Muss ich das HABEN oder kann ich das auch antrainieren?
Aber sicher kann man das auch "antrainieren". Stell es dir vor wie 100m-Lauf. Es gibt einige wenige, die laufen einfach los, und gewinnen Silber (ich kenne so jemanden privat ein bisschen. Bundeswehr, dort immer Sport gemacht, und irgendwann "mal so im Nationalkader" aufgestellt - zack, Silber. Aus dem "nichts"...

).
Und dann gibts den kleinen schmächtigen Jungen der sich nix zutraut, und der nicht unter 20 Sekunden und mit Brechreiz über die Ziellinie stolpert. Der hat es schwerer, ist kein "Naturtalent" - aber mit regelmässigem Training kann er trotzdem in der Regel so weit kommen, dass er zumindest Spaß an der Sache bekommt, und andere von seinen Leistungen durchaus beeindruckt sind.
Man darf nur nicht aufgeben, und muss immer mit Freude an der Sache dran bleiben. Auch nicht krampfhaft sagen, jetzt MÜSSEN ABER BILDER MIT AUSDRUCK rauskommen.
Meine letzten Bilder, bei denen ich sagen würde, sie gefallen mir unter den hier besprochenen Aspekten selbst wirklich gut, sind z.B. von vor zwei Monaten. Und es ist nicht so, dass ich keine Auslösungen gehabt hätte, danach, oder die Kamera im Schrank gelegen hätte. Und ich bin nicht mal sicher, ob die Bilder von vor zwei Monaten wirklich was taugen
Und: gewöhne dich an Ausschuss. Es ist völlig (!) normal, das von 100 Bilder vielleicht eines oder zwei wirklich "knallen". Gerade bei Modelserien oder spontanen Sachen, wo man keinen Einfluss hatte. Da muss so vieles richtig sein, da kann einfach nicht jedes Bild ein "Treffer" sein, im Gegenteil.
Schau dir einfach mal an, wie lange ein Profi aus einer Bilderserie "DAS" Bild selektiert. Selbst mit Top-Model und Top-Fotograf sind da oft einige wenige Frames, die wirklich gut sind - der Rest ist deutlich "unter Durchschnitt".
Natürlich muss man dennoch bei jedem Bild darauf hinarbeiten, auch bewusst. Wirklich auf den Hintergrund achten, den Vordergrund, Bildsprache, Licht, ... am Anfang ist das unendlich viel, und zuhause ärgert man sich dann doch wieder... Mist, da wächst ein Baum aus dem Kopf, verdammt, doch wieder die Hände/Finger weggeschnitten, WIESO nur... etc. - aber das muss man dann konsequent in Motivation ummünzen, dranbleiben, wieder probieren.
Natürlich spricht nichts dagegen, mit der Freundin einfach mal in den Wald zu fahren, rumzulaufen, zu schauen. Vielleicht findet sich eine Lichtung oder kleine Grotte, ein umgestürzter Baum, irgend ein "Set" - oder einfach nur schönes weiches Licht. Das ist ja auch ein "Plan": "einfach mal in den Wald fahren und gucken ob sich was ergibt".
Und noch ein Tipp: finde heraus, was DIR gefällt, suche DEINEN Stil. Fotografie kann ja so vieles sein, von Newton bis zu den Fotografen bei National Geographic. Besorg dir Bildbände, schau dir an, wie andere "ihre" Bildwirkung erzielen. Kopier einfach mal etwas, probiere Dinge aus. Wenn du ein Bild siehst und denkst, WOW: "sowas" wäre etwas was ICH gerne machen will, dann finde raus, was hat der da gemacht? Und, was macht das Bild aus, was mir eigentlich gefällt. So bekommst du ein Gefühl für deinen eigenen "Weg". Das ist im Endeffekt wichtiger als irgendwelche "Technik"; die eigenen Vorlieben kennen zu lernen, um überhaupt mal zu ahnen, wohin die Reise gehen soll.
Es nützt dir ja auch nix, wenn du dir vornimmst, "heute mach ich ein Fashion-Shooting", und Fashion findest du eigentlich total Banane. Dann kommt natürlich hinten auch nix raus, was dir (!) gefällt
