Hallo
Nach längerer Abstinenz möchte ich euch heute um eure Meinung bitten.
Ich war gestern abend an einem kleinen Waldsee.Das vorherrschende Licht war super und die Lichtstimmung war magisch.Herausgekommen ist das was ihr hier seht...
Für mich strahlen die Bilder nichts aus und ich suche den Fehler...
Ich würde mich
Kassettenjunge anschließen: Nicht aufgeben!
Du hattest extreme Lichtverhältnisse, und der Vergleich Deines Erlebens vor Ort und dem, was als Bild daraus geworden ist, zeigt vor allem die Fähigkeiten unseres Gehirns, ein stimmiges und sogar beeindruckendes Gesamtbild zu konstruieren. Oder anders gesagt: es zeigt die Beschränkungen der Kamera-Technik. So sind die Wolken ausgefressen, der Himmel ist zu hell, der Wald zu dunkel, das Histogramm sieht aus wie eine Badewanne
, und das Leuchten, das Du vor Ort wahrgenommen hast, ist verschwunden.
Es stimmt schon, dass Himmel im Wald schwierig ist, aber hier ist ja gerade das Loch, also die Öffnung des Waldes nach außen, interessant. Versuch es noch mal bei weniger hartem Licht, frühmorgens oder am Nachmittag, versuch, den Ausschnitt zu variieren, vielleicht reicht sogar die Spiegelung und der Himmel kann wegfallen, vielleicht kannst Du den Baum hinten noch etwas herausarbeiten.
Deswegen nutze ich mein 85er nicht für Landschaftsfotografie, der look gefällt mir nicht, ich finde die Fotos zu "flach". 28, 35 und 55mm sind für mich die Idealbrennweite bzw. das 27er am Fuji APS-C.
Sehe ich völlig anders, für mich ist das 85er das ideale Objektiv im Wald.
Deine Bilder wirken auf mich übrigens oft sehr flach, weil sie keinerlei Schärfeverlauf aufweisen, und alles auf der gleichen Ebene zu liegen und gleich wichtig zu sein scheint.
Zum Licht: Es gibt m.E. keine andere Situation, in der das reale gefühlt/gesehen Licht so sehr vom fotografierten abweicht wie im Wald.
Ja, das ist wahr.
Mich hat gestern auch das Licht im Schnee im Südschwarzwald fasziniert.
"Wimmelbild"...klick ins Bild für Auflösung und Schärfe:
Das sind für mich zwei Beispiele für die oben erwähnte komplett flache Wirkung, und zudem Bilder zum Thema "Foto ohne Motiv". Ich sehe da nichts, auch kein besonderes Licht, was mich dazu bewegen würde, die Kamera aus der Tasche zu holen. Aber über Geschmack kann man halt trefflich streiten, siehe unten...
Thomas Struths Bilder müssen nicht gut sein oder so empfunden werden, nur weil seine Werke als "Kunst" gelten, er berühmt ist, eine schwierige Kindheit hatte oder was auch immer.
Ich hab ne kleine Kamera - ich kann nur kleine Bäume!
Zu dem Waldbild habe ich etwas entsprechendes (kann sein, dass ich es hier schon gezeigt habe)
Wirkt an der Wand - jedenfalls auf dem Bild von der Wand
- noch mal deutlich beeindruckender!
mal wieder etwas in sw...
Die sind mir zu hart, Chris. Aber links hell vor dunklem und rechts dunkel vor hell(erem) Himmel ist interessant!
Weiter heißt es bei Menke: „Geschmack ist das Vermögen, ohne methodische Überprüfung und argumentative Rechtfertigung, in einem Akt sinnlichen Erfassens, zu erkennen und zu beurteilen, wie es um einen Gegenstand bestellt ist.“
Also gibt es genau eine Art und Weise, "wie es um einen Gegenstand bestellt ist", und entweder hat man das Vermögen, dies zu erkennen, dann hat man Geschmack, oder eben nicht? Interessante Sichtweise.
Ich halte es da eher mit Bourdieu, und sehe Geschmack als Mittel sozialer Distinktion, auch und gerade in der Kunst.
Es ist kein Prozess des "Erkennens" irgendeiner gegebenen Eigenart eines Gegenstandes, sondern eine Zuschreibung.
Na, aber immerhin: "emanzipatorisches Potential"!
Was Dein Bild angeht: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mein Vermögen ausreicht, um zu erkennen, wie es wirklich darum bestellt ist. Aber es gefällt mir!
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