Bei vielen Angeboten hier im Forum wird immer die Anzahl der Auslösungen angegeben, bei angeboten von Händlern eher nicht.
Kein Problem, du hast beim Händler ja Rückgaberecht. Einfach gleich nach Erhalt den Shuttercount auslesen und, falls nicht akzeptabel für dich, die Kamera zurückschicken.
Bei Spiegelreflex war das noch eine wichtige Information, jetzt mit den Spiegellosen eher wertlos, da der elektronische Auslöser nicht mitzählt.
Da macht es sich der Händler schon bequem. Bedeutungslos ist die Zahl auch heute nicht. Man muss sie natürlich richtig interpretieren und mit anderen Informationen, die zu dem Kameraexemplar vorliegen, in Relation setzen. Sie ist nicht mehr der einzige und wichtigste Anhaltspunk wie zur Zeit der frühen DSLRs (die noch nicht mal LiveView hatten).
Man kann davon ausgehen, dass der mechanische Verschluss abhängig von den Aufnahmebedingungen unterschiedlich abnutzt. Manchmal kann man sogar auf Social-Media-Seiten ein bisschen über den Vorbesitzer recherchieren und dann die Bedeutung des Shuttercount besser einschätzen. Also z. B. 5000 Auslösungen, die überwiegend beim Fotografieren der Katze im Wohnzimmer angefallen sind, tun der Mechanik nicht viel. 5000 Auslösungen von jemandem, der vorzugsweise bei -30 °C Eisbären fotografiert hat, könnten stärker ins Gewicht fallen.
Beachten sollte man auch Mischformen wie den "zweiten elektronischen Verschussvorhang" oder Sonderfälle wie manche Nikon-DSLRs, wo jede Auslösung im LiveView den Shuttercount gleich um 2 hochstellt (weil der Verschluss zuerst geschlossen, dann für die Aufnahme geöffnet, dann geschlossen und am Ende für die Rückkehr zu LiveView wieder geöffnet wird). Das erklärt dann hohe Shuttercounts, obwohl die Kamera äußerlich nicht sehr abgenutzt wirkt.
Übrigens liefern manche Kameras inzwischen auch weitere Daten und nicht nur den reinen mechanischen Shuttercount. Etwa bei Panasonic:

Hier findet man außer dem Shuttercount (SHTCNT) auch die Zahl der Einschaltvorgänge (PWRCNT), der Blitzauslösungen (STBCNT) und der automatischen Deaktivierungen (PSVCNT). Aus solchen Zahlen kann man zumindest gewisse Rückschlüsse auf das Nutzerverhalten ziehen. Wenn die Kamera z. B. 3000-mal eingeschaltet wurde und nur 200 Auslösungen auf dem mechanischen Shutter hat, dann weiß man, dass die Kamera sehr viel mit elektronischem Verschluss genutzt wurde. Oder wenn die Zahl der Einschaltvorgänge und der Shuttercount sehr niedrig sind, aber die Kamera starke äußere Abnutzung aufweist, wurde sie hauptsächlich für Video genutzt. Eine große Zahl von Blitzauslösungen kann darauf hindeuten, dass der Blitzkondensator bald schlapp macht – oder auch ein positiver Hinweis darauf sein, dass die Kamera eher indoor genutzt wurde.
Bei Olympus gibt es ebenfalls interessante Informationen wie Shuttercount, Blitzauslösungen, Zahl der Sensorreinigungen (was auf Einschaltvorgänge rückschließen lässt) sowie Zahl der IBIS-Aktivierungen (was näherungsweise auf die Gesamtzahl der Auslösungen inkl. elektronischem Shutter schließen lässt – es sei denn, der Vorbesitzer hatte den Stabilisator oft ausgeschaltet).