60 Minuten Neufundland
Es gibt Tage, an denen tut sich fotomäßig überhaupt nichts. Und dann gibt es manchmal Augenblicke am Ende solcher Tage, in denen einem das Grinsen nicht mehr vom Gesicht gehen will, weil sich plötzlich der wolkenverhangene Himmel auflockert und die untergehende Sonne eine traumhafte schöne Lichtshow zaubert. Genau dieses Gefühl überkam mich am 17. Januar 2015, in den 60 Minuten zwischen 15:42 Uhr und 16:42 Uhr Ortszeit Neufundland.
Ich war früh Morgens von St. Johns in Richtung Fogo Island aufgebrochen. Die Strecke ist zwar an einem Tag machbar, aber ich empfand es als "Verschwendung", dafür einen ganzen Fototag zu opfern. Immerhin sind es einschließlich der Fährübersetzung knapp 6 Stunden Fahrzeit. Außerdem gibt es auf der Strecke zahlreiche interessante Fotospots zu besichtigen. Also entschied ich mich, der Bonavista-Halbinsel einen Besuch abzustatten, mit der festen Absicht dort die Nacht zu verbringen.
Diesen Plan verwarf ich aber am frühen Nachmittag wieder, als feststellte, dass das Wetter nicht wirklich für einen Fototag taugte und der Resttag sich besser eignete, um mich für die nächstmorgendliche Fährübersetzung nach Fogo Island in Position zu bringen. So bin ich den etwa 140 Kilometer langen Bonavista-Küstenrundkurs durchgerusht, hab ein paar Aufnahmen zur Erinnerung mitgenommen und bin dann auf direkten Weg nach Gander gefahren. Gander ist die letzte große Ortschaft mit Hotels vor dem Ferryterminal Farewall, von wo die Fähre nach Fogo Island ablegt.
Gegen 14:45 Uhr verlies ich Bonavista Town, das sich am östlichsten Ende der Bonavista-Halbinsel befindet, um noch im Tageslicht den Trans-Canada Highway zu erreichen, der auch bei widrigstem Wetter regelmäßig schneegeräumt wird. Vor mir lagen knapp zwei Stunden ungewisse Straßenverhältnisse, aber auch der schönste Sonnenuntergang während meiner gesamten Reise. Hier eine Rekonstruktion der sich überschlagenden Ereignisse
15:42 Uhr - auf halber Strecke zwischen Bonavista Town und Trans-Canada Highway; kurze Pause im Schneetreiben und ein Erinnerungsfoto an den grandiosen Jeep Wrangler
16:22 Uhr - urplötzlich bricht der wolkenverhangene Himmel auf und beginnt, orangefarben zu leuchten; die untergehende Sonne bahnt sich ihren Weg durch die Wolken
16:30 Uhr - der zuvor wolkenverhangene Himmel ist nun großflächig aufgebrochen und ich bin auf der Suche nach einem geeigneten Fotospot. Leider ohne Erfolg, da ich mich inzwischen wieder auf einer "vielbefahrenen" Straße befinde, auf der sich auf die Schnelle keine Möglichkeit zum Anhalten ergibt; ich machr ein Foto aus dem langsam rollenden Auto heraus
16:42 Uhr - entschließe ich mich, meinen Jeep einfach ein paar Minuten mit Warnblinker auf dem Highway abzustellen und wenigstens den inzwischen lila gefärbten Himmel abzulichten