AW: Canon G10 | Praxisbilder und Vergleiche
Herrje Leute,
wie definiert ihr denn ein 28er?
Für mich IST das ein Weitwinkel. Von Konverterkram abgesehen, sind das 4 Millimeter mehr als die Minimalbrennweite derzeit. (Bei Kompakten) Eine 35er-Kastration muss man als Weitwinkelanwender nicht mögen, aber f/2,8 28mm sind doch – auch in ambitionierten Kreisen – absolut vertretbar.
Es sind keine 24mm! Das steht ja auch auf dem Objektiv. Aber es ist ein Weitwinkel auch in Sachen Bildgestaltung, wie auch immer man das drehen möchte...
Hallo Peter,
ich sehe das genauso wie Du
, ein 28er ist schon ein mehr als brauchbares Weitwinkel, aber doch eher ein "harmloses", was aber dennoch gestalterisch fast keine Wünsche offen läßt. Im Zeitalter des Rund-Um-Panoramas und der Fish-Eye-Objektive sind wir eben leider daran gewöhnt, fehlende Gestaltungsleistungen oft durch übertriebene Perspektiven und andere Tricks zu überdecken.
Ein 24er ist eher ein "Übertreiber", ein "Effekthascher" und erfreut sich in unserer Zeit, die von Übertreibungen und Effekthaschereien lebt natürlich allergrößter Beliebtheit. Ein 24er rockt, alles was darüber ist, gehört in den Müll. Diesen Eindruck kann man aus zahlreichen endlos unfruchtbaren Diskussionen gewinnen. Aus einem Büro wird eine Kathedrale gemacht und der Vorderreifen des Autos ist größer, als das Auto selbst, Hauptsache, es rockt.
Aber zurück zum Thema: Natürlich gibt es oft Aufnahmesituationen, wie Du weißt, wo man sich in die äußerste Ecke des Hauses presst, drückt und reibt, vom Putz der Wand ne weiße Jacke an der Schulter holt, dabei auch noch in die Hundekacke tritt, aber bisher, hat man noch immer irgendwie auch ohne 24er eine Möglichkeit gefunden, einen anständigen Schuß auch
nur mit dem 28er in den Kasten zu kriegen.
Mir wäre zugegebenermaßen in den meisten Fällen auch ein 24er lieber, aber nicht um den Preis anderer, Dir hinreichend bekannter Einschränkungen.
Mein Kumpel ist so 24er-geil daß er sich unbedingt damals die FX500 holen mußte. Ergebnis: Randunschärfen, Verzerrungen, perspektivische Verzeichnungen, die nicht immer erwünscht und in Kauf genommen werden wollen. Als bewußtes Gestaltungsmittel ja, im Normalfall nein.
Ich sage ja zum 24er, aber nur, wenn die Abbildungsleistungen eines gleichwertigen 28er`s in etwa erreicht werden.
Ein Muß ist ein 24er gegenüber einem 28 aber nicht.
Es gibt auch viele Leute, denen Stürzende Linien immer schon und nach wie vor "Schmerzen bereiten" und die auch nicht bereit sind, sich je daran zu gewöhnen. Bei 24mm ran an die Fassade, man kann ja nicht den Verkehr sperren, Kamera schräg nach oben halten, auch noch zusätzlich verkanten, das ist eigenlich fast zuviel, um es zu ertragen. Nicht nur die Architekturfotografie kommt immer mehr auf den Hund, durch den hemmungslosen Einsatz extrem kurzer Brennweiten.
Zum Schluß eine kleine Begebenheit: Spricht mich eine nette Dame während einer Architektur-Session an: "Sie fotografieren doch nicht etwa mit Weitwinkel?" "Doch." "Ich hasse Weitwinkel, weil es lügt, weil es über- oder untertreibt, ich verwende nur normal- und langbrennweitige Objektive." "Darf ich mal fragen, was Sie von Beruf sind?" "Malerin."
Peter, von den Malern lernen, heißt siegen lernen.
Einen herzlichen Abendgruß
Lufi