AW: Leica - Boom oder Hype?
Ohne jetzt näher darauf einzugehen:
Aus rationaler Sicht hast Du mit Sicherheit mit manchem Recht, aber Fotografie hat nun auch mal was mit Emotionen zu tun.
Genauso wie Kaufentscheidungen seltenst von rationaler Natur sind.
Und so stark wie Leica polarisiert, so sehr merkt man auch wie viele Emotionen dahinterstecken.
Seit den 70ern kann man das Rangefinder-Konzept als "überholt" betrachten, komischerweise gibt es Leica aber immer noch. Genauso wie es Schallplatten, Film usw. noch gibt. Aussterben wird da gar nichts und die Zeichen stehen zur Zeit für Leica besser als in den letzten zehn Jahren.
In dem Punkt habe ich nie widersprochen, ganz im Gegenteil.
Schliesslich habe ich selber eine sehr ansehnliche Menge von leica-gehäusen und Objektiven.
Meine Aussage zu diesem Aspekt ist die, daß diese Kunden im AMATEUR-Bereich eben nicht reichen werden, um langfristig profitabel zu bleiben.
Und eben die anderen Luxusgüter (superteure mechanische Uhren, Füllfederhalter, .... ) einfach ZEITLOS sind und im Gegensatz zu digitalen Kameras nicht rasch überholt werden.
Die von Dir und Anderen genannten Luxusgüter haben neben der Langlebigkeit (Vorteil für den Käufer) auch noch andere Aspekte, die sie für den HERSTELLER interessant machen:
Die Kosten für F&E und design müssen nicht innerhalb relativ kurzer zeit eingespielt werden, sondern der ROI kann in Ruhe kommen, die wirklichen Kultprodukte werden oftmals über viele Jahrzehnte völlig unverändert gebaut. ANDERS bei Kameragehäusen, sogar bei leica.
Das, was langfristig das Geld einspielen könnte (Objektive) hat einen Januskopf: Für dem Hersteller ist hier seine damals (und zum überwiegenden teil auch heute noch) hohe Qualität kontraproduktiv, weil der Gebrauchtmarkt die stagnierenden verkäufe neuer gehäuse zum guten teil ergänzt, andererseits genau dies (die Haltbarkeit) den Reiz der Marke ausmacht. Zweifellos wird noch zusätzlich Glas verkauft, aber wirklich langfristig genug?
Die bisherigen Probleme leicas mit Elektronik in Gehäusen läßt aber auch hier befürchten, daß es mit dem Einzug komplexerer Objektive, die nicht einfach nur - wie zuvor - mechanische Fokussierung und Blendenwahl, mithin also recht schlichte Anforderungen, sondern komplexe Optoelektronik beherbergen, das Ende des Rufes der Zuverlässigkeit beginnen wird.
M.E.n. kann man also die gerne angeführten Luxusgüter NICHT mit einer DIGITALEN M (komplexe, kurzlebige Digitaltechnik im Gehäuse) oder S2 (dito PLUS beginnend im Objektiv mit AF) vergleichen. Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.
Ansonsten: Das Emotionale beim Tätigen langfristiger Investitionen im privaten Bereich ist mir alles andere als fremd.
Allerdings schalte ich nicht das Gehirn aus, sondern behalte ein Equilibrium zwischen rationalen und emotionalen Aspekten.
Wenn ich einen Füllfederhalter "fürs Leben" kaufen möchte, dann probiere ich halt einige Marken aus. Und freue mich erstaunt über den halb so teuren Pelikan mit spitzenmäßigem Handling und Feder und daraus resultierendem angenehmeren Schreiben und besserem Schriftbild und lasse gerne den ursprünglich anvisierten Montblanc links liegen.
der ist dann halt für diejenigen, die damit besser schreiben oder ihn TROTZ gewisser Mängel nehmen, weil es eben ein Montblanc ist und sie....
Zum Profisektor ( S2) :
Wir haben uns ja bereits darauf geeinigt, daß wir mal abwarten, was sich ergibt. Die mittlerweile mehrfache Verschiebung der Markteinführung (ursprünglich "Sommer 2009 definitiv" , jetzt angeblich Januar 2010, mal abwarten, wann sie denn WIRKLICH auf dem MArkt käuflich ist) läßt nicht unbedingt Vertrauen aufkommen bzw. das bereits angekratzte in neuem Licht erscheinen.... besonders nicht im Profisektor, denke ich mal.
Hassi und Phase One werden sich freuen, noch mehr Zeit zu haben, um die "unteren" MF-Backs in der jeweiligen Produktreihe zu verführerischen Preisen anzubieten und damit den Markt VOR dem Erscheinen der S2 sozusagen bis zur Halskrause zu sättigen.
Gruß
MF