Wenn man allein mal die Homepage und die Screenshots von Affinity Photo und Photoline vergleicht, dann hat man den Eindruck, dass Photoline für Ingenieure und nicht für Künstler ist. Dieser Eindruck erhärtet sich, wenn man beide Programme mal runterlädt und testet.
Bei Software geht es nicht in erster Linie darum ALLES zu können, sondern das, was die Zielgruppe meistens braucht, richtig gut. Und genau da hat AP vieles richtig gemacht, zum Beispiel:
– klare, aufgeräumte Oberfläche (nicht so kleinteilig und im Windows95-Stil wie PL, was sich von der Oberfläche bis durch jeden Dialog zieht; als Wissenschaftler lädt mich PL ein, seine Optionen zu entdecken – als Künstler schreckt mich die GUI total ab);
– keine modularen Dialoge – Filter und Korrekturen passieren direkt im Bild, es muss kein Dialog bestätigt werden;
–viele sehr gute, direkte Vorschauen udn Optionen dafür für Filter, beim Maskieren, bei der Frequenztrennung (schneller Wechsel zwischen High und Low per Tastendruck) oder dem FFT-Filter;
– klasse umgesetztes, leistungsfähiges und dennoch einfach zu verstehendes Maskenkonzept;
–beliebige Unterteilungen direkt im Bild beim Verformen erzeugen, wenn sie braucht;
– automatische Problemlösungen durch konfigurierbaren Assistenten (z.B. was soll passieren, wenn man auf einer Vektorebene malt?) usw.
Auch ein wichtiger Punkt, warum AP gerade so gehypt wird: als Photoshop-User fühlt man sich sofort zu Hause, auch wenn sehr vieles im Detail anders (oft besser) als in Photoshop gelöst ist. Wenn man denen noch einige Versionen Zeit lässt, kann das echt gut werden. Der Raw-Konverter ist noch in den Kinderschuhen, die Qualität lässt zu wünschen übrig, keine Stapelverarbeitung etc.) In Sachen Performance bin ich auch zukünftig skeptisch – da hakt es dann doch an zu vielen Stellen, wo ich in Photoshop in Echtzeit auch mit großen Dateien arbeiten kann. Das ist aber wie in PL meist dem Konzept der Filterebenen geschuldet, das rumpelt schon bei der Kombination weniger einfacher Filter.