Die einzige echte Aussage die ich zu 35/1.4 habe ist das ich keins kenne, das mich wirklich reizen würde. Mein Zeiss Classic 35/2 (wird leider nicht mehr hergestellt) ist einfach zu gut.
Zu Ken Rockwell: es gibt keine hundertprozentig vertrauenswürdige Quelle im Netz. Rockwell ist allerdings besser aufgestellt als viele Andere, weil er die Hardware selbst kauft und brauchbare Beispielfotos bieten kann. Er hat auch eine ziemlich gute Einführung in Fotografie auf seiner Seite, und seine Seite ist eine der Wenigen, welche alte Objektive diskutieren. Nachteil ist aber das Rockwell oft schon fertig aussehende Beurteilungen draußen hat bevor er das Produkt selbst tatsächlich in der Hand hatte. Und so total unabhängig, wie er immer behauptet, ist er gar nicht - er verlinkt ja auf Verkaufsseiten. Und seine Reviews zeichnen sich durch, naja, eine gewisse übertriebene Begeisterungsfähigkeit aus.
Das verstehe ich gut mit dem 35/2 Zeiss. Ich bin das 50er Zeiss Distagon an der Hasselblad gewohnt und kann nicht meckern. Neulich hat ein Freund von mir zwei Blendenreihen gemacht - einmal mit seinem Distagon 35/2 ZF und einmal mit meinem alten 35/2 non-Ai. Das Ergebnis lief überraschend gut für das Auto-O Nikkor ;-)
Aber auch so: Kann mir gut vorstellen, dass ein Profi sagt: mir ist Autofokus so wichtig, dass ich lieber das 35/1.8 AF-S G nehme, weil das schneller, leichter und genauer ist als die 1.4-Modelle von Nikon, Canon oder Sigma, mit denen ich höchstens mal Porträts machen würde. Nur mal so dahingesagt.
Zu Rockwell: Interessant fand ich diesen Antithesen-Effekt. Alle schreien "Hurra, das fühlt sich gut an", doch erstens ist das Drehen am Fokus-Ring nur einer vieler Kriterien und zweitens ist so ein EF 35/1.4 L von Canon auch für harte Einsätze gedacht. Ich fand es interessant zu erfahren, dass es ja auch noch den anderen Bedarf gibt als den des Hobbyfotografen, der darauf achtet, dass der Wiederverkaufswert seines Apparates bei Gebrauch nicht allzusehr leiden soll.
Nun ist die Sigma-Reihe noch nicht alt genug, um zu erfahren, wie so etwas nach 20 Jahren aussieht, deshalb bleibt man beim Spekulieren. Ist ja auch nicht gesagt, wie ein in Japan gefertigtes 35/1.4 AF-S G in zwanzig Jahren aussieht. Man kennt nur die Geschichte der Produktreihe, die das Image ausmacht. Wie schnell ist so ein Ding abgenudelt? Wie schnell ist ein Objektiv der L-Reihe ausgenudelt?
Fotoreporter, die für die Zeitung täglich mit dem Zeug rausmüssen, können sagen, dass auch ein 300/2.8 nicht für die Ewigkeit gebaut ist. Dann und wann ist so ein Ding einfach mal durch. Allerdings haben die auch das Glück, den Nikon Profi Service in Anspruch nehmen zu können.
Da ich auch schon mit einer Nikon F4, F5, einer D3 und einer 5D MkII und III fotografieren konnte, habe ich verstanden, was man diesen Maschinchen zumuten kann. Wenn es schnell mal rumpelig werden kann, ist Haltbarkeit schon ein wichtiges Kriterium.
Also ich hab auch keine Ahnung wie die entsprechenden Objektive gebaut sind. Aber das Sigma ist zumindest mal ein Brocken und kein Plastikteil.
Dazu find ich den Vergleich absurd! Das Sigma kostet etwa~ 730€ vs 1700€ für das Nikon! Überlebt das Nikon wegen seiner super Konstruktion zwei Sigmas wenn das eine im Schrank auf seinen Einsatz wartet?

Dazu kann man das Sigma noch selbst justieren, wenns beim Nikon nicht klappt muss man es einschicken.
Wird die Kamera bzw das System überhaupt ein Sigma überleben? Oder ist man in 8 Jahren nicht schon bei 80MP DSLM mit neuen Objektiven? Gibts dann Nikon noch?
Selbst wenn das Sigma aus Plastik wäre würde ich als Amateur wegen der Preisleistung das Sigma bevorzugen.
Ähnlich sieht es doch auch bei den 24-70er Zooms aus. Mein Tamron ist auch ein billiger Plastikbecher im Vergleich zu Nikon, hat bestimmt etwas schlechteres Bokeh, ist kontrastärmer, nicht ganz so scharf und der AF ist sicher viel langsamer. Dafür gibts Stabi für weniger als den halben Preis

Hier hat Nikon wenigstens noch wirkliche Vorteile. Trotzdem werde ich wohl nie ein Nikon 24-70mm Zoom besitzen.
Klar als Kriegsreporter würd ich vermutlich auch zu D5 und 24-70 von Nikon greifen, aber für Hobbyknipser find ich die gebotene Qualität von den Sigma ART Objektiven schon beachtlich.
So ungefähr ist auch meine Mischkalkulation. Auch ich bin nicht täglich im Gedränge, aber ich schätze Dinge, die etwas aushalten (s.o. die Beispiele mit der F4, F5, D3 usw.). Wenn ich irgendwo gegenkomme will ich nicht gleich einen Herzinfarkt bekommen. Klar, wenn ich einen Maserati fahre, darf ich nicht damit über einen Stein fahren, der auf der Fahrbahn liegt, aber nicht alle teuren Dinge sind so empfindlich wie Maseratis. Der eine braucht eine Studiokamera, der andere ein Arbeitstier. Deshalb habe ich auch keinen superaudiophilen Plattenspieler, sondern einen Technics 1210, den man auch mit der Hand anhalten oder rückwärts laufen lassen kann, ohne dass er in die Knie geht.
24-70 Zooms sind auch bei mir auf der Liste. Gern würde ich das Tamron kaufen, aber die Tonnenverzeichnung im unteren Ende lässt mich noch zögern. Dann verzichte ich wahrscheinlich lieber auf die eine Blende und hole mir das 24-105, das auch verzeichnet, aber dafür meine vom 24-105 L geschätzte Brennweite mitgeht. Oder ich kaufe mir ein gebrauchtes Nikon, mal sehen. (Zusatz: und mal sehen, wie das verzeichnet).
Fotoequipment nud harte Belastung sind 2 Dinge die nicht zusammen passen. Jede kleine Macke, jedes anstoßen, anecken oder sonstiges, kann zum ausfall des Equipments führen. Mal gehts gut, mal nicht, oft wirds gar nicht bemerkt und man macht große Augen, wenn dann der Kostenvoranschlag von der Reparatur ins Haus flattert.
Nehmen wir die Bauweise der D810 und der D5 im Vergleich zu anderen Kameras. Da gibt es hinsichtlich des Bajonetts und der Art und Weise, wie zum Beispiel die Buchsen links im Korpus angelegt sind, deutliche Unterschiede. Ein bisschen mehr Geld bedeutet, die Sachen werden anders gebaut. Wer häufiger mal an Türkanten stößt, mit Menschentrauben mitläuft usw. weiß es zu schätzen, dass es solche Apparate wie die einstelligen Nikons gibt. Dass es Leute gibt, die ihre Ausrüstung hart belasten (müssen) finde ich ja gut. An die wende ich mich ja auch gern, was meine Fragestellung betrifft. Den Nikon Profi Service kann ich noch nicht beanspruchen, aber - wenn wir jemand 5 Mepapixel weniger anbietet, dafür aber ein weniger mimosiges Modell, entscheide ich mich eben fürs Robuste. Daher interessiert mich das Image dieser Art-Reihe, das auf "Wertigkeit" abzielt. Jetzt kommt aber einer und sagt: Von den 35/1.4, die er kennt, ist das Sigma das fragilste (frei übersetzt). Finde ich interessant, diese Einschätzung und spricht gegen das Urteil der meisten Blogger (die ich genannt habe).