Hallo Gerlach, vielen Dank für Deine tröstenden Worte und Ratschläge! Ich vermute sehr, dass das geholfen hat!
Die festgeklebten Vorhanglamellen haben sich GOTT SEI DANK!!! beim vierten Versuch geöffnet, ich konnte die getrocknete und platt gedrückte Stelle sehen, an der sie festgeklebt waren. Und Dank Deines Akku-Raus-Tips hatte ich dann alle Zeit der Welt, und die habe ich mir auch genommen.
Um den Schluss vorweg zu nehmen: Die Kamera ist wieder 100% sauber und 100% einsatzbereit! PUH! ÄCHZ! STÖHN!
Ich muss meine Schlussfolgerungen der letzten Posts nun doch etwas revidieren: Für jemanden, der weiß, wie es mit Sensorfilm "fluoride " geht, für den ist eine Reinigung des Sensors auch möglich. Ich habe ja einige Erfahrung mit "Sensorfim normal", denn ich habe meine Spaßkamera, die 20D, mehrfach und immer mit allerbestem Ergebnis mit Sensorfilm gereinigt, und zwar wirklich oft, 1. weil die Kamera keine eigene Sensorreinigung hat und Reinigungen dadurch extrem häufig nötig sind und 2. weil ich mit der Kamera natürlich viel hemmungsloser umgehe. Und um es deutlich zu sagen: Sensorfilm dürfte meiner Meinung nach für alle wasserlöslichen Verunreinigungen die beste Methode überhaupt sein, wegen des Prinzips des "Einklebens" der Verunreinigung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Staub geben kann, der der Wirkungsweise von Sensorfilm widerstehen und sich auf dem Sensor halten kann. Die Ergebnisse einer erfolgreichen Behandlung sind deshalb zumindest bei mir auch immer ABSOLUT PERFEKT gewesen!
Es ist aber ein riesiger Unterschied, ob man es mit einem mit Fluorid beschichteten Sensor zu tun hat oder nicht. Und leider nutzt einem die Übung auf einem UV-Filter o.ä. nur dann etwas, wenn der auch mit Fluorid beschichtet ist, ich glaube nicht, dass so etwas zu finden ist, oder? Eine Übung auf "normalem" Glas ist keine Übung für den Sensor einer 5DII, es hat mit dem Ernstfall nichts zu tun! Wer also Sensorfilm auf einem mit Fluorid beschichteten Sensor anwendet, wird den Übungsfall mit seiner Kamera durchmachen, so wie ich. Trotz all der Aufregung komme ich nun aber doch zu einem anderen Urteil, als in meinen letzten zwei Posts, denn ich habe jetzt Übung und ich weiß was auf mich zukommt. Es ist nun doch durchaus möglich, dass ich Sensorfilm fluoride wieder benutzen werde. Wer plant, seine Kamera damit zu reinigen, dem lege ich folgende Punkte an Herz:
1.: Lasse Sensorfilm nach dem Auftrag
nicht einfach trocknen, sondern verstreiche alle 15 Minuten die entstehenden Löcher neu, bis Sensorfilm so dick geworden ist, dass es sich nicht mehr zusammenzieht.
2.: Kontrolliere besonders die äußeren Ränder! Wo Sensorfilm die Möglichkeit hat, sich auch nur leicht zusammen zu ziehen, bilden sich hauchdünne Fäden, die beim Abziehen nicht alle mitgenommen werden, einige können reißen und es bleiben deutlich sichtbare neue "Stäubchen".
3.: Sensorfilm fluoride ist extrem dickflüssig, achte deshalb ganz besonders auf Fadenbildung beim Eintauchen des Pinsels und noch mehr beim Bewegen des Pinsels in und aus dem Gehäuse. Die Fäden sind extrem dünn und kaum sichtbar und dennoch klebrig! Ich hatte einige, die an den Seitenwänden des Spiegelfaches verklebten. Ich musste mir eine besonders gute Pinzette kaufen, um sie überhaupt greifen zu können.
4.: Aufgrund der Dickflüssigkeit von Sensorfilm ist es deutlich schlechter zu verteilen als das normale Sensorfilm. Wenn man eine Vollformatkamera hat, bei der die Lichtempfindlichkeit des Sensor nahezu direkt an der Ecke zum Spiegelschacht beginnt, dann ist man gezwungen, Sensorfilm ganz dicht bis in die Ecken zu verstreichen. Dummerweise sind aber gerade diese Bereiche diejenigen, bei denen sich Sensorfilm am hartnäckigsten zusammenzieht, kleine Löcher und Einbuchtungen bildet und die erwähnten Fäden zieht. Ich habe es auch in aller Ruhe nicht geschafft, diese Einbuchtungen mit der "fluoride" Version zu schließen. Ganz einfach, weil der Film zu dickflüssig war. Ich habe diese kleinen "Randlöcher" deshalb mit der normalen, besser verteilbaren Version von Sensorfilm geschlossen. Mein Rat deshalb: Habe beide Sensorfilm-Versionen zur Hand, sie lassen sich mischen. Wenn der "Kernbereich" mit Sensorfilm "fluoride" getrocknet ist, benutze die normale Version, um die Randbereiche zu behandeln.
5.: Rechne damit, dass die Verarbeitungszeit für die Prozedur mehrere Stunden dauern kann. Dadurch, dass man immer und immer wieder Löcher schließen muss ist ein mehrfache Auftragen und anschließendes Trocknen unabdingbar. Ich werde, wenn ich Sensorfilm erneut einsetze, es nur deshalb einsetzen, weil ich durch den freundlichen Mitforenten Gerlach erfahren habe, dass bei meiner 5D2 der Spiegel in "Sensorreinigungsposition" verbleibt, wenn ich den Akku aus der Kamera entnehme (vielen Dank für den Tip!). Das ist wohl nicht bei jeder Kamera so, und wenn ich eine Fluorid-Kamera hätte, bei der der Akku das Spiegelfach offen halten muss, dann würde ich von einer Reinigung mit Sensorfilm absehen. Die Gefahr, dass die Zeit nicht reicht, um eine anständige Mehrfachverteilung von Sensorfilm zu erreichen, ist meiner Meinung nach zu hoch. Ich habe mir für die letztendlich erfolgreiche Reinigung 6 Stunden Zeit gelassen, und dabei lag die Kamera auf einer Heizung.
Noch zwei Tips für diejenigen, die vielleicht wie ich bisher ihre "non-fluoride"-Crop-Kamera erfolgreich gereinigt haben und sich nun trotz der Herausforderungen an die Reinigung Ihrer Vollformat-Fluorid-Kamera heranwagen wollen: Sorge für extrem gutes Licht! In einem großen Spiegelkasten einen kleinen Sensor zu bepinseln ist etwas anderes, als einen Vollformat-Sensor mit Lichtempfindlichkeit bis in die kleinste Ecke vor sich zu haben! Man muss sehr gut sehen können! Außerdem: Nimm Dir viel viel Zeit. Lasse den Film vollständig durchtrocknen! Durch den Mehrfachauftrag und die mögliche Wulstbildung kann die Trocknung sehr viel länger dauern als Du es von Deiner bisherigen Kamera gewohnt bist. Auch wenn Sensorfilm bereits getrocknet aussieht, kann es bei zu kurzer Wartezeit sein, dass beim Abziehen eine Stelle noch nicht vollständig getrocknet war und ein klebriger Fleck auf dem Sensor zurückbleibt. In diesem Fall würde nur eine neue Prozedur von ganz vorne helfen. Also lieber zu lange warten als zu kurz!
Gut! Ich hoffe, dass jeder, der den Sprung von der "Normal-" zur "Fluoride"-Version von Sensorfilm gerade vor sich hat, diesen meinen Text hier findet und ich damit geholfen habe, entweder von der Anwendung ganz abzusehen oder sich der Risiken bewusst zu sein und dass ihm mit meinen Erfahrungen geholfen ist.
Und vielen Dank für den Beistand hier! Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, wie froh ich bin, dass mein geliebtes Baby, meine geliebte Kamera wohlbehalten aus diesem Abenteuer hervorging. Als ich eben das Fläschchen Sensorfilm in ihrer Nähe abgestellt habe, erschauderte sie zuerst deutlich sichtbar, das Zoomobjektiv zog sich ängstlich ein und die Kamera stieß ihre CF-Karte aus, vermutlich hat sie sich übergeben. Kein Scherz!
Okidoki! Vielen Dank noch einmal! Und allseits gutes Licht!