-Format lassen sich nur Betrachten, jedoch nicht herunterladen. Die heruntergeladenen Bilder werden übrigens auf eine Smartphone-verträgliche Größe (800x600 px) verkleinert, was dann Dateien von etwa 100 kb ergibt. Ob es auch möglich ist, die Bilder in Originalgröße herunter zu laden, habe ich bisher leider noch nicht herausgefunden. Es wäre doch etwas schade, wenn das nicht ginge.
Mit der App lassen sich wohl auch Geo-Daten in die EXIFs der Bilder schreiben, diese Funktion habe ich jedoch bisher noch nicht getestet.
AF Performance
Die Geschwindigkeit und Präzision des Autofokus sind, wie ich sie bisher erlebt habe, als positive Merkmale der Kamera hervorzuheben. Auch bei wenig Umgebungslicht verrichtet der Kontrastbasierte AF der Kamera einen schnellen und problemlosen Dienst.
Ich habe zwar keinen direkten Vergleich zum Vorgängermodell Powershot S100, doch ich denke hier hat sich einiges getan. Ich würde die Kamera somit als voll Schnappschuss-tauglich bezeichnen.
Bildqualität
Nun folgt das in meinen Augen wichtigste Kriterium zur Beurteilung einer Kamera. Hierzu habe ich mal ein paar Testaufnahmen sowohl mit der Powershot S110 als auch meiner alten Fuji FinePix F10 und meiner EOS 450D gemacht.
Als Objektiv an der EOS habe ich das Canon EF 24-70 2,8 L II verwendet, was angesichts der hervorragenden Abbildungseigenschaften dieser Linse den Vergleich schon ein wenig unfair anmuten lässt. Doch seht selbst.
Alle Bilder wurden aus exakt derselben Kameraposition (Stativ) bei Blende f4 gemacht. Ich habe an jeder Kamera jeweils eine ISO-Reihe fotografiert, also ISO 100, 200, 400, 800, 1600 und an der S110 zusätzlich noch 3200 und 6400.
Die Bilder der 450D wurden im RAW-Format gemacht, die der S110 im JPEG-Format, da mein RAW-Konverter (Lightroom 4.2) das Kamera-Modell leider noch nicht unterstützt. Bei der F10 ist nur das JPEG-Format verfügbar.
Die Vergleichsbilder können hier heruntergeladen werden:
Fuji FinePix F10:
http://dl.dropbox.com/u/7050318/f10.rar
Canon Poweshot S110:
http://dl.dropbox.com/u/7050318/s110.rar
Canon EOS 450D:
http://dl.dropbox.com/u/7050318/450d.rar
Meine persönliche Beurteilung:
Die Bildqualität der S110 hat mich auf positive Weise überrascht.
Es war ja schon zu erwarten, dass meine alte Fuji FinePix F10 kein Land gehen die Powershot S110 sieht. Dafür fehlt es ihr einfach an Megapixeln (6 vs. 12 Mpix) und der Fortschritt der Sensorentwicklung macht sich natütlich auch bemerkbar.
Man sollte dennoch nicht vergessen, dass die Fuji FinePix F10 etwa im Jahr 2005 in der Kategorie Kompaktkamera auch mal das Maß der Dinge war, was das Bildrauschen und die Detailwiedergabe anbetrifft. Fuji führte damals mit dem Super CCD genannten Bildsensor ein revolutionäres Konzept ein, das alle damaligen Kompaktkameras alt aussehen ließ. Zudem war der Sensor mit 1/1,6 Zoll fast genauso groß wie der Sensor der S110 (1/1,7 Zoll). Doch all das hilft nichts, die Powershot "zersägt" die F10 mittlerweile in allen Kategorien.
Interessanter ist also der Vergleich zur EOS 450D, denn beide Kameras besitzen einen Sensor mit identischer Auflösung (12 Mpix). Da die EOS jedoch einen APS-C Sensor besitzt, der Flächenmäßig etwa 8 Mal so groß ist wie der der Powershot sowie ein Objektiv in der Preisklasse von 2000€ sollte man meinen, die S110 müsste als klarer Verlierer hervorgehen.
Und nun kam der Moment, in dem meine Verwunderung und zugleich mein Staunen über die Bildqualität der S110 einsetzte, denn die Unterschiede sind aus meiner Sicht nicht allzu groß.
Klar merkt man, dass mit zunehmender ISO die S110 anfängt, das Bild stärker zu entrauschen, was sich durch einen gewissen Detailverlust bemerkbar macht, doch dieser ist meiner Meinung nach bis ISO 1600 noch recht gering. Vergleicht man die Bilder mit den im gleichen Maß entrauschten RAWs der EOS, so sind diese vom Detailgrad her recht nahe dran an der EOS.
Auch sieht man, dass bei der S110 an den Bildrändern die Schärfe etwas nachlässt, jedoch ebenfalls in einem erträglichen Rahmen. In diesem Bereich schlägt sich die EOS wegen des hervorragenden Objektivs erwartungsgemäß besser.
Insgesamt muss ich aber sagen, macht die Powershot S110 meiner EOS 450D das Leben wirklich schwer, denn ich würde die Bildqualität der Powershot als nur marginal schlechter bezeichnen.
Man sollte aber beim Vergleich der Bilder der beiden Kameras beachten, dass bei beiden Blende f4 verwendet wurde und dass die Bilder der Powershot aufgrund des kleineren Sensors eine viel höhere Tiefenschärfe besitzen. Man sollte also nur die Schrift auf den in der vordersten Reihe stehenden Flaschen miteinander vergleichen, denn hier saß der Fokuspunkt.
Abschließend würde mich noch interessieren, wie eure Bewertung nach dem Betrachten meiner Testbilder ausfällt. Teilt ihr meine Einschätzung oder seit ihr anderer Meinung?