Eine wahre Orgie aus stürzenden Linien. Mag nicht jeder als korrekt empfinden, aber mir gefällts. Höhe braucht manchmal Dramatik. Und die dient gerne als Ausrede, wenn's technisch nicht anders ging. 12 mm (weniger habe ich nicht) an APS-C, mit dem Hintern schon fast im Tiramisu der Außengäste des gegenüber liegenden Italieners im Münchner Werksviertel. Übrigens dem derzeit spannendsten Stadtteil Münchens. Hier wollte ich unbedingt die beiden höchsten Bauwerke des Quartiers auf einem Bild gemeinsam haben: das "Umadum", mit 78 Metern das höchste Riesenrad Deutschlands, und rechts dahinter das "Werk 4" genannte schwarze Hochhaus, in dem sich das Youth Hostel "Wombats", eine Kletterhalle sowie das "Adina"-Hotel (eine australische Kette) befinden.
Um zur Hauptsache zu kommen: Auf dem Flachdach des Adina-Hotels befindet sich seit kurzem eine öffentlich zugängliche Terrasse mit Münchens höchster Rooftop-Bar - "OTTO-25". Wobei Otto für "Oben Tolle Terrasse Offen" steht und 25 für das Stockwerk, auf dessen Dach sie sich etabliert hat. Der Zugang (über die Lobby des Adina-Hotels) kostet nichts, es gibt auch keinen Dresscode, keine Türsteher und ähnliche Misslichkeiten. Allerdings ist ein Höhenzuschlag bei den Getränken eingepreist. Ich habe mir einen Gin Tonic zu 9,50 € gegönnt.
Misslichkeiten für Fotografen gibt es aber einige (nein, keine Verbote):
1. Die Hauptblickrichtung geht in Richtung Innenstadt, also nach Westen. Und der läge vormittags im besten Fotolicht. Bars sind aber eher Einrichtungen für Spätaufsteher und Nachteulen; diese öffnet erst um 15:00 Uhr (Mi - So; Mo+Di Ruhetag). Also weitgehende Gegenlichtsituation. Sonnenuntergang und blaue (bis dunkelblaue) Stunde müssten aber sehr fotogen sein, wenn die Lichter der Großstadt angehen, die einem zu Füßen liegt. Das Wetter sollte aber auch passen (klare Luft). Bei meinem Testbesuch letzte Woche passte es nicht (sehr, sehr diesig und Millionen Flugameisen unterwegs).
2. Der Blickwinkel nach unten ist eingeschränkt. Man kommt nicht an die äußere Balustrade, von der aus man direkt nach unten schauen könnte. Denn davor kommt eine Art Burggraben mit den Schienen für den Fensterputzerkran. Und dieser wiederum ist durch eine innere Balustrade von der Terrasse abgetrennt. Die Betreiber haben das Dilemma schon erkannt und mitten auf der Terrasse eine sogenannte "Selfie-Treppe" mit einer Miniplattform errichtet, die den Blickwinkel geringfügig nach unten erweitert. Wenn der Andrang nicht zu groß ist, kann sie auch von Nichtselfie-Fotografen benutzt werden.

Der rundum laufende "Burggraben" mit dem Schienensystem für die Fensterputzer.

Die äußere Balustrade ist weitwinkelunfreundlich ...

Mit längerer Brennweite (und womöglich von der "Selfie-Treppe" aus) geht's dann so. Störend sind dann nur noch die grauen Sonnenschirme.
Edit: Steht man auf dem Terrassenboden, ist der Sichtwinkel nach unten so eingeschränkt, dass das benachbarte Riesenrad im toten Winkel verschwindet; ebenso das begrünte Flachdach des benachbarten "Werk 3", auf dem die berühmten "Rooftop-Schafe" grasen. Klettert man aber auf die erwähnte Selfie-Plattform, kann man zumindest einen Teil des Riesenrads sehen:

Auch sieht man hier, dass der östliche Stadtrand (Arabellapark, Ober- und Unterföhrung, Johanneskirchen, Steinhausen) am Nachmittag in besserem Fotolicht liegt als der ganze Westen. Mein Kamerasensor war übrigens clean; die schwarzen Punkte sind die Vorboten einer riesigen Invasion von Flugameisen, die mich (und viele andere Gäste) wenig später von der Dachterrasse vertrieben haben.
Für meinen nächsten Besuch warte ich erst mal besseres Wetter ab (das Startfoto von diesem Post ist älter) und eine spätere Uhrzeit (Sonnenuntergang und blaue Stunde). Potenzial hat die neue Location auf jeden Fall. Weitere Infos findet man auch auf der Webseite des Werksviertel-Mitte.