Klar kann man sich auch heute noch eine 5D IV kaufen. Aber Spiegelreflex ist bei Canon und den meisten Konkurrenten tot. Zudem wirst du möglicherweise merken, dass das eine oder andere deiner Objektive qualitativ negativ auffällt, wenn du es an eine digitale Kamera schraubst, die weit mehr Auflösung hat als ein Film. Und dann musst du wieder alte EF-Objektive kaufen, was du spätestens mit der nächsten Kamera, die dann bei Canon unweigerlich aus der R-Serie sein wird, bereust, weil du den Adapter nicht los wirst.
Wenn du bisher analog fotografiert hast, dann macht es vielleicht Sinn, gleich den richtig großen Schritt in die Moderne zu machen und nicht das nächste tote Pferd zu kaufen ;-)
Zum Akku: ein digitaler Sucher braucht Strom, daher hast du auch Stromverbrauch, wenn du nur durch schaust und nicht abdrückst. Da ist ein optischer Sucher im Vorteil. Ansonsten nimmt sich das nicht viel. Wenn ich mit meiner R6 Action fotografiere, dann gehen für ein Event von ein paar Stunden rund zwei Akkus drauf, bei mehreren tausend Bildern. Das war bei meiner vorherigen 7D II nicht anders. An durchschnittlichen Urlaubstagen mit vielen Fotos bin ich bei 1-2 Akkus.
Nach meinem Umstieg von Spiegelreflex auf Spiegellos, sehe ich spätestens seit dem Erscheinen von R5/6 keinen Grund mehr, eine Spiegelreflex anzufassen. Endlich sitzt der Fokus da, wo er hin soll (gerade bei lichtstarken Teles), endlich sehe ich die Belichtung schon vor dem Auslösen, endlich hab ich auch bei günstigen Kameras 100% Sucherbild, endlich kann das Autofokusfeld vollkommen frei im Bild platziert werden. Und wenn ich mal Menschen fotografiere, dann freue ich mich über die Gesichts-/Augenerkennung. Bei Tieren ist das sowieso mega, wenn die sich bewegen und man eben nicht die Nase oder Schwanz scharf hat, sondern das Auge.
Zu den R-Modellen: wenn dir Dynamik und Serienbildrate nicht so wichtig sind, dann reicht dir schon eine RP. Die R wäre vom Sensor dann eine 5D IV ohne Spiegel, aber auch mit moderater Serienbildrate. Eine R6 ist noch mal besser in allem. Kosten außen vor gelassen, ist die R6 m. E. die beste Wahl.
Fazit: Es ist schön, dass du den Schritt ins Digitale gehen willst. Lass dich nicht von der "haben wir immer schon so gemacht"-Fraktion verunsichern. Das R-System ist bei Canon die Zukunft.
Daher kann ich es mir auch nicht verkneifen, das eine oder andere eines Vorredners zu kommentieren:
In dem Segment in dem Du da wahrscheinlich einstigen wirst, bekommst DU auch keinen Sucher der 100% dessen anzeigt was Du ablichten willst.
Das ist eigentlich eine Eigenart von Kameras mit optischem Sucher. Da bei spiegellosen aber das Sucherbild vom Sensor kommt, ist das vom Bildfeld her das, was beim Auslösen im JPG landet. Beim RAW kann hinterher mehr drauf sein, weil bei manchen Objektiven (z. B. RF 24-240) starke Korrekturen angwendet werden.
1000 kleine "Helferlein" die man meiner Meinung nach eigentlich gar nicht braucht, wenn man auch nur ein bisschen Ahnung von Fotografie hat.
Ja, es stimmt, die Kameras nehmen einem immer mehr ab.
Aber braucht man das wirklich?
Kommt darauf an, auf welche Schmerzen man steht. Klar kann man mit Grauverlaufsfiltern arbeiten, wenn dem Sensor die Dynamik fehlt (und der Horizont hoffentlich gerade ist). Man kann auch einen externen Timer anschließen, weil die Kamera keinen internen hat. Man kann immer ein Stativ mitschleppen, wenn Kamera bzw. Objektiv keinen Stabilisator haben. Usw. Ist wie beim Autofahren, ging auch mal ohne ABS, ESP und Airbag... aber war das im Endergebnis besser?
Selbst digital verlasse ich mich nicht auf die Belichtungsmessung der Kamera, sondern messe alles per externen Belichtungsmesser ein.
Damit habe ich nach wie vor nur gute Erfahrungen gemacht.
Ja, Spiegelreflexen sind bei der Belichtungsmessung mäßig, gerade bei kontrastreichen Motiven. Im Studio bzw. unter ähnlichen Bedingungen kann man das mit dem externen Belichtungsmesser tun, wenn man unbedingt will. Bei Airshow, Skirennen, Familienfest oder wenn man darauf wartet, dass der Hirsch endlich vor der aufgehenden Sonne auftaucht, lässt man das lieber bleiben, sonst ist das Motiv weg, bevor man ausgelöst hat ;-) Dann doch lieber durch den Sucher aufs Bild geschaut, ggf. noch das Histogramm eingeblendet - und fertig.
Zur Auflösung, Film liegt da immer noch Meilenweit vorne, wenn Du den richtigen nimmst.
Der Threadstarter fotografiert mit Kleinbild-Film. Den alltagstauglichen KB-Film möchte ich sehen, der da mehr Auflösung hat, als eine beliebige aktuelle Digitalkamera. Selbst ein hochwertiger ISO 50 s/w Film, vom Speziallabor entwickelt und hochauflösend gescannt, ist von der Auflösung gruselig im Vergleich. Und für ISO 50 muss es schon ordentlich hell und die Brennweite kurz sein, falls ein Motiv nicht still hällt. Viel Spaß also damit auf einem Familienfest in der guten Stube, im Zoo oder beim Fußballspiel des Nachwuchses.
Edit:, vergiss bitte diese ganze Tests zu Rauschverhalten ect, dass sind Leute die ihre Bilder mit 200% Vergrössung vergleichen und meinen dass das auch nur irgendwas bringt.
Rauschverhalten ist vergleichbar mit der Körnung von Film. Wer hätte nicht gerne mit einem ISO 3200 Film die Qualität, die sonst ein ISO 50 liefert?
Und wenns drum geht, Tiefen aufzuhellen, dann freut man sich normalerweise nicht über das violette Farbrauschen von Sensoren, die zu wenig Dynamik haben.
Wie oft kommst Du denn in die Verlegenheit, im "high Iso" Mode zu fotografieren?
Wie oft es beim Threadstarter ist, weiß ich nicht. Bei Sport/Action/Wildlife/Astro-Landschaft usw. ist das Alltag. Mit der R6 hab ich schon Bilder mit ISO 25.600 gemacht, die nach Bearbeitung mit einer guten Entrauschungssoftware noch bestens brauchbar waren.