Ein Thema, mit dem ich mich etwas beschäftigt habe...
Das ist wohl mehr als eine Unverschämtheit für die Deutschen, die damit nichts zu tun hatten. Der normale Bürger aus Köln, Aachen und sonst wo war nicht im KZ tätig. Der ist seiner Arbeit nachgegangen, die nichts mit diesen Bestien zu tun hatte.
Na ja. Zu den normalen Bürgern haben ja schon andere etwas geschrieben. Man kann wohl festhalten, dass diejenigen, die "nichts damit zu tun hatten", deutlich in der Minderheit waren. Der normale Bürger hat keine Kinder in überfüllte Kammern gezwängt, aber weggesehen und nicht nachgefragt, als zehntausende deportiert wurden.
Falls du ernsthaft interessiert bist an psychologischen Einblicken, die über doch recht plattes Halb-/Schulwissen hinausgehen, kann ich zwei Bücher von Gitta Sereny absolut empfehlen, die ausgesprochen spannende (ernsthaft!) Lektüre sind:
Am Abgrund. Eine Gewissensforschung. Gespräche mit Franz Stangl, Kommandant von Treblinka, u.a. Ullstein, Frankfurt am Main / Berlin 1979, ISBN 3-548-34024-5. (letzte Auflage 1997)
Das Ringen mit der Wahrheit. Albert Speer und das deutsche Trauma. Kindler, München 1995, ISBN 3-46340-258-0
Gehören m.M.n. unbedingt auf den Lehrplan eines Gymnasiasten. Du machst es dir jedenfalls
deutlich zu einfach, wenn du die Täter pauschal als Bestien beschreibst.
Ich bleibe dabei: jemand, der gesund im Kopf ist, der wird - egal unter welchem Regime - nicht dabei helfen, Menschen auf bestialische Art und Weise zu foltern, gefangen zu halten, zu töten usw.
Deine Meinung sei dir unbenommen, aber mehrheitsfähig ist sie nicht. In dem Zusammenhang lesenswert (Folter, Freiheitsberaubung), allerdings in Fachkreisen nicht ganz unumstritten, ist das Milgram Experiment. Damit du nicht das Original lesen musst, hier eine Zusammenfassung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
Daraus zitiert:
"Das Experiment wurde vielfach als Beleg dafür verstanden, dass fast jeder Mensch unter bestimmten Bedingungen bereit ist, nicht seinem Gewissen zu folgen, sondern einer Autorität. Daher wird es zur Erklärung der Frage herangezogen, warum Menschen foltern oder Kriegsverbrechen begehen."
Und was soll mir das bringen?
Es waren diejenigen schuld, die an den Verbrechen beteiligt waren.
Die Frage, was Hintergrundwissen bringen soll, ignoriere ich mal.
Was ist denn mit denen, die Kenntnis hatten von Verbrechen und untätig blieben? Die Ahnungen hatten, aber sich nicht informiert haben "weil Wissen gefährlich war"?
Von der anderen Warte: Wie sind Befehlsempfänger einzustufen, die aus Angst vor Repressalien gegen sich und Angehörige gehorchten? Sind das "Bestien", oder sind es Normalos, die einfach durch geschickte Auswahl und einen gesteuerten Werdegang auf ihre Tätigkeit vorbereitet wurden?
Als Vorgriff auf die Lektüre der Bücher (die wirklich sehr gut sind): Teile des Personals der Vernichtungslager z.B. waren vorher in Euthanasieanstalten wie Schloss Hartheim beschäftigt. Pack dazu 10 Jahre antisemitische und "rassische" Indoktrination, dann wird manches zumindest ansatzweise verständlich.
Ich lasse jedenfalls höchste Zurückhaltung gegenüber Leuten walten, die sagen, dass SIE NIEMALS mitgemacht hätten.